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Anzeigenblatt als rechtes Medium
:Ganz unauffällig
Das Anzeigenblatt „Neues Gera“ landet freitags in den Briefkästen der Stadt. Ein Beispiel dafür, wie rechte Agitation in bürgerlicher Tarnung geht.
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Auf Seite 10 steht aber plötzlich in Blau und Rot „Neues aus dem Landtag von Dieter Laudenbach“. Der heutige AfD-Landtagsabgeordnete unterlag in der Stichwahl zum Oberbürgermeister 2018 dem heutigen Amtsinhaber Julian Vonarb.
Laudenbach lamentiert in seinem Beitrag über wirtschaftliche Coronafolgen, ein gespaltenes Land, die Sehnsucht nach Glaube, Halt und nach bleibenden Werten jenseits des Konsums: Der verordnete „Zwangsstopp“ könne sogar einen Sinn haben, wenn 83 Millionen Bürger sich nun über den Sinn ihres Lebens klarwerden würden. Auf der gleichen Seite findet man eine Karikatur mit der Sprechblase: „Man muss auch an die Maske glauben, sonst wirkt sie nicht.“
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Auf zwei werbefreien Seiten geht es nach Laudenbachs Vorweihnachtspredigt in diesem Sinn weiter. Warnungen eines AfD-Arztes vor Impfungen und der „Propaganda“ von Thüringens Sozialministerin Heike Werner, Alarm wegen des „erschreckenden Kriminalitätsanstiegs“ aufgrund der „Kuscheljustiz“. Die Rubrik „Aus fremder Feder“ wirkt in diesem Kontext überhaupt nicht fremd. Mitleid mit dem angeblich um seinen Wahlsieg betrogenen Donald Trump, Attacken gegen Multikulti, Plädoyers für den totalen Markt und die totale Freiheit.
Autorennamen wie Henryk M. Broder, Vera Lengsfeld, Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, Günter Scholdt aus dem rechtsintellektuellen Tumult-Magazin oder die Geraer AfD-Funktionärin Evelyn Gropp werden in der Regel nicht eingeordnet. Im Landtagswahlkampf 2019 lag ungeniert Höckes „Blauer Mut“ bei, die Zeitung der Thüringer AfD-Landtagsfraktion.
Harald Frank, der Verleger des Neuen Gera, ist Vorsitzender der zwölfköpfigen AfD-Fraktion, der stärksten im Geraer Stadtrat. Wie der promovierte Chemiker in dieses Zeitungsgeschäft kam, lässt er sich nicht fragen. „Ich stehe für ein Interview nicht zur Verfügung“, teilt er der taz mit. Eine Vita von ihm ist nicht auffindbar.
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Am Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration der Uni Jena wird inzwischen Material des Anzeigenblattes geprüft. Das Geraer Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus hat darum gebeten, weil es eine Beschwerde beim Deutschen Presserat erwägt. An manchen Briefkästen Geras sieht man inzwischen schon Aufkleber „Kein Neues Gera!“.[Quelle: https://taz.de/Anzeigenblatt-als-rechtes-Medium/!5738069/ |
Wir bleiben dran.
Briefkasten Aufkleber gegen braune Post sind verfügbar.
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von gastli: 05.01.2021 21:54.
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