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Ehrenmorde Verfolgte Töchter, verlorene Söhne
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ClaudiaPoser
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599 geschriebene Beiträge
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Wohnort: Gera
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04.09.2007 ~ 18:01 Uhr ~ ClaudiaPoser schreibt:
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im Forum Thüringen seit: 29.08.2007
3 erhaltene Danksagungen
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Ehrenmorde Verfolgte Töchter, verlorene Söhne |
Beitrag Kennung: 61280
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Ehrenmorde Verfolgte Töchter, verlorene Söhne
Morde im Namen der Ehre
Brüder verprügeln ihre Schwestern, Väter töten ihre Töchter - weil sie der Familie Schande gemacht haben. 5.000 Morde im Namen der Ehre werden weltweit pro Jahr bekannt, neun davon im vergangenen Jahr mitten in Deutschland. Die Dunkelziffer liegt weit höher.
Verschleiertes Gesicht, von dem nur die geschminkten Augen zu sehen sind
Die 24-jährige Seyran lebt an einem anonymen Ort, irgendwo in Deutschland. Sie will nicht erkannt werden, deshalb haben wir ihren Namen geändert. Ihre Brüder schlugen sie krankenhausreif. Nur weil sie einen Freund hatte. Seyran erzählt: "Sobald man einen Fehler begeht, mischt sich die ganze Familie ein, und auch Bekannte und Nachbarn. Sobald die erfahren hatten, dass ich einen Freund habe, kam die ganze Familie auf mich zu. Ich hätte die Ehre verletzt, sagten sie. Meine Brüder haben mir gedroht, sie haben mich verprügelt, die Nase gebrochen. Sie haben mir überhaupt nicht zugehört."
Auch eine andere 24-Jährige ist untergetaucht, nennen wir sie Ayse. Auch sie wurde von ihren Brüdern bedroht, geschlagen, eingesperrt. Eines Tages eskalierte der Streit. Stunden später erfuhr Ayse: Ihr Freund wurde ermordet. Von ihrem Bruder. "Als ich von der Tat hörte, habe ich nie zuvor und nie danach solche Schmerzen gehabt. Denn ich habe meine Liebe, meinen Freund verloren, aber auch meinen Bruder, mein Ein und Alles."
Eine junge Frau legt eine Rose vor einem Foto der ermordeten Deutsch-Türkin nieder
* Trauer um die Opfer
Warum kontrollieren, prügeln, warum töten Brüder ihre Schwestern oder deren Liebhaber im Namen der Ehre? Warum folgen Einwandererenkel, die hier geboren und aufgewachsen sind, Traditionen, die aus der Heimat ihrer Eltern oder Großeltern stammen? Die Sache mit der Ehre ist nicht nur für die Frauen, sondern auch für die jungen Männer eine Last. "Das größte Problem", sagt ein junger Türke,"ist nicht, dass meine Schwester ausgeht, sondern dass alle reden. Selbst wenn sie mit einem Jungen was trinken geht und sie gar nichts miteinander haben. Darüber wird ja schon gelästert. Wenn sie mit einem Jungen gesehen wird, dann reden sie schlecht über mich. Dann ist es schon Schande für die Familie."
Den Stolz und die Ehre der Familie wiederherstellen
Tatort Esslingen am Neckar. In den frühen Morgenstunden des 12. Oktober 2004 macht der Besitzer eines Lebensmittelgeschäftes einen grausigen Fund: Sein junger türkischer Angestellter liegt tot auf dem Boden, verblutet. Niedergestreckt mit 40 Messerstichen, davon 22 in Kopf und Gesicht. Die Polizei in Esslingen setzt eine Sonderkommission ein.
Nur einen Tag später gesteht ein 18-Jähriger die Bluttat. Er hat den 27-jährigen Freund seiner Schwester umgebracht. Kriminalhauptkommissar Michael Gerg, der die Ermittlungen leitete, über das Tatmotiv: "Gegenüber uns hat er angegeben, dass er den Stolz und die Ehre der Familie wiederherstellen wollte. Andererseits haben wir relativ schnell gemerkt, dass da auch noch andere Dinge mitgespielt haben: Da ging es um Anerkennung innerhalb der Familie, um die eigene Stellung im Familienverbund."
Der junge Täter ist türkischer Abstammung, in Deutschland geboren und aufgewachsen. Seine Familie ist konservativ, in patriarchalen Traditionen verhaftet, aber nicht streng religiös. Der Vater starb früh. Die Söhne sind überfordert, vor allem in der traditionellen Rolle des vermeintlichen Ordnungshüters. Ein ungeheurer Druck, sagen Freunde des Täters in Esslingen: "Die Familie hat immer eine Erwartung." Sie sollen gute Vorbilder sein für ihre jüngeren Geschwister. Als "selbst ernannter Held" habe der 18-Jährige gehandelt, "der sich für die Familie aufopfert", so das Gutachten des Jugendpsychiaters. Das Urteil der Jugendrichter: Mord. Neun Jahre Gefängnis - ein Jahr unter der Höchststrafe.
Autorin: Susanne Babila/ bearbeitet von Sandra Kaupmann
http://www.swr.de/islam/konflikte/-/id=1...p7d26/index.htm
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