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Ludwig mit dem Barte und sein Stamm |
Beitrag Kennung: 49352
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Kaiser Konrad II. sandte einen Verwandten in das Thüringer Land, der hieß Ludwig und trug einen langen Bart, darum nannten ihn die Thüringer den Grafen im Barte, und gewannen ihn lieb, weil er leutselig war und guten Rat erteilte, und wählten ihn hernachmals zu ihrem Richter. Als solchen bestätigte Kaiser Konrad den Grafen im Barte gern, verlieh ihm Güter und machte ihn zu einem Vizedom in Thüringen und zu einem Landrichter, und Konrads Nachfolger bestätigte ihn in allen Besitzungen und Würden.
Darauf erbaute Ludwig sich eine Burg auf einem hohen Berg über Friedrichsrode, und als er sie vollendet sah, rief er freudig aus: Nun schaue, welch eine Burg! Davon ward sie Schaueinburg genannt, hernach Schauenburg. Graf Ludwig im Barte vermählte sich mit Cäcilie, einer jungen Witwe, die brachte ihm Sangerhausen, die Stadt, zu, nebst vielem Reichtum an Geld und Gut, Land und Leuten, und bekam von ihr einen Sohn, auch Ludwig genannt, der ward getauft in der- Kirche auf dem Altenberge, wo der heilige Bomfazius mit zu allererst den Thüringern das Evangelium gepredigt, die hatte Graf Ludwig erbaut, und ließ sie weihen in die Ehre Sankt Johannis des Täufers am Tauftage seines Erstgebornen durch Bardo, den Erzbischof zu Mainz, und waren viele Fürsten, Grafen und Herren aus Thüringen und den Nachbarlanden Zeugen.
Nachderhand bekam Graf Ludwig im Barte durch sein Gemahel noch zwei Söhne und drei Töchter. Ein Sohn hieß Beringer, der empfing von der Mutter Erbe Sangerhausen mit Zubehör, doch starb er bald nach dem Vater. Ein Sohn, den Beringer hinterließ, hieß Konrad, der erbaute Hohnstein am Harz, weil sein Bruder Ludwig ihm Sangerhausen abkaufte, und ward der Grafen von Hohnstein Ahnherr; Ludwigs dritter Sohn hieß Heinrich, der war gar still und ruhig, und die Leute gaben ihm den Zunamen Rape. Der hat Rapenberg erbaut und bewohnt. Dreißig Jahre lang hat Ludwig im Bart im Lande Thüringen gewohnt und gewaltet und ihm treulich vorgestanden.
Er starb auf einer Fahrt nach Speyer zu Kaiser Heinrichs 111. Begräbnis, auf der Rückreise in Mainz, und ward alldort in Sankt Albans Kirche begraben. Am Nikolaitorturm zu Eisenach steht noch verwittert sein steinern Bild mit langem Bart. Er ward der Ahnherr aller Landgrafen von Thüringen.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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