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Ungebildet und verhetzt
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orca
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Wohnort: Dresden
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05.08.2007 ~ 14:07 Uhr ~ orca schreibt:
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im Forum Thüringen seit: 20.06.2007
1084 erhaltene Danksagungen
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Ungebildet und verhetzt |
Beitrag Kennung: 56889
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Gestern hatten wir Wandertag. Wie es sich für Unsereins gehört, zuerst zum DDR-Museum in Pirna, welches ein Nichtverhetzter in einem Gebäude eines Pionierregiments der NVA in Pirna einrichtet. Allein die Gästebucheinträge sprechen für sich. Sie zeugen mitnichten von "Ostalgie", sondern von der mehrheitlichen Erkenntnis, nach einem Leben in einem sozialen menschenfreundlichen System nun in einem asozialen menschenfeindlichen gelandet zu sein. Natürlich sind Besucher, welche in einem DDR-Museum Gästebucheinträge schreiben, eine selektierte Gruppe.
Danach fuhren wir in die ehemalige psychiatrische Klinik Pirna-Sonnenstein, welche von einer der fortschrittlichsten Psychiatrien der Welt im faschistischen Deutschen Reich zu einer der sechs Mordfabriken für psychiatrische Patienten - und nebenbei auch KZ-Häftlinge - wurde. Mit Kohlenmonoxid durch einen qualvollen Erstickungstod ermordet wurden in nur 14 Monaten 13742 Menschen.
So erschreckend diese Tatsachen allein schon sind, so war doch das Unwissen und die Verhetzung der jungen Frau, welche dort die Führungen macht, fast noch erschreckender. Sie schien die "Euthanasie"-Aktion, welche nach der Adresse der Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, "T4" genannt wird, für einen bösen Einfall einer Handvoll Nazis zu halten. Und das, obwohl sie selbst mehrfach den wesentlichen Grund als historischen Fakt nannte: Die Senkung der Ausgaben für Menschen, welche keinen Profit produzieren. Eine Parallele zur heute ebenfalls aus Kostengründen immer schlechter werdenden psychologischen und psychiatrischen Versorgung lehnte sie schlichtweg ab.
Weiterhin hetzte sie - offenbar auftragsgemäß, denn mit ihren 23 Jahren konnte sie das selbst nicht wissen - gegen die DDR, indem sie dreist behauptete, die "Euthanasie" sei in der SBZ/DDR nicht aufgearbeitet worden und die Bevölkerung des Dresdner Raumes habe erst nach der "Wende" von den Verbrechen in Pirna-Sonnenstein erfahren. Dreist vor Allem deshalb, da sie ja ganz offensichtlich DDR-Bürger, die meisten aus Dresden und Umgebung, vor sich hatte und ihre Behauptung auch dann noch aufrechterhielt, als wir sie darüber aufklärten, daß uns "T4" und die verbrecherische Funktion der psychiatrischen Einrichtung Pirna-Sonnenstein durchaus bekannt waren.
Noch verheerender war ihr Unvermögen, die Bestrafung der Verbrechen historisch und gesellschaftlich einzuordnen, obwohl sie die Fakten richtig wiedergab. Nämlich, daß in der sowjetischen Besatzungszone 1947 im "Dresdner Ärzteprozeß" mehrere Beteiligte zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Die Mehrheit der Beteiligten floh aber rechtzeitig in die imperialistischen Besatzungszonen, wo sie weiter als Ärzte, Schwestern oder Pfleger tätig waren und einige viel später zwar vor Gericht gestellt, aber freigesprochen wurden, weil sie angeblich die Rechtswidrigkeit ihres Handelns nicht erkennen konnten. Und das, obwohl alle Beteiligten vor die Wahl gestellt wurden, an den Verbrechen teilzunehmen und unterschrieben, unter Androhung der mit niemandem über die Tätigkeit zu sprechen. Und da soll Jemandem nicht klar sein, daß diese Tätigkeit ungesetzlich ist?
Die Museumsführerin war nicht in der Lage, zu erkennen, daß Nazi- und Kriegsverbrecher in der SBZ/DDR konsequent verfolgt und hart bestraft wurden, die BRD ihnen hingegen nicht nur kein Haar krümmte, sondern ganz entscheidend von ebensolchen Nazi- und Kriegsverbrechern aufgebaut wurde. Und sie versuchte sogar noch, uns einzureden, die wirkliche Aufarbeitung hätte erst nach der Konterrevolution begonnen, welche sie üblicherweise als "Wende" bezeichnete, wie das bei bürgerlichen Ideologen und deren Nachplapperern nunmal üblich ist.
Fazit: Die Kinder und Jugendlichen werden im bürgerlichen Geschichtenunterricht nicht nur völlig desinformiert, sondern später selbst als Multiplikatoren der Lügen iber das faschistische Deutsche Reich, die BRD und die DDR eingesetzt. In nur 17 Jahren hat die Verlödung der Jugend erschreckende Ausmaße angenommen und ist mit einer beispiellosen Arroganz gekoppelt, die Lügen auch dann aufrecht zu erhalten, wenn das Gegenüber selbst die Wahrheit kennt.
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