Nichts gewusst, gehört, gesagt: Goebbels-Sekretärin Brunhilde Pomsel ist tot
© Matthias Balk/dpa
Brunhilde Pomsel, ehemalige Sekretärin bei NS-Propagandaminister Goebbels, ist in München gestorben.
Aktualisiert am 30. Januar 2017, 14:29 Uhr
Brunhilde Pomsel lebte gut in Nazi-Deutschland. Konzentrationslager und Judenvernichtung? Davon will die Sekretärin von Joseph Goebbels erst nach dem Krieg erfahren haben. "Wir haben nichts davon gewusst", beteuerte sie. Nun ist sie im Alter von 106 Jahren gestorben.
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Da mutet es eigenartig an, dass sie vor mehr als 70 Jahren so wenig mitbekommen haben will: Wie Juden gedemütigt wurden und verschwanden, darunter ihre Freundin Eva Löwenthal. Die Pogromnacht von 1938, die alltäglichen Grausamkeiten und vor allem die Propaganda, mit der die Nazis die arische Herrenrasse beschworen und Juden, Sinti, Roma und Andersdenkende als minderwertig brandmarkten.
Doch Pomsel blieb dabei: "Das schwöre ich Ihnen, wir haben nichts davon gewusst", bekräftigte sie anlässlich der Deutschlandpremiere im Sommer 2016 auf dem Filmfest München im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei höchstens zwei Mal in das Büro von Goebbels gerufen worden. "Wenn da gerade eine Besprechung war und jemand gesagt hat, das muss festgehalten werden, dann ging die Tür auf und eine von uns ging rein und hat irgendetwas mitgeschrieben und ging wieder raus. Das war alles."
"Gehorchen und ein bisschen schwindeln dabei oder lügen und die Schuld auf jemand anders schieben", so sei sie als Kind in Berlin erzogen worden, sagt sie im Film. "Preußisches Pflichtbewusstsein, ein bisschen auch dieses Sich-Unterordnen." Die Folge: "Wenn ich an einem Platz stand, dann hatte ich ihn auszufüllen."
Als Konzentrationslager für unliebsame Zeitgenossen errichtet wurden, bekam Pomsel das mit, aber: "Man wollte sie ja auch nicht gleich ins Gefängnis tun, die kamen in ein KZ zur Umerziehung, keiner hat sich Gedanken darüber gemacht." Offene Kritik? "Das war nicht möglich, oder man musste sein Leben dafür einsetzen."
So wie die Mitglieder der "Weißen Rose". "Es war jedoch dumm von ihnen, dass sie solche Dinge taten. Wenn sie den Mund gehalten hätten, dann lebten sie heute noch", ist sich Pomsel sicher und bedauert das grausame Urteil gegen die Studenten, die Flugblätter gegen das Naziregime verteilt hatten und deshalb hingerichtet wurden, "wegen eines scheiß Papiers".
Dass die Nazis furchterregend waren, musste aber auch der Sekretärin gedämmert haben, spätestens als sie Goebbels 1943 in Berlin bei der Rede im Sportpalast erlebte, wo er die Masse aufpeitschte mit der Frage "Wollt ihr den totalen Krieg?". Ein Saal voller rasender, hysterischer Menschen, die nach Einschätzung Pomsels "behext" waren von diesem "tobenden Zwerg". "Es war ein Naturereignis, die ganze Menge konnte nichts dafür und er selber wahrscheinlich auch nicht."
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