|
RE: die 3 Essen an der Autobahn A4 - Stehenlassen ? |
Beitrag Kennung: 42341
|
|
|
|
Zitat: |
Kraftwerksschlote sollen 2008 abgerissen werden
Kalte Essen und warme Heimatgefühle
Von Uwe Müller Gera. Die drei ausgedienten Kraftwerksschornsteine an der Autobahn werden voraussichtlich im nächsten Jahr abgerissen. Das kündigte Dr. Holger Wiemers von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (TLG) auf Nachfrage unserer Zeitung an.
2,3 Millionen Euro Steuergelder sind für den Abriss geplant. Der Fördermittelbescheid aus Erfurt wurde Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) bereits letzten Sommer zugestellt - gerade frisch im Amt und nur wenige Wochen nach seiner Unterschrift für den Erhalt der Schornsteine, die er im Wahlkampf geleistet hatte.
Doch Vornehm wollte sich nicht vorführen lassen - auf die Gefahr hin, einen Millionen-Scheck auszuschlagen. "Es wäre etwas anderes gewesen, hätte die LEG einen Investor an der Hand gehabt", betont der Geraer Rathauschef. Tatsächlich fällt der Stadt nur die Rolle eines Zwischenhändlers zu, den Fördermittelbescheid vom Thüringer Wirtschaftsminister in Empfang zu nehmen und das Geld an die landeseigene LEG weiterzureichen, der die Schornsteine gehören. Klammheimlicher Hintergedanke: Solange die Landesentwicklungsgesellschaft laufende Kosten für ihre Essen - beispielsweise die Signalbeleuchtung zum Schutz des Flugverkehrs - tragen muss, um so mehr strengt sie sich an, Investoren für das Gewerbegebiet an der Autobahn zu gewinnen. Allerdings: Auch die LEG muss Steuergelder aufwenden, Jahr für Jahr, für längst erkaltete Schornsteine, die vielen Geraern zwar warmes Heimatgefühl verleihen, die Bausubstanz der Riesen-Kamine wird vom Rumstehen nicht besser.
Verfallen sind die Gelder, die vor einem Dreivierteljahr vergeblich an den Mann gebracht werden sollten, nicht. Gegenwärtig seien noch planerische Vorarbeiten im Gange, "alles verläuft planmäßig", versichert LEG-Pressesprecher Dr. Wiemers. Mit der Stadt Gera sei man sich einig, dass im Jahr der Bundesgartenschau nicht abgerissen werde. Womöglich wird Ende 2007 eine erste kleinere Summe aus dem Abriss-Budget fällig.
Vom Tisch sind offenbar Träume, als vor Jahren der Fall der drei Schornsteindinos als gigantische Medieninszenierung geplant war, wo allein die Vermarktung exklusiver Fernsehrechte einen Teil der Kosten einspielen sollte.
Ermüdung breitet sich bei den Kämpfern für den Erhalt der Schornsteine aus. Vor Jahresfrist hatten sie noch Tausende Unterschriften gesammelt und wollten am Ostersonntag 2006 als Gipfelstürmer die Esse erklimmen. Bernd Ott, Vereinsvorsitzender des Funtower e.V., äußert resigniert: "Es ist alles offen. Wir sind nicht mehr am Zuge." Seit 1999 hatten sich Enthusiasten für ein Kletterzentrum eingesetzt, wo sich Menschen an Gummiseilen aus 225 Meter Höhe in die Tiefe stürzen können. Diesen Adrenalinstoß sich in Gera abholen zu können, hätte den Abenteuertourismus angekurbelt. "Wir hatten potenzielle Investoren aus Bayern und Österreich, sind aber bei der LEG abgewiesen worden", rekapituliert Ott und spricht von Blockade. Die Landesentwicklungsgesellschaft hatte befürchtet, dass Kraftfahrer auf der nahen Autobahn vom Geschehen am Funtower so abgelenkt werden, dass Verkehrsunfälle vorprogrammiert sind. Die LEG hatte von vornherein klargemacht, dass Steuergelder nur für industriell-gewerbliche Ansiedlungen auf dem Gelände genehmigt seien, nicht aber für eine Freizeitnutzung.
Bereits im Januar 2002 hatte für die Stadtväter beim Thema "Funtower" der Spaß aufgehört, als sie der Erweiterung des Industrie- und Gewerbestandortes die Vorfahrt gaben; unter den Kletterpark müsse ein Schlussstrich gezogen werden, hieß es. Aktueller Anlass der Debatten damals: die Erweiterung des Fahrzeugherstellers Auwärter, der später tatsächlich eine neue Halle erhielt, mittlerweile aber längst in Insolvenz ist.
Unterdessen wird im Internet weiterhin heftig diskutiert, ob die drei Essen noch zu retten sind. "Gibt es denn keine Möglichkeit, den Erhalt zu sichern? Egal aus welcher Richtung man Gera ansteuert - beim Erblicken der weithin sichtbaren Essen, weiß man, dass man bald wieder zuhause ist", schreibt einer im Forum. Ein anderer hält entgegen: "Sehr überzeugend. Warum auch nicht einen Maibaum das ganze Jahr stehen lassen, dann sieht man, ah da ist der Markt, Sportplatz..."
Für Bernd Ott vom Funtower e.V. bleibt nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen, mit einem Freizeitpark eine Nutzung zu erreichen, die Feststellung: "Es ist eine Lachnummer, dass die drei Essen zur Bundesgartenschau noch stehen werden."
quelle: otz |
|
|
|
|
|
|
|