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Pfiffikus schrieb:
Sich heute alleine auf Marx zu besinnen, das halte ich heute nicht mehr für ausreichend. Marx hat einige grundsätzliche Denkfehler gemacht bzw. er konnte zu seiner Zeit manche Dinge nicht in der Form voraussehen, wie sie eingetreten sind. Das wären nach meiner heutigen Sicht:
1. Bedürfnisse der Menschen steigen schneller, als die Produktivität wachsen kann.
Marx ging einmal davon aus, dass die Produktivität der Produktionsmittel immer weiter wächst. Irgendwann sollten sie mal so weit gewachsen sein, dass die Bedürfnisse aller gedeckt werden und das Geld abgeschafft werden könnte. Inzwischen wissen wir aber, dass die Bedürfnisse von Menschen wesentlich schneller wachsen, als die Produktivität jemals wachsen kann. Als Beleg dieser Tatsache führe ich gerne an, dass es auch in Kreisen von Managern usw., die wirklich sehr viel Geld haben, immernoch reichlich Potential zu Kapitalstraftaten gibt. Ich postuliere einfach mal: Die Menschen werden nie genug kriegen! Was sie haben, wird immer noch zu wenig sein! Somit wird das Geld als Verteilungsmechanismus für die Früchte der Arbeit immer erforderlich bleiben.
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ich konnte bei Marx nirgends finden, wo er mit deiner Eingangsthese "Bedürfnisse der Menschen steigen schneller, als die Produktivität wachsen kann" in Widerspruch geraten wäre. Im Gegenteil. Und auch ich denke, dass dies eher eine der Triebkräfte gesellschaftlicher Entwicklung ist.
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„Indem die Konsumtion das Bedürfnis neuer Produktion schafft, also den idealen, innerlich treibenden Grund der Produktion, der ihre Voraussetzung ist. Die Konsumtion schafft den Trieb der Produktion;“ K. Marx, Grundrisse, S. 13.
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nur ist es so, dass sich die Bedürfnisse selbst wandeln, vieles, was heute als Bedürfnis gilt, ist eigentlich sinnlose Verschwendung von Ressourcen, menschlichen wie materiellen. Beispiel: Werbung in all ihren Formen. Gehe ich durch einen Supermarkt (kommt nicht allzu oft vor
) und schaue, was alles an sinnlosen Produkten, an Tünneff dort angepriesen wird, dann kommt mir gelegentlich das K...); in einer kulturvolleren Zeit werden auch die Bedürfnisse kulturvoller
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Pfiffikus schrieb: Marx ging einmal davon aus, dass die Produktivität der Produktionsmittel immer weiter wächst.
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ja, und das tun sie auch, nicht erst seit Marx, aber seitdem ohne Unterlass. Und insofern ist der Beitrag von Gastli sehr passend (auch wenn ich seiner Einführung dazu nicht zustimme). Schaut man sich die Entwicklung der Arbeitsproduktivität an und die Quellen ihres Wachstums, so wird man unweigerlich erkennen, dass der Anteil vergegenständlichter Arbeit immer größer wird, der der lebendigen Arbeit dagegen sinkt. Besonders ins Auge springt dies, wenn man sich die Autoindustrie ansieht. Immer weniger Arbeiter produzieren immer mehr Fahrzeuge, allerdings unter rasantem Zuwachs an sehr quirligen, aber toten Kollgen: den Roboter. Aber dieser Trend ist nicht auf die Autoindustrie beschränkt, er ist allgegenwärtig. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass nach dem Untergang des real ex. Soz. zunächst lebendige Arbeit wohlfeiler zu haben war (und noch immer zu haben ist), ändert dies nichts am allgemeinen Trend. Genau hierin sehe ich übrigens die Produktionsmittel, die zwar unter kap. Verhältnissen entstehen, die aber unter kap. Verhältnissen nicht mehr beherrschbar sind.
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Pfiffikus schrieb: Irgendwann sollten sie mal so weit gewachsen sein, dass die Bedürfnisse aller gedeckt werden und das Geld abgeschafft werden könnte.
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darauf lasse ich olle Kalle selber antworten:
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„In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann ... die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 21.
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und sein Kumpel Fritz fügt hinzu:
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Frage: Was werden die Folgen der schließlichen Beseitigung des Privateigentums sein?
Antwort: Dadurch, daß die Gesellschaft die Benutzung sämtlicher Produktivkräfte und Verkehrsmittel sowie den Austausch und die Verteilung der Produkte den Händen der Privatkapitalisten entnimmt und nach einem aus den vorhandenen Mitteln und den Bedürfnissen der ganzen Gesellschaft sich ergebenden Plan verwaltet, werden vor allen Dingen alle die schlimmen Folgen beseitigt, welche jetzt noch mit dem Betrieb der großen Industrie verknüpft sind. Die Krisen fallen weg; die ausgedehnte Produktion, welche für die jetzige Ordnung der Gesellschaft eine Überproduktion und eine so mächtige Ursache des Elends ist, wird dann nicht einmal hinreichen und noch viel weiter ausgedehnt werden müssen. Statt Elend herbeizuführen, wird die Überproduktion über die nächsten Bedürfnisse der Gesellschaft hinaus die Befriedigung der Bedürfnisse aller sicherstellen, neue Bedürfnisse und zugleich die Mittel, sie zu befriedigen, erzeugen.
Sie wird die Bedingung und Veranlassung neuer Fortschritte sein, sie wird diese Fortschritte zustande bringen, ohne daß dadurch, wie bisher jedesmal, die Gesellschaftsordnung in Verwirrung gebracht werde. Die große Industrie, befreit von dem Druck des Privateigentums, wird sich in einer Ausdehnung entwickeln, gegen die ihre jetzige Ausbildung ebenso kleinlich erscheint wie die Manufaktur gegen die große Industrie unserer Tage. Diese Entwicklung der Industrie wird der Gesellschaft eine hinreichende Masse von Produkten zur Verfügung stellen, um damit die Bedürfnisse aller zu befriedigen. Ebenso wird der Ackerbau, der auch durch den Druck des Privateigentums und der Parzellierung daran verhindert wird, sich die schon gemachten Verbesserungen und wissenschaftlichen Entwicklungen anzueignen, einen ganz neuen Aufschwung nehmen und der Gesellschaft eine vollständig hinreichende Menge von Produkten zur Verfügung stellen.
Auf diese Weise wird die Gesellschaft Produkte genug hervorbringen, um die Verteilung so einrichten zu können, daß die Bedürfnisse aller Mitglieder befriedigt werden. Die Trennung der Gesellschaft in verschiedene, einander entgegengesetzte Klassen wird hiermit überflüssig. Sie wird aber nicht nur überflüssig, sie ist sogar unverträglich mit der neuen Gesellschaftsordnung. Die Existenz der Klassen ist hervorgegangen aus der Teilung der Arbeit, und die Teilung der Arbeit in ihrer bisherigen Weise fällt gänzlich weg. Denn um die industrielle und Ackerbauproduktion auf die geschilderte Höhe zu bringen, genügen die mechanischen und chemischen Hilfsmittel nicht allein; die Fähigkeiten der diese Hilfsmittel in Bewegung setzenden Menschen müssen ebenfalls in entsprechendem Maße entwickelt sein. Ebenso wie die Bauern und Manufakturarbeiter des vorigen Jahrhunderts ihre ganze Lebensweise veränderten und selbst ganz andere Menschen wurden, als sie in die große Industrie hineingerissen wurden, ebenso wird der gemeinsame Betrieb der Produktion durch die ganze Gesellschaft und die daraus folgende neue Entwicklung der Produktion ganz andere Menschen bedürfen und auch erzeugen. Der gemeinsame Betrieb der Produktion kann nicht durch Menschen geschehen wie die heutigen, deren jeder einem einzigen Produktionszweig untergeordnet, an ihn gekettet, von ihm ausgebeutet ist, deren jeder nur eine seiner Anlagen auf Kosten aller anderen entwickelt hat, nur einen Zweig oder nur den Zweig eines Zweiges der Gesamtproduktion kennt.
Schon die jetzige Industrie kann solche Menschen immer weniger gebrauchen. Die gemeinsam und planmäßig von der ganzen Gesellschaft betriebene Industrie setzt vollends Menschen voraus, deren Anlagen nach allen Seiten hin entwickelt sind, die imstande sind, das gesamte System der Produktion zu überschauen. Die durch die Maschinen schon jetzt untergrabene Teilung der Arbeit, die den einen zum Bauern, den anderen zum Schuster, den dritten zum Fabrikarbeiter, den vierten zum Börsenspekulanten macht, wird also gänzlich verschwinden. Die Erziehung wird die jungen Leute das ganze System der Produktion rasch durchmachen lassen können, sie wird sie in Stand setzen, der Reihe nach von einem zum andern Produktionszweig überzugehen, je nachdem die Bedürfnisse der Gesellschaft oder ihre eigenen Neigungen sie dazu veranlassen. Sie wird ihnen also den einseitigen Charakter nehmen, den die jetzige Teilung der Arbeit jedem einzelnen aufdrückt. Auf diese Weise wird die kommunistisch organisierte Gesellschaft ihren Mitgliedern Gelegenheit geben, ihre allseitig entwickelten Anlagen allseitig zu betätigen. Damit aber verschwinden notwendig auch die verschiedenen Klassen. So daß die kommunistisch organisierte Gesellschaft einerseits mit dem Bestand der Klassen unverträglich ist und andrerseits die Herstellung dieser Gesellschaft selbst die Mittel bietet, diese Klassenunterschiede aufzuheben.
Es geht hieraus hervor, daß der Gegensatz zwischen Stadt und Land ebenfalls verschwinden wird. Der Betrieb des Ackerbaues und der Industrie durch dieselben Menschen, statt durch zwei verschiedene Klassen, ist schon aus ganz materiellen Ursachen eine notwendige Bedingung der kommunistischen Assoziation. Die Zersplitterung der ackerbauenden Bevölkerung auf dem Lande, neben der Zusammendrängung der industriellen in den großen Städten, ist ein Zustand, der nur einer noch unentwickelten Stufe des Ackerbaues und der Industrie entspricht, ein Hindernis aller weiteren Entwicklung, das schon jetzt sehr fühlbar wird.
Die allgemeine Assoziation aller Gesellschaftsmitglieder zur gemeinsamen und planmäßigen Ausbeutung der Produktionskräfte, die Ausdehnung der Produktion in einem Grade, daß sie die Bedürfnisse aller befriedigen wird, das Aufhören des Zustandes, in dem die Bedürfnisse der einen auf Kosten der andern befriedigt werden, die gänzliche Vernichtung der Klassen und ihrer Gegensätze, die allseitige Entwickelung der Fähigkeiten aller Gesellschaftsmitglieder durch die Beseitigung der bisherigen Teilung der Arbeit, durch die industrielle Erziehung, durch den Wechsel der Tätigkeit, durch die Teilnahme aller an den durch alle erzeugten Genüssen, durch die Verschmelzung von Stadt und Land - das sind die Hauptresultate der Abschaffung des Privateigentums.
MEW,4,361-380
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Pfiffikus schrieb: Als Beleg dieser Tatsache führe ich gerne an, dass es auch in Kreisen von Managern usw., die wirklich sehr viel Geld haben, immernoch reichlich Potential zu Kapitalstraftaten gibt.
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Man sollte Raffgier, und nur darum handelt es sich nach meinem Verständnis hier, als niederen Instinkt, aber auf keinen Fall als Bedürfnis in einer kommunist. Gesellschaft sehen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von meilenstein: 24.10.2007 21:28.
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