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RE: Silo-Verantwortliche vor Gericht |
Beitrag Kennung: 31853
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Im Prozess um den folgenschweren Brand im Getreidesilo Niederpöllnitz im August 2003 sind die Angeklagten am Dienstag durch Zeugenaussagen schwer belastet worden. Fast zweieinhalb Stunden musste der damals zuständige Kreisbrandmeister des Landkreises Greiz dem Landgericht Gera Rede und Antwort stehen. Er sagte unter anderem aus, er habe «den Eindruck gehabt, dass die Verantwortlichen nicht an dem Einsatz der Feuerwehr interessiert waren».
Dieses «Bauchgefühl» begründete er damit, dass die zuständige Freiwillige Feuerwehr
- nachdem Werksangehörige vergeblich versucht hatten, den Brand zu löschen - am späten Abend des 14. August 2003 nicht durch das Unternehmen, sondern von einem Mitarbeiter über dessen privates Handy alarmiert wurde. Außerdem sei es zu keinem klärenden Gespräch mit Vertretern der Geschäftsleitung darüber gekommen, «was seit dem Nachmittag passiert war». Da sollen bereits Glutnester entdeckt worden sein. Erst nach dem verheerenden Feuer hätten die Feuerwehrleute zudem erfahren, dass der Brand «schon etwa zwei Tage vor sich hin schwelte». Infolge einer tagelangen Hitzewelle hatten sich - das ergaben auch die Ermittlungen - die Getreide- und Futterkomponenten in dem Silo erhitzt und sich Brandnester gebildet.
Der Zeuge berichtete außerdem von Problemen bei der Wasserzufuhr infolge verdreckter Steigleitungen sowie bei der Herstellung des zum Löschen benötigten Schaumes, weil das im Unternehmen vorhandene Gerät nicht funktionsfähig war. Ehe das Ersatzgerät jedoch eingesetzt werden konnte, kam es in der betroffenen elften Etage des Silos zu einer Staubexplosion. Dadurch stürzten die Decken dieser und der darüber gelegenen Etage ein und begruben fünf Feuerwehrleute unter sich. Während drei von ihnen geborgen und mit drei weiteren Verletzten im Krankenhaus behandelt werden konnten, kam für den 52-jährigen Wehrleiter und einen 22-jährigen Feuerwehrmann aus Niederpöllnitz jede Hilfe zu spät.
Deshalb stehen der ehemalige Produktionsleiter und der Geschäftsführer der Handels- und Getreideverarbeitung GmbH Niederpöllnitz vor Gericht. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft fahrlässige Tötung, Körperverletzung und Brandstiftung vor. Die beiden 63 und 45 Jahre alten Männer haben die gegen sie erhobenen Vorwürfe bestritten.
Der Geschäftsführer eines Tochter-Unternehmens sagte als Zeuge aus, dass ihn am späten Abend vor der Katastrophe ein Mitarbeiter angerufen und über das Geschehen vor Ort informiert habe, weil der Geschäftsführer nicht zu erreichen sei. Der Kollege habe von «glühenden Nestern» in dem Silo berichtet und gefragt, was zu tun sei. Er habe geraten, umgehend die Feuerwehr zu rufen. Was dann auch geschehen sei.
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