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Auf einem Auge blind
Legenden über die Spaltung Deutschlands
Furore macht er heutzutage nicht, der Tag, an dem staatsoffiziell der Beitritt Ostdeutschlands (das in der Altbundesrepublik lange "Mitteldeutschland" genannt wurde) zum "Geltungsbereich des (westdeutschen) Grundgesetzes" gefeiert wird.
Deutsche Geschichte, wie sie zwischen 1945 und 1990 lag, wird gern legendär erzählt, etwa so: Im Westen bahnte sich schon bald nach dem Ende der "Hitlerdiktatur" das politische und materielle Glück an, die westlichen Sieger streckten ihre hilfreiche Hand aus, die Westdeutschen lernten Demokratie, das Wirtschaftswunder ereignete sich, alles wurde gut. Den Ostdeutschen war dies nicht vergönnt, dort errichteten die russischen Bolschewiken eine "zweite Diktatur", den DDR-Staat, unter Beihilfe deutscher kommunistischer Funktionäre. Und so herrschten vierzig Jahre lang in einem Teil Deutschlands Unrecht und Elend. Bis zur friedlichen Revolution, zur Wende 1989/90 und zur Wiedervereinigung...
Diese Deutung hat den Vorteil, leicht eingängig zu sein, sie erspart genaueres Hinsehen auf historische Vorgänge. Lässt man sich auf eine solche Mühe denn doch ein, treten irritierende Fragen auf: Wieso ging 1949 die westdeutsche Staatsgründung der ostdeutschen voraus? Welche deutschlandpolitische Wirkung hatte die separate Währungsreform 1948 im westlichen "Trizonesien"? Hatte die Politik der UdSSR gleich in den ersten Jahren nach 1945 das Ziel, Ostdeutschland (oder gar Gesamtdeutschland) zu sowjetisieren? Bestanden Gelegenheiten, die staatliche Aufspaltung des besetzten Deutschlands zu vermeiden oder (nach 1949) die Zweistaatlichkeit frühzeitig wieder rückgängig zu machen? |
[Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42913/1.html]
L E S E B E F E H L !
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von gastli: 03.10.2014 09:52.
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