|
RE: Gedanken zur Zeit |
Beitrag Kennung: 954753
|
|
|
|
Man könnte über 1000 Sachen schreiben und dieses geheuchelte "Überraschtsein" darüber, dass Nazis das machen, was Nazis halt machen, wenn sie mit Samthandschuhen angefasst und von großen Teilen der "Mitte der Gesellschaft" hofiert werden, ist nur noch reudig, aber belassen es bei eimal bei zwei Sachen.
1) Morddrohungen sind an der Tagesordnung. Nicht seit heute, nicht seit gestern, nicht seit vorgestern! Und nicht "nur" Politiker und Bürgermeister bekommen diese kontinuierlich.
Wenn man sich die Talkshows und Zeitungsberichte reinzieht, dann tun gefühlt gerade nahezu alle so, als ob es ein neues Phänomen ist. Lieder von uns wie "Angst frisst Seele auf" kommen nicht aus irgendwelchen Phantasiewelten sondern aus der Realität. Auch wenn es andersrum schöner wäre…
Aber machen wir es in dem Punkt kurz: Wer sich in Deutschland für eine halbwegs offene Gesellschaft einsetzt, nicht dazu aufruft, Menschen im Mittelmeer verrecken zu lassen, sondern sie zu retten. Wer sich in Deutschland gegen Neonazis - und wie die Wichser sich noch alle so nennen mögen - stellt, der hat damit zu rechnen, dass er Morddrohungen erhält und nicht nur verbal angegangen wird. Da kann man gerne mal bei all den Leuten nachfragen, die sich in den letzten Jahren zivilgesellschaftlich dahingehend engagiert haben. In Mecklenburg-Vorpommern wurden gerade 27 Leute darüber informiert, dass ein Netzwerk aus rechten Polizisten und Anwälten sie auf Todeslisten geführt hat...Ganz zu schweigen von Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe etc. nicht in das Raster der Faschos passen… Einmal nachfragen, wie oft diese Leute das Gefühl von "Angst" bzw. "ziemlich allein sein" haben. Es ist erbärmlich, wenn Bürgermeister zurücktreten müssen, weil sie Angst um ihre Familien haben. Wir haben großen Respekt vor diesen Leuten. Aber wenn die Leute nur darüber reden, wie schlimm es doch ist, dass offizielle Politiker angegangen werden, dann wirkt es einfach erbärmlich und so, als ob es bei anderen Leuten einfach Latte und nicht relevant ist, wenn der Mob auf die abgeht… So, als ob es erst ********** ist, wenn die Einschläge näher an die Häuser von irgendwelchen Repräsentanten kommen.
Wir kennen Menschen, bei denen "Patronen" in die Briefkästen getan wurden, Wir kennen Menschen die weggezogen sind, die Narben von diesen Wichsern in der Fresse tragen. Wir kennen Menschen, die auf Todeslisten stehen und standen.
Keine Politiker, aber genauso viel wert!
Man ist ganz einfach schon komplett abgestumpft, zeigt irgendwelche Morddrohungen nicht bei der Polizei an, da es sowieso nur belächelt wird/nix bei rauskommt bzw. einem noch erzählt wird, dass man selber dran schuld ist etc., oder versucht zu verdrängen und tut es selber als "Internettrolls" ab, wenn einem wieder geschrieben wird, dass man demnächst an die Wand gestellt wird…
Das sind die Fakten.
2) Wenn man ernsthaft in den letzten Tagen von etwas schockiert war, dann darüber wie offensichtlich scheißegal es einem Großteil der CDU-Leuten ist, dass einer ihrer Leute bei sich zuhause abgeknallt wurde. Selten wundern wir uns noch über irgendwas, sind überrascht… Aber dass eine Partei so demonstrativ nichts anderes als irgendwelche "Floskeln" zustande bringt, wenn ein Mensch aus ihren Reihen ermordet wurde, lässt uns wirklich ziemlich fassungslos zurück. Man kann uns vieles vorwerfen, aber ganz sicher nicht, dass wir irgendwelche großen CDU-Fans wären. Aber was gibt es in solch einem Moment für Irrelevanteres als die Parteimitgliedschaft.Und einige Male mussten wir auch schon feststellen, dass vor allen Dingen in der Kommunalpolitik irgendwelche Parteizugehörigkeiten total egal waren: irgendwelche CDUler menschlichere Positionen hatten als Leute vonne Linken. Komisch, aber wahr. So ein Mensch scheint wohl ansatzweise Walter Lübcke gewesen zu sein. Ganz offensichtlich war er ein Mensch, der das Wort christlich in seinem Parteimitgliedsausweis noch ernstgenommen und sich dafür eingesetzt hat. Und was soll man anderes denken, außer dass das scheinbar der Grund ist, weshalb ein Großteil seiner Parteikollegen so emotionslos mit dem Mord an Ihm umgeht? Was wäre los gewesen, wenn ein CDU-Politiker von einem religiösen ********* abgeknallt worden wäre, der sich vermeintlich dem Islam verschrieben hat. Was wäre los gewesen, wenn irgendsolche Freaks wie damals die RAF Menschen ihn übern Haufen geschossen hätten? Alle wären ausgetickt, aber so richtig…
Wenn aber Neonazis deinen Parteikollegen hinrichten, dann gibt’s nix anderes als ein paar aufgewärmte Floskeln. Man hat fast das Gefühl, als ob ein Großteil der CDU sich von diesem Mord nicht angesprochen fühlt, als ob da irgendwo das "Naja, hat er sich halt selbst zuzuschreiben"-Gefühl umherschwirrt. Hätte er mal die Neonazis und ihre Freunde so sehr umarmt wie wir, dann würd er jetzt auch noch leben..." Vieleicht merken sie auch, dass bei einigen ehemaligen bzw. aktuellen Parteikollegen Blut an den Händen klebt, da sie mit ihrer Rhetorik ne ganze Menge zur Stimmung beigetragen haben...
Man muss sich das nur mal ganz nüchtern vor Augen halten, was hier in den letzten Tagen passiert ist: Die einzigen Menschen, die auf die Straße gegangen sind, um auf den Mord eines CDU-Politikers zu reagieren bzw. die Empörung auf die Straße zu tragen, waren antifaschistische und zivilgesellschaftliche Gruppen. Die Leute, die oftmals als verblendet oder "Gutmenschen" verschrien werden, sind fassungslos und gehen auf die Straße, um auf den Terror der Neonazis aufmerksam zu machen, und dem Tod eines CDUlers zu gedenken, der in einer Partei war, mit der man sicherlich viele Streitpunkte hat. Aber dass ist eine Frage der Prioritätensetzung und wir finden es stark und richtig, dass dies so passiert ist und man nicht nur gesagt hat "Scheiß drauf, war nen CDUler".
Aber wieviele Demonstrationen, welchen echten, relevanten Aufschrei gab und gibt es von der CDU? Nix, gar nix! Viel mehr diskutieren kurz nach dem Tod ihres Parteikollegens CDUler darüber, wie man doch am besten mit der AFD in den verschiedensten Bundesländern eine Regierung stellen kann…
Das Geheule wird erst dann da sein, wenn dann nach und nach auch die Letzten von ihnen merken, dass sie die AFD und die Nazis mit ihrem ganzen Verständnis groß und stark genug gemacht haben und es ihnen selber an den Kragen geht und der Kopfschuss auch bei Ihnen nicht mehr weit ist, weil die Faschos merken, dass sie sie nicht mehr brauchen…
In diesem Sinne: Hoffen wir, dass wir in vielen Punkten Unrecht haben!
Hoffen wir, dass die coolen Menschen die es in der Gesellschaft noch gibt, sich von diesen Arschlöchern nicht einschüchtern und von ihrer Angst lähmen lassen.
|
|
|
|
|
|
|