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RE: Dagegen halten - Mund aufmachen gegen Rechtsextremismus |
Beitrag Kennung: 1155492
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Am 9. Oktober 2007 war Eva Herman, die damals mit den rechtlastigen Büchern „Das Eva Prinzip“ und „Das Prinzip Arche Noah“ für Furore sorgte, neben Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und Mario Barth Gast in der Talkshow Johannes B. Kerners zum Thema "Geschlechterrollen".
In dieser Sendung behandelten Kerner und der als Experte eingeladene Historiker Wolfgang Wippermann (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Wippermann) vor allem Hermans umstrittene Aussagen.
Die fragliche Sendung hatte mit 2,65 Millionen (18,1 %) Zuschauern die bis dahin höchste Einschaltquote des Jahres 2007. Sie löste eine breite öffentliche Diskussion aus, die sich in hunderttausenden Abrufen des Sendemitschnitts, zehntausenden Zuschriften an das ZDF und an viele Tageszeitungen sowie vielen neuen, zum Thema eingerichteten Foren und Blogs im Internet zeigte.
Nach 53 Minuten forderte Kerner Herman auf, die Sendung zu verlassen, nachdem insbesondere Margarethe Schreinemakers und Senta Berger nicht bereit waren, nach den geschehenen NS-Relativierungen, einfach ruhig zur Tagesordnung überzugehen und die Sendung weiter zu bestreiten, als sei nichts gewesen.
Besonders für Berger muss die Situation unerträglich gewesen sein: Als Mitgründerin der Sentana-Film, war sie Co-Produzentin zweier der bedeutendsten deutschen Filme über den Nationalsozialismus - "Die weiße Rose" und "Das schreckliche Mädchen", beide inszeniert von ihrem Ehemann Michael Verhoeven.
An dieser Stelle ist der den Eklat dokumentiert, der Einzigartigkeitsrang hat.
Im Wortlaut und für die Nachwelt festgehalten, was in diesen 53 Minuten geschah – und das möge durchaus auch als Anregung für die Zukunft verstanden werden:
ORIGINAL- TRANSKRIPT (24 Seiten, Wortlaut-Protokoll): https://docdro.id/4nBlX5R
Es war dies der erste und einzige Fall in der modernen Geschichte der Öffentlich-Rechtlichen, in dem rechtsradikales Gedankengut, das in einer Talk Show geäußert wurde, vor laufenden Kameras geächtet wurde.
Dieser Mut, gerade auf der Basis journalistischer Ethik, als Anwalt der Fakten, sich NICHT, aus einem pervertierten Verständnis von Neutralität, für faktenfreie Menschenfreindlichkeit als Plattform zu prostutieren, sondern aus dem gesetzlichen Bildungsauftrag heraus diese irrationale Gedankengut zu ächten, öffentlich und sichtbar, fehlt heute so oft, so brutal und so bitterlich.
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