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RE: Lars Naundorf - Der Herr der Jobs in Gera |
Beitrag Kennung: 98597
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Ich weiß nicht, ob sich irgendjemand mal mit der Friedman-Doktrin auseinandergesetzt hat. Ich habe darüber einen Bericht im Radio gehört und fand das unwahrscheinlich interessant. Kenner der Materie, welche in diesem Falle ich bin, wissen ja schon seit geraumer Zeit genauestens Bescheid darüber, dass ich mich hin und wieder gern mit den Theorien der Neomarxisten auseinandersetze und seit Jahren schon behaupte – und zwar, wie sich immer mehr zeigt, zu Recht – dass der Erfinder des Neoliberalismus, eben jener Friedman, ein ebensolcher ist, also ein Neomarxist. An der Behauptung „Nimm den Menschen Arbeit und Brot, und es gibt Revolution“ habe ich mich ja schon ausgelassen, Friedman hat es verfeinert, indem er meinte: „Schockt die Leute so schnell und so heftig mit sozial einschneidenden Maßnahmen, dass sie alles schlucken und selber nicht mehr hinterherkommen und wenn das nicht hilft, dann gebraucht Gewalt.“ Die Folgen können wir weltweit sehen: Irak-Krieg, Niederschlagung von Massenprotesten, aktuell mal wieder in Bezug auf den G8-Gipfel thematisiert willkürliche Verhaftungen, auch Folter gehört dazu. In Deutschland geht es uns da eigentlich noch ganz gut, dachte ich. Doch nun hat RTL zur Gewaltinitiative aufgerufen. Wider der Mahnung der US-Journalistin Susan Sontag (nach dem 11. September), man möge gemeinschaftlich trauern, sich aber nicht gemeinschaftlich verblöden lassen, hat dieser Luxemburger (sic) Sender zu einem massiven Schlag gegen alles und jeden ausgeholt. Und das mit der Geheimwaffe Lars, den wir auch ruhig liebevoll den kleinen Eisbär nennen dürfen, bissl knuffig ist er ja, bemitleidenswert auf seine Art und jede Mama möchte ihn gern als asexuelles Püppchen in ihrer Gemüsekammer aufbewahren. Lars mimt nun aber für RTL den toughen Arbeitsbeschaffer (oder muß man sagen mimte, denn der Sender hat sich plötzlich pazifistisch erklärt, weil quotenmäßig scheinbar keiner auf Gewalt steht und will die Sendung absetzen, oooh schade ... muß Larsi sich bald selber wieder Arbeit beschaffen, da ist er wohl glatt no limit* an die Grenzen der eigenen Lächerlichkeitsstufe geraten). Und das hat er ganz fein gemacht. Ganz Deutschland hat sich gewundert. Nicht nur die Arbeitslosen müssen blöd und aus dem Osten sein, nein, jetzt sind es sogar schon die Arbeitsbeschaffer selber. Supi! Nicht nur die Arbeitslosen müssen heutzutage ******* aussehen, nein auch die Arbeitsbeschaffer. Nicht nur die Arbeitslosen müssen heutzutage nicht mehr die geringsten Grundlagen der deutschen Sprache beherrschen, nein auch den Arbeitsbeschaffern ist die korrekte Nutzung der Muttersprache verboten. Dabei hat sich unser kleiner Eisbär alle Mühe gegeben. Dumm rumgequatscht, den Leuten blödes Zeug erzählt, sie sogar mal richtig runtergeputzt (wegen Outfit und so, die Nummer kannten wir schon Beck) und war so ganz neoliberal. Hallo, liebes Eisbärli. So geht das nicht. Alle Parteien, einschließlich der CDU haben nur noch die soziale Gerechtigkeit im Kopp und du machst hier einen auf von gestern. Guckguck, ausschlafen. Natürlich hat er sich so dusslig angestellt, dass außer einem Praktikum (Ausbildung nannte er das, das Larsmäuschen) ohne Berufsübernahme und einem Minijob – den die Regierung gerade abschaffen will mit allen möglichen Tricks und Kniffen (ausschlafen, Larsbärli, the times they are changing) – nix erreicht hat. Der ostdeutsche Arbeitslose hat keen Job gekriegt und Lars hat auch genau gesagt, dass es so besser ist, denn, so meinte er, bei 1.900€ wäre es besser, nicht zu arbeiten, um den Lebensstandard zu halten. Hä? Was isn das fürn Motivator. Marx ist der Religionsführer aller Zeiten. Die Mauer steht noch. Und George Bush ist ein Held der Arbeit. Und Lars ist ein Arbeitsbeschaffer. Irgendwie hat RTL zur Zeit mit seinen Gewaltaktionen kein Glück. Während in einer anderen Sendung, wie meine geliebte Internetfreundin Chrizzztine (ja, mit drei z wie Zorro zahlt Zinsen) treffend beschrieb, son smarter Schuldnerberater ausm Pflegeheim (oder einem noch schlimmerem) Leuten brav zuhört, die erklären, dass sie keine Ahnung haben, wie sie zu ihren Schulden gekommen sind, wobei sie in ihrem hypothekenbelasteten Haus ihren noch nicht abbezahlten Plasmafernseher streicheln, beweist der Arbeitsbeschaffer, dass man in Deutschland jeden Scheiß machen kann, nur eben keine Arbeit beschaffen. Tolles Sendekonzept. Ich reich demnächst mal auch eins dort ein: „Der Orgasmusbeschaffer“. Das einzige, was ich dafür noch brauche, ist ein impotenter schwuler Mann in der Hauptrolle, der den Frauen in der Sendung den ultimativen Orgasmus verspricht. Wird lustig. Und vielleicht ein besserer Quotenerfolg als „Der Arbeitsbeschaffer“. Denn Sex sells! Und nicht son Ich-möchte-gern-smart-sein-Zonenzögling wie Larsimäuschen. Vorhin sagte doch eine Freundin, die genau den gleichen Job hat wie das Larsbärli, nur eben nicht im Fernsehen, lapidar zu mir: „Ach, der kommt aus Gera. Na, da ist ja alles klar.“ Das fand ich schon etwas beleidigend. Muß ich mal sagen.
*Name der Vermittlungsfirma von Lars Naundorf
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