.:. Vielen Dank an KiWi, Susi37, Nic67, Liesa44,
Jumpa, HeMu, welche uns kürzlich finanziell unterstützt haben. .:.
|
+ Portal-Navigation + |
|
|
|
|
Der Geraer Markt, Teil 1/2
|
|
Archivar
|
FT-Nutzer
3.288 geschriebene Beiträge
|
|
Wohnort: Gera
|
11.04.2021 ~ 17:14 Uhr ~ Archivar schreibt:
|
|
|
|
im Forum Thüringen seit: 03.07.2015
1803 erhaltene Danksagungen
|
|
|
Der Geraer Markt, Teil 1/2 |
Beitrag Kennung: 1024496
|
|
|
|
Der Markt ist allgemein der Mittelpuinkt jeder Stadt.
Er ist ein wichtiger Platz für Handel und öffentliches Leben.
Ich möchte auch den heutigen Teil mit 2 Luftaufnahmen beginnen.
Aus nordwestlicher Richtung blickend, erkennen wir den Markt, den dahinterliegenden Kornmarkt und die Altstadtbebauung mit ihren vielen Gassen.
Mit Blickrichtung Norden sieht man die Gasse "Hinter der Mauer", am oberen Bildrand in der Mitte erkennen wird das Tietz-Warenhaus.
Das Kernstück des Marktes ist das Rathaus, hier auf einer Aufnahme um 1920. Am Ratskeller ist noch keine Terrasse angebaut.
Das erste Rathaus wurde 1254 von Heinrich I., dem Verwaisten, gebaut und im Bruderkrieg am 15.10.1450 zerstört.
Über 123 Jahre lag es wüst, und wurde in seiner heutigen Gestaltung in den Jahren 1573 - 1576 erbaut und am 14.10.1576 festlich eingeweiht. Bei den Bränden von 1639 und 1686 blieb es ohne Schaden, während durch den großen Stadtbrand 1780 die Ratskellerlokalitäten zerstört wurden.
Auf dieser Aufnahme aus den 1950er Jahren erkennen wir nun die Terrasse in der bis heute zu sehenden Form.
Interessant der SIS-Bus vor dem Rathaus. Diese Busse wurden bis in die 1960er Jahre hinein von der SDAG Wismut für den Personentransport benutzt.
Das genaue Datum des Terrassenanbaus konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln. Zur 700 Jahrfeier 1937 war sie noch nicht errichtet.
Dieses Bild zeigt die Gaststube des Ratskellers mit dem herrlichen Kreuzgewölbe.
Der Ratskeller wird immer wieder als "ölteste Schankstätte Deutschlands" bezeichnet, ohne dass bisher der entsprechende Nachweis erbracht werden konnte.
Der Ratskeller ist tatsächlich sehr alt. Erste belegbare Nachrichten dazu finden sich in den ältesten Stadt-Statuten aus dem Jahre 1487.
Über die Zeit entwickelte sich der Ratskeller zu einer Gaststätte der besten Art. Viele Stammtische existierten dort.
Berühmt waren der Millionentisch, ein dort angebrachtes Schild besagte "Du kannst nur sicher und ruhig wohnen, wenn dich nicht drücken die Millionen".
Dem Humor verschrieben hatte sich der 1870 gegründete Affentisch nach dem Motto "Macht dir die böse Welt zu schaffen, so suche Trost am Tisch der Affen".
Erwähnt seien noch der Stadtratstisch, der Lehrertisch, der Taroktisch und der Frühschoppentisch.
Es existierte ein "Verein Ratskeller-Museum, unter dessen Obhut die von den Stammtischen eingebrachten Gegenstände aus der Vergangenheit standen
Stellvertretend für alle Stammtische hier eine Postkarte der Tischlerrunde zum ewigen Licht.
Auch auf dieser im Jahre 1893 geschriebenen Karte wird der Ratskeller als älteste deutsche Schankstätte beworben.
Begeben wir uns vom Rathaus in südliche Richtung, stoßen wir auf die berühmte Kanitz`sche Buchhandlung. Diese existierte fast 200 Jahre. Erst nach der Jahrtausendwende mußte dieses Stammgeschäft ob der hohen Mietpreise aufgegeben werden. Die Buchhandlung fristete anschließend noch einige wenige Jahre ein eher trübes Dasein in der Laasener Straße und wurde kurz vor dem 200. Jahrestag des Bestehens ersatzlos aufgelöst.
Im südlichen Nachbarhaus betrieb die 1829 gegründete Firma Häußler diesen Kolonialwarenladen.
Ein Blick auf die Gaststätte "Süßer Winkel", dem Stammhaus der Firma Gebrüder Häußler.
Die Gaststube war dazumal deutlich kleiner, die zweite Tür von links war der Zugang hierzu.
Das linke Tor war eine Einfahrt in den Innenhof, auf dem Pferdefuhrwerke Waren laden konnten.
Wer heute die Gaststätte betritt, kann sich von dieser Zweiteilung kein Bild mehr machen.
Hier nun ein Überblick über die Südseite des Marktes.
Was sicherlich die wenigsten wissen, ist der Umstand, dass es zu dieser Zeit 2 Apotheken auf dem Markt gab.
Im Bild mit Nummer 1 erkennen wir gerade noch die Stadtapotheke, die jedem ein Begriff ist.
Im Haus mit Nummer 2 markiert befand sich damals eines von mehreren kleinen Kinos, die mit der Entstehung des Filmes überall, meist aber nur für kurze Zeit bestanden. Original Kaiser Panorama war ja auch ein klangvoller Name!
Im Haus (Nummer 3) bestand viele Jahre das Geschäft von Traugott Gerhardt, er handelte mit Stoffen und Tuchen.
Im schmalen Gebäude (Nummer 4) befand sich besagte Hofapotheke, die älteste von Gera.
Zu Regierungszeiten von Heinrich Posthumus (1572 - 1635) wurde die Hofapotheke gegründet, sie befand sich damals direkt auf dem Osterstein. 1674 übersiedelte sie dann direkt in die Stadt.
Der frühere Hof-Apotheker David Oeder erhält 16,3 von Posthumus die Konzession zum Betreiben der Stadtapotheke. Sie ist mit besonderen Rechten und Privilegien ausgestattet, so u.a. mit dem Einspruchsrecht bei der Errichtung weiterer Apotheken. Die Stadtapotheke, auch obere Apotheke genannt, befand sich auf dem Gebiet Markt zum Übergang Große Kirchstraße, etwa da, wo sich heute der "Österreicher am Markt" befindet.
Haus mit Nummer 5 bezeichnet das heutige Standesamt, unter Nummer 6 der "Süße Winkel", Nummer 7 den Kolonialwarenladen Häußler und Nummer 7 schließlich die Kanitz´sche Buchhandlung.
Damit möchte ich den 1.Teil zum Markt beenden in der Hoffnung, dass es nicht zu viel Text war. Aber zu manchen Häusern muß ganz einfach etwas mehr gesagt werden.
Auf dem Markt hat es nur sehr wenige bauliche Veränderungen gegeben, daher wiederholen sich eben die Motive.
Ich hoffe, das Ganze findet dennoch euer Interesse. Wenn es nicht zu langweilig war, würde ich kommende Woche mit Teil 2 fortfahren.
Quellenangabe: "Der Rathskeller zu Gera, älteste Schankstätte Deutschlands", Chronik nebst Ansichten (Gera, 1893)
Heft "400 Jahre Stadt-Apotheke Gera" von Dr. Schellin
Dieser Beitrag wurde 2 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Archivar: 11.04.2021 17:56.
|
|
|
|
|
|
|
|
| |
| |
|