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Original von Torsten
Doch, es sind alle Bedingungen, denn der Zwangsarbeiter hat keinerlei Gestaltungsspielraum, sondern muß die Arbeit annehmen, die ihm aufgezwungen wird. Selbst wenn sie gesundheitsschädigend ist (ich kenne mehrere Fälle, in welchen Personen mit Rückenleiden zu dafür schädlichen Arbeiten gezwungen wurden) oder die "Aufwandsentschädigung" (für Zwangsarbeit gibts nämlich keinen Lohn) den Mehraufwand nicht abdeckt. |
Es ist jammerschade, dass du mein voriges Posting zu diesem Thema nicht so ausführlich gelesen hast, wie es der Sache dienlich wäre. Du haust schon wieder zwei Dinge zusammen, die in Wirklichkeit nicht zusammen gehören.
Da ist einerseits die Frage, ob eine Arbeit für eine Person zumutbar ist oder ob sie es nicht ist. Dazu ordne ich auch dein Beispiel ein. Aber es steht dir frei, nebenan ein wieteres Thema zu starten, in dem es um die Sinnhaltigkeit und die Humanität von Zumutbarkeitsregeln geht. Wir sind und sicherlich einig, dass es da gewaltigen Verbesserungsbedarf gibt. Doch darum geht es hier nicht.
Hier geht es darum, ob ein Betroffener verpflichtet ist, einer zumutbaren Tätigkeit nachzugehen. Und hier sage ich in alter menschlicher Tradition, die sich schon seit Jahrhunderttausenden bewährt hat und nach deinen eigenen Ausführungen im Sozialismus fortsetzen wird ("Nun, im Sozialismus besteht das Recht auf und die Pflicht zur Arbeit für Alle."), ein eindeutiges JA. Warum soll das also in einer heutigen Episode der Geschichte nicht so sein?
Strittig wäre nur noch das Mittel, mit dem diese Pflicht zur Arbeit durchgesetzt wird. Ketten, Peitschen, Zwangs- und Arbeitslager lehne ich jedenfalls ab. Welche Mittel blieben denn sonst noch, Personen zu einer zumutbaren Tätigkeit zu zwingen, die leider nicht den Vorstellungen und Wünschen entspricht?
Zitat: |
Original von Torsten
Wie sollte man ihn denn verstehen? Vielleicht so:
"Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Zwangsarbeit ist dabei als freiwillig zu betrachten." |
Deinem Ergänzungsvorschlag würd ich nicht so zustimmen wollen. Und schon wieder landen wir beim selben Thema. Es gibt leider Tätigkeiten, die sind (aufgrund der Art der Tätigkeit und heute jedenfalls auch aufgrund ihrer Bezahlung) attraktiv, andere sind weniger attraktiv.
Ich möchte dir den Artikel 12 aus meiner unmassgeblichen Sicht mit einem Beispiel erläutern. Nehmen wir mal an, es entschliesst sich einer, Schamhaarfriseur zu werden. Nach meinen Recherchen dürfte das hier in Gera eine echte Marktlücke sein! Artikel 12 besagt, dass ihm niemand wirksam verbieten darf, sich für diesen Beruf zu entscheiden.
Nun könnte es sein, dass sich bereits nach wenigen Wochen herausstellt, dass man von diesem Geschäft nicht leben kann, da es an Kundschaft mangelt und die Leute einfach noch nicht reif dafür sind. Doch irgendwie muss dieser Bürger trotz seiner Berufswahl seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Erstmal greift nun die regulierende Funktion des Geldes ein, die ich nach gegenwärtigem Erkenntnisstand für unentbehrlich halte. Er könnte sich für einen anderen Beruf entscheiden, der zwar nicht seinen Neigungen entspricht, möglich sogar total widerspricht, doch ihm den Lebensunterhalt sichert. Artikel 12 sichert ihm nun zu, dass er, falls er Lust verspürt, seinem geliebten Beruf als Schamhaarfriseur als Nebenjob weiterhin nachgehen darf.
Oder er legt den Artikel 12 so grosszügig aus, wie du. In diesem Falle würde er über kurz oder lang bei HartzIV landen. Wenn jemand also auf die Hilfe der Gesellschaft angewiesen ist, so ist es für mich selbstverständlich, dass er eine zumutbare Tätigkeit anzunehmen hat, auch wenn sie nicht den Neigungen und Wünschen des Betroffenen entspricht. Nach meiner Interpretation von Artikel 12 kann ihm aber auch jetzt nicht verboten werden, seinem selbstgewählten Beruf nebenberuflich nachzugehen und das Einkommen damit ein wenig aufzubessern. Mehr sichert ihm Artikel 12 nicht zu. Keinesfalls kann er unter Berufung auf Artikel 12 von wem auch immer ein Recht auf die Schaffung einer Stelle als Schamhaarfriseur verlangen.
Pfiffikus,
der es auch heute gut findet, dass es einen Zwang zur Arbeit gibt
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