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RE: Enttäuscht von der Einheit? |
Beitrag Kennung: 718516
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Auch wenn der Staat DDR nicht mehr existiert, das Feindbild DDR wird aufrecht erhalten.
Warum und für wen wird eigentlich dieser ganze Aufwand betrieben?
Erklärtes Ziel vieler "Aufklärungskampagnen zur DDR" ist die Beeinflussung des Geschichtsbilds Jugendlicher.
Vor allem geht es darum, dass eine Alternative zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht einmal mehr gedacht werden soll, um die völlige Verbannung des Sozialismus aus den Köpfen. Denn ohne eine grundsätzliche Perspektive fällt es uns auch schwerer, wirksamen Widerstand im Hier und Jetzt zu entwickeln. Widerstand gegen Ausbildungsplatzmangel, prekäre Arbeitsverhältnisse, unbezahlte Überstunden und miese Löhne. Widerstand gegen Lehrermangel, überfüllte Klassen, marode Schulgebäude und antidemokratische Lehrinhalte. Widerstand gegen Nazis, Rassismus und staatliche Auslese- und Abschiebepolitik. Widerstand gegen Kriegseinsätze, Waffenexporte und Bundeswehrpropaganda.
Den meisten ehemaligen DDR-Bürgern ist nach 25 Jahren freier Marktwirtschaft nicht mehr nach Feiern zumute. Herrschten nach 1989 zunächst Hoffnungen auf die von Kohl versprochenen "blühenden Landschaften", machte sich sehr schnell Ernüchterung breit. Denn was der Kapitalismus den frischgebackenen EinwohnerInnen der BRD zu bieten hatte, war die Inbesitznahme und das Ausschlachten der ostdeutschen Industrie durch das westdeutsche Kapital, Massenarbeitslosigkeit, Sozialabbau, Hartz IV, Chancen- und Perspektivlosigkeit.
Und auch in Westdeutschland hat das Kapital nach dem Ende der DDR die Zügel angezogen. Ohne die Systemkonkurrenz von nebenan fiel die Notwendigkeit weg, sich einen möglichst sozialen Anstrich zu geben. Lohnkürzungen, Abbau sozialer Leistungen, steigende Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind seitdem auch im Westen immer weiter auf dem Vormarsch.
Für das deutsche Kapital ein weiterer Grund zum Feiern, denn seine Strategie ist aufgegangen: das wiedervereinigte Deutschland ist dank seiner rigiden Lohn- und Sozialpolitik zur herrschenden ökonomischen Macht in Europa aufgestiegen, die weltweit wieder ganz vorne mitspielt und dazu auch militärische Mittel einsetzt.
Um diese Strategie weiter erfolgreich voranzutreiben, brauchen die deutschen Banken und Konzerne ein ruhiges Hinterland, in den Betrieben und auf der Straße.
Zu dieser Ruhe soll die Anti-DDR-Propaganda beitragen. Sie ist die ideologische Begleitmusik zu den Angriffen des deutschen Kapitals auf unsere Lebensbedingungen und seiner zunehmenden Aggressivität nach Außen.
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