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Kein Einzelhandel am Milchhof
Stimmungsbild unter Stadträten drei Wochen vor geplanter Abkehr vom Schlossparkcenter
Von Uwe Müller Gera. Drei Wochen verbleiben bis zur Entscheidung im Stadtrat, ob die Pläne für das Schlossparkcenter Tinz zu den Akten gelegt werden. Doch ein erstes Stimmungsbild, das der Umwelt- und Verkehrsausschuss vermittelte, lässt erkennen, dass es für dieses Einkaufszentrum an der Siemensstraße keine Zukunft gibt. Damit ist der einzige bekannte Investor, der sich für die Brache des Osterland-Milchhofes interessiert, aus dem Rennen ist.
Baudezernent Ramon Miller (SPD) hält dem Bauträger vor, seit dem letzten Stadtratsbeschluss für das Einkaufszentrum im Herbst 2005 "keine weiteren Aktivitäten" unternommen zu haben. Wenn die Stadt jetzt den Bebauungsplan zum Gewerbegebiet Leibnizstraße aus dem Jahre 1995 wieder aufleben lassen wolle, werde die Voraussetzung für eine geordnete städtebauliche Entwicklung geschaffen. Zugleich rückte der Baudezernent die politische Absicht in den Mittelpunkt: "Ziel ist es, den Einzelhandel zu stärken - aber in der Innenstadt. Dagegen besteht ein Defizit an Gewerbegebieten, das wir beheben wollen." Das Schlossparkcenter habe darauf gezielt, Filialisten, die bereits in der Innenstadt oder im Bieblach-Center ansässig seien, anzuwerben. Einzelhandel könne kein Entwicklungsziel am Standort Milchhof sein, definierte Miller die Richtung.
Gerd Herrmann (CDU) sieht dagegen die Verantwortung nicht allein beim Investor. "Es handelt sich um einen typischen Fall, dass die letzte Stadtverwaltung nur verschleppt und nichts zustande gebracht hat", holte er zum Rundumschlag aus.
"Ich hätte eine Entwicklung am Standort des Milchhofes gern gesehen", betont Alois Zein von der Wählergemeinschaft "Arbeit für Gera". Jetzt müsse ein Neuanfang gewagt werden. Es habe keinen Sinn, die Pläne für das Einkaufszentrum weiter zu verfolgen. Mit der Wiederbelebung des Bebauungsplanes für ein Gewerbegebiet werde es "klare Vorgaben für potenzielle Investoren geben". Das sei ein sehr positives Signal. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn ein solcher Beschluss bereits vor anderthalb Jahren gefasst worden wäre.
Ein wesentlicher Grund für einige Stadträte, vom Schlossparkcenter abzurücken, ist die fortgeschrittene Zeit. Sie hatten sich erhofft, dass bis zur Bundesgartenschau die Industriebrache an der Hauptzufahrtsstraße von der Bildfläche verschwindet. Das ist in den wenigen Wochen eine Illusion. Daran erinnerte der Vorsitzende des Umwelt- und Verkehrsausschusses, SPD-Fraktionschef Armin Allgäuer. "In dieser Grundüberzeugung sind wir verraten worden", erklärte er. Der verwaiste Osterland-Milchhof bleibe nunmehr ein "Schönheitsfehler", so Allgäuer.
Die Milchwerke Thüringen hatten auf den neuen Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) gehofft, "nachdem wir mit Herrn Rauch nicht weitergekommen sind", so der für Sonderaufgaben zuständige Dr. Lothar Groß. Dass die Stadt jetzt von ihrem Beschluss zum Schlossparkcenter abgehen will, "hat man uns so nicht gesagt", äußerte er sich verwundert. Es sei blauäugig anzunehmen, einen gewerblichen Investor für die Industriebrache zu finden, nachdem das über Jahre gescheitert war.
Als unglücklich wird empfunden, dass die Entscheidung zum Schlossparkcenter, wo ein Elektronikgroßmarkt als Magnet vorgesehen war, mit der geplanten Ansiedlung eines Media-Marktes kollidierte. "Die Investoren haben sich gegenseitig heiß gemacht", so CDU-Stadtrat Herrmann. Kommentar Wir müssen jetzt den Schlussstrich ziehen. Derjenige, der den Schlüssel in der Hand hatte, arbeitete am Bebauungsplan nicht weiter.
Geras Baudezernent Ramon Miller (SPD)
quelle: otz |
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