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RE: Bürgerinitiative für eine Gentechnikfreie Region Altenburger Land gegründet |
Beitrag Kennung: 158831
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Herasun hat am 29. August 2008 um 23:54 Uhr folgendes geschrieben:
Vielleicht kann mir mal jemand erklären, warum wir Menschen einfach nicht lernfähig zu sein scheinen.
Nachdem wir es offensichtlich nicht geschafft haben, mit dem, was die Natur uns bietet, verantwortungsvoll umzugehen- heißt, mit ihr im Einklang zu leben- müssen wir uns nun auch noch anmassen, verändernd in sie einzugreifen. Das halte ich für gefährlich, egal, womit dieses "Gottspielen" begründet wird. |
Die Antwort scheint für mich recht einfach. Meine Welt kommt ohne ein göttliches Wesen aus. Alle lebenden Wesen um uns wurden nach meiner Meinung nicht von einem Schöpfungsakt hervorgebracht, sondern sind das Ergebnis einer Evolution, die sich über Millionen von Jahren hingezogen hat.
Gott spielen geht genausowenig wie sich als Stellvertreter Gottes auf Erden aufzuspielen. Somit gibt es für mich kein "Gottspielen".
Und wenn die Evolution nun gezielt in eine bestimmte Richtung beeinflusst wird, indem Mutationen nicht mehr spontan entstehen, sondern gezielt hervorgerufen, um anschließend gezielt ausgelesen zu werden, ist das nicht weit von den völlig realen und natürlichen Prozessen, hat überhaupt nichts Göttliches.
Unsere Vorfahren könnten die Eigenschaften verschiedener Spezies kombinieren, indem Arten gekreuzt wurden. Leider gelang es nur, sehr nahe stehende Arten wie Pferd und Esel zu kreuzen. Die Genetiker haben nichts weiter gemacht als diese Grenze zu beseitigen, das ist doch nicht gleich der Übergang zum Mystischen oder Göttlichen!
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Herasun hat am 29. August 2008 um 23:54 Uhr folgendes geschrieben:
Eine Lösung für die von uns selbst geschaffenen Probleme ist das jedenfalls nicht, ... |
Das ist eine Pauschalaussage, die ich keinesfalls so unterschreiben würde. Du bist da Opfer einiger Nebelkerzen geworden, die die Gentechnik-Gegner gerne werfen. Gesellschaftliche und technologische Zusammenhänge werden vermischt.
Du sprichst über die "von uns selbst geschaffenen Probleme". Ich mutmaße mal, du meinst den Hunger in weiten Teilen der Welt und du meinst die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industriestaaten. (Diese beiden Probleme kamen hier im Thema bisher zur Sprache.) Das sind aber Probleme, die gesellschaftliche Ursachen haben und keine technologischen. Beweis: Beide Probleme gab es schon, als an GVO noch nicht zu denken war.
Und stell dir vor, der felixed würde seinen Traum wahr machen können und den Kommunismis etablieren können. In einer solchen Weltordnung wäre die Gentechnik eins der sehr willkommenen Werkzeuge, den Marxschen Traum "jedem nach seinen Bedürfnissen" ein weites Stück näher zu kommen.
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Herasun hat am 29. August 2008 um 23:54 Uhr folgendes geschrieben:
... sie werden m.E. dadurch höchstens verstärkt. |
Wie gesagt trifft das nicht für alle Probleme zu. Blutgerinnsel dürften durch die GV-Ziegen eher gelindert werden.
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Herasun hat am 29. August 2008 um 23:54 Uhr folgendes geschrieben:
Ach ja, und den "Frankenstein"-Gedanke von spidy halte ich für so abwegig nicht.
Mich läßt der Gedanke an genveränderte Menschen in nicht allzu ferner Zukunft jedenfalls erschaudern! |
An dieser Stelle gebe ich dir hundertprozentig Recht. Dass Menschen mit künstlich veränderten Genen herumlaufen, wär für mich ein absolutes Tabuthema.
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Imker hat am 30. August 2008 um 11:35 Uhr folgendes geschrieben:
O'h
Ich glaube ich bin hier schon wiedermal einem Befürworter der "Patente auf Leben" auf die Füße getreten - Absicht?! |
Jetzt bleib doch mal bitte sachlich! Es ist an dieser Stelle überhaupt nicht hilfreich, wenn irgendwelche Schlagworte und Parolen unverstanden ins Spiel gebracht werden.
Erstens würde ein "Patent auf Leben" bedeuten, dass jegliches Leben nur mit Genehmigung des Patentinhabers stattfinden dürfte und ggf. Lizenzgebühren dafür zu berappen wären.
Zweitens wurde ein solches Patent in diesem Thema bisher mit keinem Wort angesprochen. Solltest du über Patente auf Leben diskutieren wollen, so würde ich dich bitten, ein eigenes Thema dafür zu nutzen.
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Imker hat am 30. August 2008 um 11:35 Uhr folgendes geschrieben:
, denn ich will doch keinen Gen - verseuchten Honig, -Pollen, -Propolis, und - Gelee Royale ernten |
Den will ich auch nicht. Und aus diesem Grunde betrachte ich den Einsatz der Gentechnik sehr differenziert und lehne den Anbau von solchen GVO ab, deren Ausbreitung nicht kontrollierbar ist. Dass wir uns in dieser Frage einig sind, schrieb ich bereits, du hast es in deiner blinden Wut offensichtlich überlesen.
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Imker hat am 30. August 2008 um 11:35 Uhr folgendes geschrieben:
um diese wertvollen Bienenprodukte dann in Biogasanlagen verknappen zu lassen, |
Also, dass Honig, -Pollen, -Propolis und Gelee Royale als Rohstoffe für Biogasanlagen verwendet werden sollen, ist mir, gelinde gesagt, sehr neu. Die Tatsachen,
- dass zum Beispiel wesentlich preiswerteres und in größerer Menge verfügbares Rapsstroh geschreddert und untergepflügt wird,
- dass selbst der am höchsten subventionierte Biostrom nicht annähernd die Kosten für diese Rohstoffe decken könnte,
- dass die angeblich überflüssigen Bienenprodukte in solchen (geringen) Mengen vorliegen dürften, dass eine Entsorgung des Gelee Royale im Ausguss billiger wäre, als es zur nächsten Biogasanlage zu fahren,
- dass ein Missbrauch dieser Produkte als Schweine- oder Hühnerfutter allemal profitabler wäre als ein Einsatz in einer Biogasanlage.
Ist der Einsatz von Bienenprodukten in Biogasanlagen nicht bloß geflunkert? Und selbst wenn das Zeug in Biogasanlagen landen würde, es hätte mit dem Einsatz von GVO nicht das Geringste zu tun.
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Imker hat am 30. August 2008 um 11:35 Uhr folgendes geschrieben:
Es ist nun mal Tatsache, das 80% der Bevölkerung GVO in der Nahrung ablehnen, ... |
Ja, der Einsatz in Nahrungsmitteln ist ein zweischneidiges Schwert. Die Schaffung von solchen Nahrungsmitteln ging wesentlich schneller, als mittels konventioneller Zucht. Zurecht wird für den Einsatz in Nahrungsmitteln, vor allem für den stillschweigenden, ungefragten Einsatz dieser Technik verlangt, dass die Unbedenklichkeit nachgewiesen wird.
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Imker hat am 30. August 2008 um 11:35 Uhr folgendes geschrieben:
und ich bin einer davon, weil die Risiken nicht abschätzbar sind. |
Die Risiken sollen ja auch nicht abgeschätzt, sondern besser erforscht werden.
Das ist aber nicht die einzige Ursache. Eine weitere Ursache der 80% Ablehnung liegt darin, dass Leute wie du, dass Leute wie die Autoren deiner verlinkten Seite zum Teil bewusst, zum Teil unverstanden Falschinformationen unter die Leute bringen, um Ängste vor GVO zu schüren. Du selbst erwähntest Resistenzen im Zusammenhang mit den Ziegen - an dieser Stelle völlig abwegig. Die Gentechnikgegner polemisieren auf ihrer Seite mit "Arzneimittelfabriken".
Ich kann nicht abschätzen, wie viele Prozente Ablehnung es nur gäbe, wenn wenigstens auf Seiten der GVO-Gegner sachlich argumentiert würde.
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spidy hat am 31. August 2008 um 09:00 Uhr folgendes geschrieben:
@ Pfiffikus
Glaubst du tatsächlich das keine Gefahren von Genveränderungen ausgehen, ich nicht!
Erste negative Auswirkungen gibt es schon oder besser gesagt sie sind bekannt wie ein Beispiel aus Kanada zeigt. |
So pauschal wie dein erster Satz ist mein Glaube nicht. Ich sehe sehr wohl Gefahren im vorschnellen Einsatz von GVO und für dich wiederhole ich mich gerne noch einmal: Genveränderter Raps sollte wie alle GV-Pflanzen, deren Pollen vom Wind weggetragen werden, tabu sein. Aber leider geht es nicht nach mir.
Doch ich sehe es ein wenig differenzierter. Ich lehne keineswegs alle Einsätze der Gentechnik ab. Nicht umsonst habe ich mir ein Beispiel herausgegriffen, das auf der vom Imker verlinkten Seite (ohne Nennung von Argumenten) angeprangert wird. Eine unbeabsichtigte Einkreuzung der veränderten Gene ist weder in Wildbestände, noch in die Bestände von Biolandwirten zu erwarten. Ziegen sin nun mal keine Windbestäuber. Eine Auswirkung auf die Gesundheit von Menschen ist nur an einer einzigen Stelle zu befürchten: Beim Anwender des herzustellenden Medikaments. Aber ich bin dagegen, dass Leute wie der Imker und wahrscheinlich auch du diesem Patienten das neue Medikament vorenthalten wollen. Vielmehr möge der Patient doch bitte selber entscheiden, ob er den Einsatz dieses Medikamentes wünscht, auf dessen Beipackzettel unmissverständlich auf die Nutzung von GVO zur Produktion hingewiesen wird und ob der Patient bereit ist, mögliche Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen.
Nicht umsonst frage ich in diesem Thema ganz gezielt nach plausiblen möglichen Gefahren, die von diesem Einsatz der Gentechnik zu befürchten sind. Außer Polemik und Unterstellungen, zu denen ich am Anfang dieses Themas Stellung bezog, kam da nix. Und das finde ich wirklich jammerschade.
Die Gentechnik macht es möglich, dass bisher bestehende Grenzen überwunden werden. Zum Beispiel die Artengrenze bei Kreuzungen. Warum soll man diese Grenzen nicht an der Stelle überwinden, an der die Gefahren minimal und genau eingrenzbar sind?
Warum sollen nicht die Gene eines Dialysepatienten mit einem Schwein oder einer Kuh gekreuzt werden? Der Patient müsste dann nicht mehr warten, bis endlich ein Mensch mit dem passenden Spenderorgan stirbt. Vielmehr müsste nur gewartet werden, bis das genveränderte Kalb oder Ferkel, welches die Niere ohne Abstoßungsreaktion wachsen lässt, die gewünschte Größe hat.
Die Entscheidung, ob das so kommen soll, die möchte ich keinem Politiker überlassen. Genausowenig möchte ich eine solche Entscheidung in die Hände von irgendwelchen selbsternannten Gentechnik-Gegnern legen, die mit unverstandenen Prasen verblendet sind. Auch ich maße mir eine solche Entscheidung nicht an. Der Einzige, dem in meinen Augen eine solche Entscheidung zusteht, ist der Patient, der im Rahmen eines ärztlichen Beratungsgespräches in vollem Bewusstsein, dass GVO zum Einsatz kommen, die Frage zu beantworten hat, ob er eine solche Rinder- oder Schweineniere haben möchte oder lieber mit dem Dialyseautomaten Vorlieb nimmt. Gibts Argumente dagegen?
Pfiffikus,
der von seiner Meinung gerne abweicht, wenn jemand echte unbeherrschbare Gefahren von solchen Anwendungen der GVO plausibel machen kann
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