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RE: Was wäre geschehen ... |
Beitrag Kennung: 165592
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Was wäre, wenn ...
... es die DDR wieder gäbe?
Die DDR, die Dankbarkeits–und-Demuts-Region, müßte der Symbolik halber an einem festlichen Tag wie dem heutigen in die Weltgeschichte eintreten: sagen wir, am 3. Oktober 2009. Auf der kleinen, aber bewegenden Festlichkeit (Streichquartett!) in der Aula der Hauptschule »Pawel Kortschagin« in Wolmirstedt müßten vor allem Westdeutsche (Kohl, Gorbatschow, Alice Schwarzer) ihrer Freude Ausdruck geben, daß es soweit mit dem Osten gekommen ist. Für die DDR nimmt ihr designierter Wirtschaftsminister W. Thierse die Glückwünsche entgegen.
Der Regionalverkehr der DDR müßte locker, jedoch zuverlässig mit dem Fahrplan der Deutschen Bahn verbunden sein. Sie müßte in sich all das Wertvolle, Schöne, Kostbare bewahren, was in den Jahren der Bruderschaft mit den Westdeutschen im Osten ankam. Zum Beispiel den Günter Grass und die Charlotte Roche, die FAZ die BamS und Florian Silbereisen. Mit einem Wort: die Freiheit.
Und was noch? Fruchtzwerge und Überraschungseier, mit denen alles begann. Die Banane. Die Papierwindel und dies und jenes, was sich die Bewohner der Dankbarkeits-und-Demuts-Region aber natürlich auch selber basteln könnten. Denn Arbeit wollen sie ja auch.
Die völkerrechtliche Subjektwerdung der DDR geschähe in Dankbarkeit und Demut. Deshalb der Name. Sie würde keine Straßen umbenennen und keine Gebäude niederreißen, seien sie auch noch so häßlich. Und all das, was die Westdeutschen in liebevoller Strenge für die Ostdeutschen abgerissen haben, würden sie nicht demonstrativ wieder aufbauen, schon gar keine Lenindenkmale. Die DDR würde keinen ihrer Landsleute lächerlich machen, der in die BRD verliebt und inoffiziell für sie tätig war. Sie würde so was als »Verstrickung in das benachbarte Regime« bezeichnen, nicht schlimmer als eine überstandene Grippe. Natürlich würden die Ostdeutschen ein bißchen angeben: »Wir haben aus der Geschichte gelernt«, würden sie trompeten. Ihre Hymne wäre »Merci, Cheri«.
Bonn müßte wieder Hauptstadt sein, weil Berlin dann ja besetzt ist.
Die selbständige politische Einheit DDR, einschließlich West-Berlin, wäre ein Freistaat deutscher Zunge und genösse einen Viermächtestatus. Die Schutzmächte wären »der Bund«, also die Bundesregierung, in deren Obhut die zeitweilig in den Osten verzogenen Westdeutschen nach und nach zurückkehren, wenn sie den DDR-Einbürgerungstest vergeigen oder nicht rasch eine Scheinehe mit einem/einer DDR-Bürger/in eingehen. Die zweite Schutzmacht wäre Bayern. Von den Bayern kann man lernen, wie man einen Freistaat sauber hält. Dritte Schutzmacht - das Saarland, denn die Saarländer und Oskar Lafontaine haben Erfahrungen mit Repatriierung. Schließlich sollte man Nord-und Südkorea bitten, gemeinsam eine Schutzfunktion wahrzunehmen und an der DDR zu studieren, wie man wieder auseinanderkommt, wenn man versehentlich mal wiedervereinigt war.
Ein Problem wäre die Akademie der Künste. Sie ist mühsam wieder vereinigt worden, deshalb sollte man sie nicht mühsam wieder trennen. Das betrifft auch die Bergwacht. Und der ADAC? Um den wäre es schade. Dagegen wäre es schon hübsch, wenn die Ostdeutschen ihre eigene CDU wieder hätten. Ein Motiv für die allenthalben, besonders im Erzgebirge, spürbaren separatistischen Bestrebungen (z.B. der ETA, der Erzgebirgischen-Trennungs-Aktion) besteht darin, eine eigene CDU wiederzubekommen. In Schwante könnte die ostdeutsche Sozialdemokratie neu entstehen und Matthias Platzeck zu ihrem Vorsitzenden machen.
Der erste Präsident der DDR würde wahrscheinlich der anheimelnde Dieter Althaus, und Hans Modrow stünde einer Koalition der Nationalen Ertüchtigung vor. Aber das ist Zukunftsmusik. Ein großer Gewinn wäre ein Aufgehen des MDR im DFF der DDR (Intendant: Heinz-Florian Oertel). Ein Nachteil wäre, daß man Frank Schöbel und Ute Freudenberg jeweils mit einem kulturpolitisch relevanten Posten versorgen müßte, damit sie nicht mehr singen.
Von Anfang an gälte weder »Rückgabe vor Entschädigung« noch umgekehrt. Allerdings hieße die Losung des ersten Fünfjahrplans: Erst, wenn der letzte Wessi aus den ostdeutschen Grundbüchern gestrichen sein wird, wird er verstehen, daß man Grundstücke nicht essen kann.
Eigentlich ist also alles ganz einfach. Man muß es nur wollen.
(Junge Welt)
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