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RE: rauchfrei |
Beitrag Kennung: 113568
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das schrieb mathias biskupek in der ta.am 29.12.07
Wenn blauer Dunst wabert
Die deutsche Frau raucht nicht. Mindestens seit 1933. Auch ahnen wir, dass Vegetarier, Temperenzler und Nichtraucher Men-schen sind, die ihre Ideen gern für die allgemeine Volksbeglückung einsetzen. Die allgemeine Volksbeglückung in demokratischen Gesellschaften aber wird mehrheitlich beschlossen und ge-setzlich geregelt. Drum sind wir im kommenden Jahr in der Lage, streng geschützt als Nichtraucher, uns allseitig zu entwickeln.
ERFURT. Wir Nichtraucher, der Autor ist seit 57 Jahren Passivraucher, werden künftig in Kneipen viel Platz haben. Wir werden in Diskotheken uns mit uns selbst auf der Tanzfläche bewegen - ein Trend, welcher der immer besseren Individualisierung und der Abschottung des Einzelnen vom überwundenen Kollektiv entspricht. Noch gibt es allerdings gemeinsame Freiräume für die beiden Menschenrassen Aktivraucher und Passivraucher, zum Beispiel allgemeine städtische Verkehrsräume und unüber-dachte Einkaufsmeilen. Vor Kneipen wird es, wie in Italien und Irland, Rauchergrüppchen geben. Ist das im Sinne unserer Gesetze? Verlagern wir damit die menschheitsvernichtenden Schadstoffschleudern nicht nur? Wie soll ich in Lokale gelangen, wenn davor blauer Dunst wabert? Der Gesetzgeber hat hier absolut unprofessionell gearbeitet. Sollte man nicht überall zur Trennung schreiten? Straße frei für Nichtraucher! Raucher sollten auf dem Strich gehen, was sich seit Jahrhunderten auch anderweitig bewährt hat. Und da bei Rauchern ja bereits die Kleidung einen unüberriechbaren Eindruck macht, müssten Raucher besonders gekennzeichnet werden, damit die Mehrheit vor schadstoffbelasteten Ausdünstungen gewarnt ist. Gelbe Raucherzähne, gelbe Raucherfinger, gelbe Kennzeichnungen. Man stelle sich nur dieses Schreckensszenario vor: Raucher rotten sich vor "Müllverbrennungsanlagen" zusammen. Als "Müllverbrennungsanlagen" werden unsere thermischen Klimaschutzeinrichtungen sprachlich herabgewürdigt. Durch solche, gesetzlich leider noch nicht verbotenen Raucherzusammenrottungen werden die unbedenklichen Messwerte unserer Klima-schutzeinrichtungen doch sofort bedenklich. Denn der Schadstoffausstoß eines Rauchers ist amtlich festgestellt und festgelegt, nicht aber der unserer industriellen Umweltschon anlagen. Doch viel wichtiger scheint mir die Frage: Müssen wir Mehrheitler (übersetzt: Bolschewisten) jetzt nicht für das Wohlergehen unserer Gaststättenwirtschaft in die Bresche springen? Denn es heißt ja, dass Raucher durch Verkettung von Qualm und Alkohol (Ketten-Raucher!) den Getränkekonsum auf der Höhe der dringend nötigen Gewinnmargen halten. Alkohol, das haben wir aber schon mit den ersten bitteren Bieren eingesogen, ist schädlich, gif-tig, zerrüttet Ehen, lässt Kinder vernachlässigen, verhungern, zerstückeln, abtreiben. Als echte Bolschewiken (Mehrheitler) können wir das nicht dulden. Alkohol - raus aus volksgemeinschaftlichen Ballungsräumen! Doch können wir allein mit erhöhtem Speisenkonsum in Gaststätten die nötigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten? Schließlich sind wir zwar Bolschewisten, aber keine Kommunisten, die die freie, soziale Marktwirtschaft durch Konsumeinschränkung und durch drakonische Kapitalismus-Verbote kastrieren. Vom einfachen Schnitzel mit Pommesmayo zum Doppelschnitzel mit Riesenpommes und Maximayo. Das wäre das wirtschaftsliberale Gebot einer jeden Stunde im Jahre 2008 - doch wir müssen erneut streng humanistisch, also wissenschaftlich nachdenken:Als Nichtraucher mit Gewissen, die wir mehrheitlich, also auch wieder streng bolschewistisch, der Freundschaft mit den Tie-ren aller Länder verpflichtet sind, können wir immer größere Fleischberge von immer schlimmer ausgebeuteten Gottesgeschöpfen nicht hinnehmen. Sage mir, ob du Tierleichen isst, und ich sage dir, ob das Wort des Herrn dir jemals auf der Zunge zergangen ist. Wer gibt uns, die wir in der übergroßen Mehrheit für das Lebensrecht niedlicher kleiner Eisbären eintreten, das Recht, Schweine, nur weil sie etwas größer, ringelschwänzig und unbehaart sind und manchmal so schlecht wie Raucher riechen, massenhaft abzuschlachten? Schlachten wir etwa Raucher ab? Nein! Ein diesbezügliches Gesetz würden wir von der Partei der humanistischen Passivraucher im Rahmen der zu verschärfenden Gesetze mit knapper aber deutlicher bolschewistischer Mehrheit zu-nächst in die Ausschüsse verweisen.Und natürlich müssen wir auch der Rübe auf dem Felde, dem Salatblatt auf der Wiese und dem Körnlein in der Ähre ein Lebensrecht zugestehen. Wissen wir, wie die Haferflocke sich fühlt, wenn wir sie in Milch ertränken und zwischen den Zähnen zermalmen? Wer Pflanzen mit Stumpf und Stiel ausreißt, der reißt am Ende auch Menschen den Stengel ab.Machen gewisse Bürgertöchterlein, die zum Glück noch nicht zur bolschewistischen Mehrheit zählen, sich nicht einen Spaß daraus, Körner zu zermanschen, Pflanzenleiber zu häckseln, lebendige Gräser in immer unersättlichere Schlünde zu stopfen? Es geht ein Gespenst um in Europamerika: Der Vegetarismus mit seiner radikalen Vorhut, den Veganern - einer Partei neuen Typus. Die spielen sich immer mehr auf zum Richter über Tod und Leben unserer Pflanzenfreunde in Feld und Flur. Wer also die unschuldige Kamillenblüte, die duftende Querwurzknolle und, ja auch das malerische Tabakpflänzlein allein zu seinem rohen Vergnügen ausreißt, der wird am Ende zum Raucher, zur stinkenden Qualmschleuder, zum Terroristen und Klimakiller des Jahrhunderts werden. Dies aber gilt es zu verhindern!Gesetzgeber des Jahres 2008 - übernehmen Sie!
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