WETTER MACHT GESCHICHTE :
Revolution in Frankreich 1794:
»Ein Revolutionstraum endet im Platzregen«
AKTUALISIERT AM 02.12.2002-16:48
Schuld war wieder mal das Wetter: Die Jahre 1787 und 1788 brachten ganz Frankreich schwere Mißernten wie schon im katastrophalen Hungerjahr 1709.
Schuld war wieder mal das Wetter: Die Jahre 1787 und 1788 brachten ganz Frankreich schwere Mißernten wie schon im katastrophalen Hungerjahr 1709. Der harte Winter 1788/89 tat sein übriges. Alsbald brachen im ganzen Land Hungersnöte aus, von denen auch die städtische Bevölkerung nicht verschont blieb. Nicht nur, daß die Steuerlast seit langer Zeit unerträglich hoch geworden war, jetzt stiegen auch noch die Brotpreise. Das völlig verarmte Volk war verzweifelt. Anfang 1789 kam es zu ersten Auflösungserscheinungen der öffentlichen Ordnung und Plünderungen von Lebensmitteln im Zuge lokaler Hungeraufstände. Wer konnte helfen?
Vom Staat war wenig zu erwarten. Im Gegenteil, das feudalistische Frankreich stand vor dem Bankrott. Über die Hälfte des Haushalts wurde allein für Schuldzinsen benötigt. Eine nahezu hoffnungslose Situation. Der ängstliche und kränkliche Ludwig XVI. sieht nur eine Möglichkeit, die Pleite abzuwenden. Es muß ihm gelingen, die bislang privilegierten Stände zum Zahlen zu zwingen. Ein schwieriges Vorhaben. Ludwig muß es aber wenigstens versuchen. Im Juni 1788 wurden die Generalstände erstmals nach fast 175 Jahren wieder ausgeschrieben. Es handelte sich um eine im Mittelalter entstandene Ständeversammlung, die zum letzten Mal 1614 getagt hatte und 1615 von Maria von Medici aufgelöst wurde. In ihr versammelten sich die Repräsentanten des Adels, der Kirche und des 3. Standes. Getrennt, versteht sich.
Gemeinsam war dem 1. und 2. Stand lediglich die Steuerfreiheit; eben jenes Privileg, das Ludwig zu beseitigen trachtete, um an den nötigen Zaster zu kommen. Doch das war leichter verkündet als getan. Denn zum Widerstand der Privilegierten gegen die vom König benötigten Steuerreformen gesellte sich nun auch die entschlossene Verweigerungshaltung des 3. Standes, der endlich die Gunst der Stunde nutzen wollte, um seine Forderungen nach politischer und sozialer Gleichstellung durchzusetzen. Von diesem Augenblick an war das ganze Gebäude der Monarchie bedroht!
Man könnte auch sagen: Schon mit der Einberufung der Generalstände erlebte die absolute Monarchie ihren Untergang. Am 19. November konnte der König zwar vor dem Pariser Parlament erklären: »Diese Maßnahme (die künftige Steuerpflicht des Adels) ist legal, weil ich es will.« Aber in Wirklichkeit wurde seine absolute Herrschergewalt (Richtlinienkompetenz) mehr und mehr in Frage gestellt. Noch hatten die privilegierten Schichten nicht begriffen, daß sie mit dem Angriff auf das Königtum auch sich selbst in Gefahr brachten.
#
ff |