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RE: Der neue deutsche Faschismus |
Beitrag Kennung: 1122018
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Der neue deutsche Faschismus entstand 1945 nahtlos aus dem alten deutschen Faschismus.
Zeit für eine Dosis Geschichte
Heute vor 69 Jahren am 23. juli 1954, gibt der Präsident des Verfassungsschutzes der BRD sein überlaufen in die DDR bekannt: Im Radio der DDR. als Grund nennt er primär, dass in Westdeutschland DIESELBEN Nazis wieder an der Macht seien, gegen die er 1944 gekämpft habe.
Lest den Satz ruhig mehrmals, ich bin mir fast sicher, diese unglaubliche, heute meist totgeschwiegene Geschichte kennt so mancher noch nicht.
Und jetzt die kurze Story lang:
Otto John, geboren 1909 in Marburg, war Jurist und in der Nazizeit bei der Lufthansa tätig. Sein Vorgesetzter dort war niemand geringeres als Klaus Bonhoeffer (der Bruder des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer). Otto John war bereits vor Kriegsausbruch aktiv im Widerstand. Einer der wenigen Juristen, die in dieser Zeit Moral und Rückgrat bewiesen. Aufgrund seiner aktiven Beteiligung am gescheiterten Hitler-Attentat 1944 floh John abenteuerlich über Spanien und Portugal nach Großbritannien - während sein mit beteiligter Bruder Hans John von der SS mit Genickschuss ermordet wurde.
Nach Kriegsende war der promovierte Jurist John aktiv an der Entnazifizierung (west-) Deutschlands beteiligt, auch fungierte er aktiv in den Nürnberger Prozessen. Vielleicht dachte der alte Humanist John zu diesem Zeitpunkt noch ernsthaft, dass (west-) Deutschland eine neue Chance bevorstünde. Und dass sowohl die Westmächte, als auch die westdeutschen Eliten ein Interesse daran hätten, die alten Nazi-Eliten zu beseitigen. Nun: Wer die Geschichte kennt, weiß, dass das Illusion war.
Denn die großartige BRD demonstrierte schon bald nach dem (proklamierten) Ende der Nazis, wie Geschichte wirklich funktioniert:
Die Farben der Flagge wechseln, die Köpfe bleiben die gleichen.
1961 bestand das deutsche Innenministerium (dem u.a. Verfassungsschutz & Co unterstehen) übrigens zu überwältigender Mehrheit - nämlich zu 2 Dritteln - aus Nazis. Das sind offizielle Zahlen. Ungleich schlimmer verhielt sich das ganze bei der Organisation Gehlen, später BND und Wehr. Pardon: Bundeswehr. Diese eingefleischte Truppe verdienter Herrenmenschen wurde von den USA 1946 vom Fleck weg aus 100% Altnazis rekrutiert.
Wehrmachts-Generalmajor Reinhard Gehlen versorgte bis 1945 als Chef der Abteilung *Fremde Heere Ost* Nazi-Deutschland mit geheimdienstlichen Erkenntnissen über *DEN RUSSEN*.
Gelernt ist halt gelernt: Schon kurz nach der deutschen Niederlage ging Gehlen wieder seinem Job nach. nur der Auftraggeber hatte gewechselt.
Unsere humanistischen "US-Freunde" wollten halt nicht auf Deutsche Expertise bei der Bekämpfung des pöööhsen Russen verzichten. Parallelen zur Gegenwart sind... rein zufällig.
Und wenn in diesen Tagen unterbelichtete Freizeit Humanisten, was von der (pseudo) Alternative im Bundestag faseln. ALARM schlagen, weil ja angeblich wieder *Nazis* im deutschen Parlament säßen... kann der semigebildete Mitbürger nur müde lächeln: Westdeutschland, die BRD, der komplette Beamten-Apparat stammte fast ausnahmslos aus einem Pool altgedienter Nazis.
Sorry Kids, wenn ich euch jetzt da die Illusionen nehme: Die Wahrheit war ein bissel anders, als euch eure Lehrer im Geschichtsunterricht in die Birne zimmerten: Nein, 1945 sind eben nicht alle Nazis kollektiv tot umgefallen, mutierten Kollektiv zu grünen Menschenfreunden oder stiegen Kollektiv in Reichsflugscheiben zur dunklen Seite des Mondes.
Hunderte Nazis saßen nur wenige Jahre nach Kriegsende bereits wieder im westdeutschen Bundestag.
Aber zurück zur denkwürdigen Geschichte des ersten Präsidenten des Verfassungsschutzes der jungen BRD, die unmittelbar mit diesen eben beschriebenen Fakten verwoben ist.
Als einer der ganz wenigen Widerstandskämpfer gegen die Nazis wird Otto John einzig und allein durch die Fürsprache des Bundespräsidenten Heuss 1950 zum Chef des Verfassungsschutzes ernannt. Übrigens GEGEN den Willen von Adenauer, und gegen den Willen sämtlicher Nazi-Eliten, die in der jungen Bundesrepublik bereits wieder am Steuer sitzen.
Otto John kämpft von Anfang an auf verlorenem Posten: Umgeben von Nazis in Amt und Würden der jungen BRD, erscheint ihm seine Arbeit oft hoffnungslos.
Als am 20. Juli 1954 in Berlin erstmals eine Gedenkfeier für die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 stattfindet, verschwindet Verfassungsschutz-Präsident Otto John am selben Abend unter bis heute nicht geklärten Umständen.
Kurze Zeit später taucht der erste Chef des BRD-Geheimdienstes im Radio der DDR wieder auf und hält eine Rede, in der er offen die Seilschaften von Altnazis aus NSDAP, Gestapo, SD und SS anprangert, die Westdeutschland bereits wieder regieren. Er prangert die Remilitarisierung Westdeutschlands ebenso an, wie den Ausbau der BRD als Nato-Flugzeugträger gegen Russland:
Zitat: |
„Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschlossen, in die DDR zu gehen und hier zu bleiben, weil ich hier die besten Möglichkeiten sehe, für eine Wiedervereinigung und gegen die Bedrohung durch einen neuen Krieg tätig zu sein.“ |
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_John
Nach Zwischenstopp in Moskau landet Otto John unter ebenso dubiosen Umständen wieder in Westdeutschland, wird sofort verhaftet und ins Zuchthaus gebracht.
Nach seiner Freilassung zieht sich Otto John zurück, verlebt den Rest seines Lebens in Österreich und kämpft jahrzehntelang für seine Rehabilitierung, die ihm von der BRD verwehrt bleibt.
Nach dem heutigen Stand der Forschung (und meiner bescheidenen Recherche) spricht vieles dafür, dass der erste Präsident des Verfassungsschutzes Otto John einfach: ein guter Mensch war und dass er offensichtlich ernsthaft glaubte, durch seine Aktion Dinge bewegen zu können.
Man weiß heute, dass Otto John weder in der DDR, noch in der Sowjetunion irgendwelche westdeutschen Staatsgeheimnisse verriet. Der Ermittlungsrichter, der ihn nach seiner Rückkehr ins Zuchthaus sperren lässt, ist Kurt Weber.
Kurt Weber trat bereits 1934 dem NS-Rechtswahrerbund bei, ab 1936 der NS-Volkswohlfahrt (nsv) sowie ab 1937 der NSDAP. Bereits 1946 wurde er als "entlastet" wieder in den Staatsdienst der BRD aufgenommen und wurde unter anderem Richter am Bundesgerichtshof.
Kurz: ein überzeugter Nazi in Amt und Würden der BRD verurteilte als späte Rache einen Widerstandskämpfer: mit dem Segen der Bundesregierung und ihrer Nato-Freunde.
Reicht noch nicht?
Nun, nichts beschreibt den Fakt der alten Nazi-Seilschatten in Westdeutschland so perfekt wie oben genannter Reinhard Gehlen. Der Nazi und zugleich erster Chef des Bundesnachrichtendienstes (!) kommentierte die Story rund um den in die DDR geflüchteten Nazi-Widerstandskämpfer und Verfassungsschutz-Chef Otto John öffentlich und unter Applaus der westdeutsche Elite wie folgt:
"Einmal Verräter, immer Verräter!"
Der alte deutsche Faschismus hat in der BRD praktisch nie geendet.
Die neuen deutschen Faschisten feiern aktuell ihre Umfragewerte, während auch hier im Forum Leute die es noch wissen könnten, die Geschichte komplett ausblenden.
Einen schönen Sonntag noch!
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