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RE: Kein Wunder. |
Beitrag Kennung: 331859
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Die Dialektik und ich
Gastkolumne
Von Uwe Steimle
Heute wäre die DDR 60 Jahre alt geworden. Ja und? Die DDR gibt es nicht mehr, wozu sich also Gedanken machen über Vergangenes. Wobei: Vergangenes? War es nicht Guido Westerwelle, der neulich vor einem Erstarken des Sozialismus warnte, der Wiederkehr der DDR in der BRD? Spätestens an dieser Stelle hätte meine Oma gerufen: »Uwe, Äppel und Birnen!« Die DDR war doch noch gar nicht in der BRD, geschweige denn der Sozialismus.Herrn Westerwelle, diesem Überhangmandat, möchte man da nur zurufen: Im Sozialismus wurden die Betriebe erst verstaatlicht und dann heruntergewirtschaftet. Doch, doch, die FDP begreift das schon, dies Zünglein an der Waage. Vage Demokratie, die nur mit Hilfe von Bankspenden des Großkapitals am Leben erhalten werden kann.
Und dies übrigens mit den Geldern, die die Politik neuerdings den Banken zur Verfügung stellt, von wegen systemrelevant, also überlebenswichtig für das System Kapitalismus. Sind das nicht die Gelder, die das Volk bezahlt? Ja natürlich, der Bankenrettungsfonds speist sich aus dem Volk. Nix da mit »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen«. CDU und SPD – Angela Steinmeier war’s. Danke auch dafür.
Was blieb sonst noch von der DDR? Zum Beispiel die Dialektik. Und ich. Um nur einige zu nennen. Und danke dafür, dass ich in der DDR erzogen und gebildet wurde. In einem Land, wo keine 80 000 Lehrer fehlten. In einem Land, wo Arbeiterkinder, oder wie Frank-Walter-Guido Merkel vielleicht sagen würde, einfache Menschen lernen mussten, Plakate zu interpretieren. Wie das von John Heartfield: »Millionen stehen hinter mir«. Es zeigt Adolf, dem beim Hitlergruß dicke Geldgeschenke des Großkapitals auferlegt werden. Ja ja, wir Ostdeutschen sind nicht nachtragend, aber wir vergessen auch nichts. Ob Guido und all die anderen Überhangmandate dieses Bild auch kennen? Wenn Karl Theodor zu Guttenberg von der Entlastung der Hosen-, äh Leistungsträger faselt, meint er doch nicht die einfachen Menschen. Nein, er meint ThyssenKrupp und Deutsche Bank. Die tragen seiner Meinung nach die Leistung, ja aber wohin?
Um es klarzustellen: Die DDR war ein Unrechtsstaat, in dem es viel Gerechtigkeit gab. Die BRD ist ein Rechtsstaat mit viel Ungerechtigkeit.
Von Friedrich Nietzsche stammt der großartige Satz: »Der Mangel an Ruhe treibt uns in die nächste Barbarei«. Besser hätte ich’s auch nicht sagen können. Wir sind doch mittendrin. Der Terror, das sind wir. Lasst uns innehalten – nicht arbeiten, sondern faulenzen, spinnen, nachdenken, fantasieren und zum Geist zurückkehren. Um herauszufinden: Wie wollen wir weiter leben?
Geld war in der DDR nicht der Maßstab aller Dinge. Und wir hatten Zeit, einfach unbezahlbar. Erst wenn wir anfangen, nach Bedarf zu produzieren und nicht nach Gewinn, haben wir gewonnen. Fortschritt könnte doch auch heißen: verzichten. Die DDR war ein Experiment, das gescheitert ist. Punkt. Ich bin nicht traurig, dass sie weg ist. Es ändern sich die Systeme, nicht aber die Menschen. Wenn ich zynisch wäre, könnte ich diesen Satz so stehen lassen – tue ich aber nicht. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, dazu beizutragen, etwas zu ändern. Verändern wir uns, verändern wir die Welt. Insofern: Alles auf Hoffnung, und bitte im Stillen, Leisen, nicht marktschreierisch. Vor Stille haben sowieso alle Systeme Angst. Warum? Es könnte doch sein, man fängt an nach- wie vorzudenken. Die großen Ereignisse im Leben sind nicht die lauten, sondern die stillen Stunden. Steimles Spruchbeutel schließt mit der Feststellung: Beziehung war das halbe Leben – in der BRD sind sie das ganze. Ist das nicht furchtbar?
P. S.: Was denkt ein Ossi, wenn er 100 Euro in der Jacke findet? Das ist nicht meine Jacke.
– Das muss sich ändern!
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Ich sage mal:
Herzlichen Glückwunsch zum 20. - denn 20 Jahre überlebst du schon: Deutsche Demokratische Republik.
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