.:. Vielen Dank an KiWi, Susi37, Nic67, Liesa44,
Jumpa, HeMu, welche uns kürzlich finanziell unterstützt haben. .:.
|
+ Portal-Navigation + |
|
|
Die liebe Bildung
|
|
Pfiffikus
|
FT-Nutzer
6.944 geschriebene Beiträge
|
|
Wohnort: Debschwitz
|
28.06.2008 ~ 11:04 Uhr ~ Pfiffikus schreibt:
|
|
|
|
im Forum Thüringen seit: 06.04.2006
1397 erhaltene Danksagungen
|
|
|
Die liebe Bildung |
Beitrag Kennung: 142821
|
|
|
|
Herasun hat sich die Mühe gemacht, eine Kleinigkeit in Frage zu stellen. Aber ich bin der Meinung, das bietet genügend Stoff für ein eigenes Thema.
Zitat: |
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 00:00 Uhr folgendes geschrieben:
Daß aber die Mehrzahl der Absolventen z.B. von POS über eine bessere Bildung verfügen als Absolventen von vergleichbaren Bildungseinrichtungen der "Jetztzeit", stellst du hoffentlich nicht auch in Frage? |
Nun ja, eine Philosophische Frage. Menschen, auch Kinder, sind nun mal nur in der Lage, in einer bestimmten Zeit nur eine gewisse Menge an Wissen aufzunehmen, sich Können zu erwerben und Erfahrungen zu sammeln.
Und quantitativ lernen unsere Kinder und Jugendlichen wahrscheinlich ebensoviel, wie vor 20 Jahren. Nur haben sich die Prioritäten verschoben.
- Wer sich über die Handlung in einem Roman informieren wollte, kam vor 20 Jahren kaum umhin, diesen zu LESEN. Heute gibt es das "Hörbuch" und den MP3-Player in der Tasche. Und ein nicht geringer Teil der Jugendlichen verzichten (nicht nur aus finanziellen Gründen) auf den Kauf des Buches, sondern gedulden sich bis zur Verfilmung, die sich ein paar Monate nach dem Kino auch im Fernsehen konsumieren lässt.
Auch zeitungsmäßig muss es kein Nachteil sein, die Kulturtechnik des Lesens nur mangelhaft zu beherrschen. Die Presse hält für diesen Personenkreis auch ein Blatt bereit, in dem der Schwerpunkt auf besonders vielen Bildern liegt.
Du magst Leute, die nicht flüssig lesen können, denen es schwer fällt, einen Text in der Länge meines Beitrages zu lesen, vieleicht bedauern. Musst du aber nicht. Auch so lebt es sich ganz unbekümmert. Nur wenige der betreffendn Personen, die ich kennenlernen durfte, empfinden das als Nachteil.
- Kommen wir zum Schreiben. Muss man heute schreiben können? Ich meine handschriftlich und einigermaßen an die Regeln der Rechtschreibung angeglichen. Ist irgendein Antrag, eine Kündigung oder sonstwas unwirksam, nur weil sie nicht der eigentlich seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschriebenen Rechtschreibung entspricht?
Lies dir mal die die Rechtsbehelfsbelehrung unter diversen Bescheiden durch! Widersprüche können dem Amt innerhalb der Widerspruchsfrist schriftlich oder zur Niederschrift bekannt gegeben werden. Es reicht also praktisch aus, wenn man die bescheidende Behörde aufsucht und seinem Unmut dort von der Leber redet.
An meiner Person spüre ich es selbst. Da ich im letzten Jahrzehnt verstärkt mittels Tastatur geschrieben habe, stelle ich beim Gebrauch eines Kugelschreibers ernüchtert fest, dass ich diesen auch wieder öfters mal schwingen sollte. Wie muss das bei einer Person sein, die weniger schreibt, als ich? Langsam kann ich das nachfühlen.
- Wir beide erinnern uns noch an Zeiten, da war es besser, dass man 38+42 im Kopf errechnen konnte. Was bringt das einem Jugendlichen heute? Taschenrechner, die dazu in der Lage sind, werden zuweilen als Werbegeschenke verteilt. Üblicherweise trägt man ein Mobiltelefon mit sich herum, das auch in der Lage ist, zu rechnen. Und im Gegensatz zu den vergangenen Jahren zeigt doch heute jede Registrierkasse an, wie viel Rückgeld zu erwarten ist. (Geld zu zählen ist eine Sache, die man heute essenziell braucht und mir sind sogar Personen bekannt, die unter Dyskalkulie leiden, aber völlig selbstverständlich Geld zählen können)
Was nützt es mir heute, dass ich die fast vergessene Kunst beherrsche, einen Rechenschieber zu bedienen?
- Du wirst nicht umhin kommen, zuzugeben, dass die heutigen Jugendlichen die Bedienung von verschiedenen, nicht einfach zu handhabenden elektronischen Geräten beherrschen. Unsere Generation hatte dazu in diesem Alter überhaupt keine Chance, denn das Radio in meinem Zimmer hatte zum Beispiel keinen Equalizer.
Wenn ich beobachte, wie schnell die jungen Finger über die Tasten fliegen, um eine SMS zu verfassen, da erblasse ich vor Neid! Ehrlich, aber es liegt nicht an der Gicht!
- Die Jugendlichen lernen heute nicht weniger, als damals. Aber die Prioritäten haben sich verschoben. Und wenn ein Lernziel für den Jugendlichen Priorität hat, so ist er hochmotiviert und erreicht in der Regel unerwartet gute Ergebnisse. Das würde ich dir gerne an einem Beispiel aus dem Bereich von privaten Bildungseinrichtungen erläutern. Schau dir doch mal an, mit welchem Elan die Fahrschüler daran gehen, die STVO usw. zu büffeln. Unter den Absolventen der Fahrschulen sind sogar Leute in der Lage, die es nicht geschafft haben, einen Hauptschulabschluss zu erwerben! Klingt komisch, ist aber so.
Für mich ist das ein klarer Fall von Prioritätensetzung. Der erfolgreiche Abschluss der Fahrschule und der Erhalt des Führerscheines erscheint auch dem Dümmsten als ein lebensnotwendiges, sehr erstrebenswertes Ziel.
Anhand von diesen Kleinigkeiten hab ich mal eine Lanze für die heutigen Jugendlichen gebrochen, die nach meiner Ansicht nicht weniger lernen, sondern aufgrund von Prioritätensetzung eher andere Dinge als wir früher.
Und Du kannst auf das Bildungswesen heutzutage schimpfen, wie du willst, fakt ist auch, dass den meisten Jugendlichen heute wesentlich mehr Wissen angeboten wird, als diese bereit und in der Lage sind, aufzunehmen. Was würde es nützen, wenn man das Bildungssystem verbessern würde und noch mehr Inhalte anbieten wollte?
Pfiffikus,
der mit dieser Entwicklung keineswegs glücklich ist.
|
|
|
|
|
|
|
|
| |
| |
|