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RE: Atomkraft - Welche Gefahr besteht? |
Beitrag Kennung: 554612
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Interessant für die gegenwärtigen Entwicklungen um Fukushima sind die Beobachtungen von Gesundheitsschäden in Deutschland und Westeuropa nach Tschernobyl – weit weg vom Katastrophenreaktor und bei bloß „moderaten“ Strahlenbelastungen: Karl Sperling ist der Doyen der Genetiker in Berlin. Er wurde auf eine plötzliche Zunahme von Neugeborenen mit Downsyndrom in Westberlin aufmerksam; die Zunahme erfolgte im Januar 1987. Nachdem alle für ihn vorstellbaren Ursachen dafür ausgeschlossen werden konnten, stieß er zufällig auf Daten zum Tschernobyl-Fallout neun Monate zuvor. Auch in Weißrussland wurden später Daten erhoben, die einen steilen Anstieg der Zahl der Kinder mit Trisomie ebenfalls im Januar 1987 zeigten. Dort hielt sich zudem über viele Jahre ein höheres Niveau als vor 1986. Sperling wurde nach seiner Veröffentlichung unter Druck gesetzt, abzuschwören, doch er blieb bei seinen Ergebnissen.
Hagen Scherb, Mathematiker am Helmholtzzentrum München, hat die Säuglingssterblichkeit bzw. die Totgeburten in Westeuropa untersucht und festgestellt, dass sich der Trend nach 1986 signifikant verändert hat. An finnischen Daten konnte er zeigen, dass die Totgeburten mit steigender Belastung durch den Fallout zunahmen. Tausende Kinder sind nach Tschernobyl in Westeuropa über den zu erwartenden Trend hinaus tot geboren worden oder kurz nach der Geburt gestorben. Scherb hat anhand bayerischer Daten zu angeborenen Fehlbildungen in den Landkreisen mit höherem Tschernobyl-Fallout festgestellt, dass die Fehlbildungen dort dramatisch zugenommen haben, während sie in den niedriger belasteten Landkreisen annähernd konstant geblieben sind. Umfangreichere Untersuchungen zu Fehlbildungen sind kaum möglich, weil es in den meisten Staaten keine Fehlbildungsregister gibt. Die jüngsten Arbeiten von Scherb und seinen Kollegen befassen sich mit der Beobachtung, dass sich nach Tschernobyl das Verhältnis von neugeborenen Jungen zu neugeborenen Mädchen in Europa, in der Tschernobylregion und den asiatischen Staaten der früheren Sowjetunion verändert hat. In der Konsequenz bedeutet das einen Verlust von etwa einer Million ungeborener Kinder – überwiegend Mädchen.
[Sebastian Pflugbeil: Tschernobyl in Permanenz. Ein Jahr Fukushima, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 3/2012, S. 96., www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2012/m...yl-in-permanenz]
* Totgeburten, Fehlgeburten, Nichtgeburten.
Atomkraft – Ausgeburt des hellen Irrsinns.
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