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RE: kostenlosen Kindergartenbetreuung |
Beitrag Kennung: 2291
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Erstellt: 02.03.06, 21:05
Zitat: jandark
Herr Hein, gehen Sie unter die Leute, auch unter die, die in Ihren Kreisen vielleicht mit einem angesäuerten Zug um die Nase wahrgenommen werden. Dort werden Sie bald die Mehrheit in diesem unseren Lande finden. Versuchen Sie diese Menschen zu verstehen, und überlassen Sie sie nicht politischen Rattenfängern, die sich für die Belange dieser Menschen stark machen und am Ende andere politische Ziele verfolgen.
Ich hab jetzt einen weiten Bogen geschlagen, ich weiß. Aber so entfernt von einem politischen Flurschaden mit katastrophalen Folgen für unser Land sehe ich uns nicht.
Ich denke, dass dieser Beitrag in sehr ernsthafter Weise bestimmte Probleme eines Teils unserer Jugend beschreibt. Ich hatte bereits in meiner Antwort (siehe meine priv. Internetseite) zu den Forderungen der Initiative für soziale Gerechtigkeit deutlich gemacht, dass ich eine der größten Gefahren bzw. Probleme genau in der Entwicklung der Kinderarmut sehe.
Ich glaube aber tatsächlich, dass es letztlich alternativlos ist, jungen Menschen in ihrer Wirklichkeit eine echte Perspektive zu bieten, also einen Ausbildungsplatz und die Aussicht auf einen zukunftssicheren Arbeitsplatz. Dass diese (im Wesentlichen in Gera eben nicht bereitstehenden) Voraussetzungen aber dennoch nur eine Chance bieten, die jeder Mensch selbst durch eigene Anstrengung auch nutzen muss, halte ich aber auch für selbstverständlich.
Nach meiner Beobachtung ist gerade bei der Jugend eine gewisse Zweiteilung zu beobachten. Mancher hat keine Probleme, von Mittwoch bis Samstag jeden Abend eine (entgeltpflichtige) Party zu besuchen und dabei auch nennenswert Geld auszugeben. Manche können sich in der Tat nicht einmal das Straßenbahnticket in die Stadt leisten. Diese gegenläufigen Tendenzen bergen gesellschaftlichen Sprengstoff, der m.E. eben nur durch verbesserte Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt entschärft werden kann. Ich weiß, dass in Gera 1994 über 54.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse vorhanden waren, von denen 2005 nur noch etwa 35.000 übrig blieben. (Wer mitrechnet weiß, dass also etwa der Bevölkerungsrückgang genau dem Rückgang an Beschäftigungsverhältnissen entspricht.) Das ist ja auch der Grund, weshalb ich mich darum bemühe, hier in Gera das Ruder in die Hand zu bekommen.
Den Zitatausschnitt habe ich gewählt um eines ganz deutlich zu sagen: Es gibt keinen (!) Geraer Bürger den ich mit "angesäuerter" Nase wahrnehme. Sowohl als Bürgermeister, als auch als Oberbürgermeister, wenn die Mehrheit der Wahlbürger dies so will, verstehe ich mich als Vertreter jeden Bürgers. Mir ist aber natürlich auch bewusst, dass nicht alle meine Standpunkte jedem in Gera gefallen können. Aber ich will die Wahrheit auch dort sagen, wo sie unbequem ist (z.B. Schulen...). Damit kann sich jeder einrichten, was ich anstrebe. Ich glaube daran, dass auch die klare Äußerung unbequemer Wahrheiten letztlich den Rattenfängern (oder meinungslosen Populisten) das Wasser abgraben wird. Ich vertraue darauf, dass die Wahlbürger eben doch mündige Bürger sind.
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