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RE: RE: |
Beitrag Kennung: 184168
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Ein offener Brief an Clement:
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Herr Clement,
Sie lassen das Volk heute wissen, dass Sie sich ob der öffentlich ausgesprochenen Rüge drangsaliert fühlen und verlassen deshalb die SPD.
Mit Verlaub: Sie haben nicht die leiseste Spur einer Ahnung, was es heißt, drangsaliert zu werden. Sollte der unwahrscheinliche Wunsch Sie treiben, dies zu ändern, dann setzen Sie sich auf den Fluren eines Arbeitsamtes Ihrer Wahl neben einen dort wartenden Menschen und fragen Sie ihn nach seinen Erfahrungen mit diesem Moloch, mit den Formularen und Bestimmungen, mit der Suche nach Informationen und Ansprechpartnern. Vielleicht lässt man Sie sogar einen Blick auf die Kontoauszüge werfen, die diese Leute vorzeigen müssen, um ihr Arbeitslosengeld 2 zu bekommen, das für das Frühstück eines Kindes 88 Cent und für Bildung 0 Euro vorsieht.
Was glauben Sie wohl, Herr Clement, wie viele dieser Drangsalierten gerne dieses System verlassen möchten, an dem Sie mit Hilfe der Agenda 2010 maßgeblich mitgebastelt haben?
Hire and Fire war gestern. Heute ist Leiharbeit, deren Segnungen Sie so gerne lobpreisen. Leider vergessen Sie immer zu erwähnen, wen dieses System tatsächlich segnet. Wohl kaum jene, die für den Bruchteil des Lohnes der “Kollegen” schuften, mit denen sie in den Hühnerboxen von Call-Center-Jobmaschinen sitzen oder Seite an Seite bei Opel an den Fließbändern stehen. Pardon. Es muss natürlich heißen “gestanden haben”. Leiharbeiter haben in den vergangenen Tagen ja als Erste gehen müssen, weil man sie nicht einmal entlassen muss. Obwohl dieses Menschenmaterial diese Human Ressources doch so billig und willig waren. Und so praktisch. Mucken nicht auf, weil sie sonst halt rausfliegen, kosten wenig Lohn, keine Sozialabgaben, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein Urlaubsgeld, keine Zuschläge für Nacht- und Sonntagsschichten.
Herr Clement, wissen Sie eigentlich noch, wer all diese Errungenschaften erstritten und teilweise mit dem Leben bezahlt hat? Nicht? Aber wen diese Zustände segnen, das wissen Sie doch sicher? Das sind die, deren einzige Aufgabe darin besteht, von ihren bequemen Sesseln aus für eine möglichst lückenlose Vermietung der Billigarbeiter zu sorgen und die Steuerzahler für die Lücke blechen zu lassen, die allzu oft zwischen den gezahlten Löhnen und dem Existenzminimum klafft. Zum Beispiel Menschen, die in den Vorständen der großen Zeitarbeitsfirmen sitzen. Wie zum Beispiel Adecco. Wie zum Beispiel Sie, Herr Clement.
Menschen wie Sie, Menschen, die zusätzlich noch im Aufsichtsrat des RWE sitzen und die Interessen dieses Atomstromlieferanten höher einstufen, als die Interessen der eigenen Partei. Sich dann noch darüber zu empören, für eine solche Haltung gerügt zu werden, das ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten.
Ach, Herr Clement, nageln Sie sich Ihr Parteibuch doch ans Knie. Aber feste bitte.
Grußlos
syberia |
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