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RE: Lars Naundorf - Der Herr der Jobs in Gera - Die Arbeitsbeschaffer |
Beitrag Kennung: 384084
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Die Arbeitsbeschaffer wiedereinmal in den Nachrichten!
Diesmal in der bundesweit erscheinenden Zeitung "DIE WELT"
Der Mann, der 1000 Arbeitslosen Jobs besorgte
Von Stefan von Borstel 25. Februar 2010, 18:11 Uhr
Lars Naundorf nennt sich Arbeitsbeschaffer. Mit seinem Team hat der private Arbeitsvermittler bereits mehr als 1000 Arbeitslosen neue Jobs besorgt. Darunter sind Leute, die zuvor 600 Bewerbungen schrieben – erfolglos. Aber mancher, das muss Naundorf erkennen, bleibt dann doch lieber bei Hartz IV.
Der Arbeitsbeschaffer: So nennt sich Lars Naundorf aus Gera. Mit seinem Team vermittelt er Langzeitarbeitslose in Jobs - die oft nur wenig mehr bringen als der Regelsatz bei Hartz IV.
600 Bewerbungen hat Katharina G. in den letzten zwei Jahren geschrieben, sagt sie: Als Backwarenverkäuferin und Call-Center-Agentin hat sie sich beworben, als Kurierfahrerin, Postbotin und Tierpflegerin. „Doch es hat nie geklappt“, sagt die 27-Jährige. Vor sechs Jahren hat sie ihre Ausbildung abgebrochen. Seitdem ist sie arbeitslos.
An diesem Morgen sitzt die zierliche junge Frau mit der gepiercten Augenbraue im Büro der „Arbeitsbeschaffer“ in Gera, einer privaten Arbeitsvermittlung. Chef Lars Naundorf hat eine Stelle für sie: Als Produktionshelferin bei einem Autozulieferer, für 1000 Euro im Monat. Netto wären das 800 Euro – rund 200 Euro mehr als das, was sie an Regelsatz und Miete bekommt.
„Die Arbeit ist monoton, sie müssen den ganzen Tag stehen“, warnt der Arbeitsvermittler die junge Frau. Doch die ist fest entschlossen: „Ich will unbedingt wieder arbeiten und unter Leuten sein“, sagt sie leise.
Seit fünf Jahren gibt es Hartz IV. Arbeitslose sollen gefordert und gefördert, passgenau und individuell wieder in eine neue Stelle vermittelt werden. So weit die Theorie. In der Praxis gab es für diese junge Frau aus Gera in den letzten fünf Jahren nur den Regelsatz und Mietübernahme.
FDP-Chef Guido Westerwelle sagt: „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.“ Arbeitsvermittler Naundorf aus Gera sagt: „In den Jobcentern werden die Arbeitslosen falsch gefordert und zu wenig gefördert“. Die, die raus wollen aus Hartz IV, werden viel zu wenig unterstützt. Und dann gebe es noch die, die sich eingerichtet hätten in Hartz IV und nicht mehr daran glaubten, wieder Arbeit zu finden. Denen mache es das Jobcenter zu einfach.
Naundorf läuft zu seinem Schreibtisch und zieht den Lebenslauf einer 41-jährigen Bewerberin hervor. „Als sie das letzte Mal eigenes Geld verdient hat, waren es DDR-Mark“, sagt der Arbeitsvermittler. Nach der Wende durchläuft die Frau eine staatlich geförderte Maßnahmekarriere: Umschulungen, Fortbildungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Naundorf vermittelte ihr in der letzten Woche ein Vorstellungsgespräch in einer Fabrik.
Resultat: „Stehende Tätigkeiten sind nichts für mich“, sagt sie ihm nach dem Gespräch. „Nach 20 Jahren hatte die Frau eine Chance auf eine Arbeitsstelle – und sie nicht genutzt“, sagt Naundorf bitter. Konsequenz des Jobcenters: Keine.
„Die wollte nur einen Stempel“, vermutet der Arbeitsvermittler, damit sie ihrem Jobcenter nachweisen kann, dass sie sich um eine Stelle bemüht. Dafür gibt es eigens Formulare in der Arbeitsverwaltung, weiß Naundorf. Für ihn fällt das unter „falsch fordern“: „Das dient nur der Sammelwut der staatlichen Behörde.“
Lars Naundorf und seine Leute haben schon mehr als 1000 Arbeitslose wieder in Lohn und Brot gebracht. Der 34-Jährige weiß selbst, was Arbeitslosigkeit bedeutet. Er war Verkäufer in einem Elektromarkt, hatte 50 Leute unter sich. Dann wurde er arbeitslos und machte sich als Arbeitsvermittler selbstständig. Heute hat der quirlige Familienvater vier Angestellte und 6000 Arbeitslose in seiner Kartei.
Ein Verkaufstalent ist er immer noch: In acht Jahren hat es der Thüringer zu einem Medienstar unter den privaten Arbeitsvermittlern gebracht. Bei den Montagsdemonstrationen in Gera gegen Hartz IV bot er den Demonstranten Jobs an – und musste sich deshalb beschimpfen und ausbuhen lassen.
Doch den Medien gefiel die Geschichte vom jungen Arbeitslosen aus dem Osten, der zum „Jobmacher“ wird. Einer, der nicht jammert, sondern sagt: „Arbeit gibt es genug – jeder der will, hat auch eine Chance.“ Er erhielt Preise und Auszeichnungen. Bis ins Fernsehen schaffte es Naundorf: Bei RTL ging der Thüringer vor zwei Jahren als „Arbeitsbeschaffer“ auf Sendung. Die Dokusoap wurde aber wegen der schlechten Quote nach nur einer Sendung abgesetzt.
http://www.welt.de/wirtschaft/article656...s-besorgte.html
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