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RE: Und wieder linke Randale in Leipzig |
Beitrag Kennung: 1042266
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Katrin Lehmann, Aktivistin aus Leipzig
Rückblick Samstag
Der Tag begann super gemütlich mit einem gemeinsamen Essen im Süden der Stadt.
Zu Zweit machten wir uns dann auf um noch jemanden vom Bahnhof abzuholen. Später trafen wir uns dann wieder am Johannisplatz. Dort war klar, das wird heute was Großes, denn der Platz füllte sich zunehmend. Die Cops schrieben vorher, dass sie mit 2000 Leuten vor Ort sein werden. Davon war vor Ort nicht viel zu merken. Nach ein paar Redebeiträgen ging's dann los auf die Strecke. Es gab vier Blöcke, die man meiner Meinung nach sehr gut unterscheiden konnte, nicht nur aufgrund dessen, dass sie durch Transparente getrennt wurden. Bis zum Leuschner liefen wir erst einmal ganz vorn mit. Trotz des Verbots von Pyro hat der dritte Block den Himmel in schön zusammengestellten Farben gestaltet.
Dass die Demo definitiv nicht mit Friede Freude Eierkuchen durch die Stadt latschen würde, war mir vorher schon klar und mich nerven ehrlich gesagt diese ganzen Diskussionen, die es jetzt wieder gibt. Es gab zu jeder Zeit die Möglichkeit den Block zu wechseln. Wenn ich bei einem Block mitlaufe in dem der Großteil der Menschen vermummt und mit Regenschirmen ausgestattet ist und dieser Block ein Transparent trägt, welches als Mordaufruf gedeutet werden kann, dann kann man sich danach, wenn man dort mitläuft nicht beschweren, dass dieser Block militant ist.
Wir waren uns auch schon vorher darüber im Klaren, welche Objekte angegriffen werden. Zuerst war die Dimitroff Wache fällig. Das war der Zeitpunkt zu dem spätestens die Polizei hätte eingreifen müssen, denn dort wurden um die Ecke auch ein paar Polizist:innen angegriffen. Vom Rest der 2000 und ihrem Equipment war aber weit und breit nichts zu sehen.
Im Prinzip war da schon klar, dass die Taktik eine andere ist. Wir lassen sie bis Connewitz randalieren und dort werden viele gehen, weil sie zu ihrer Abreise müssen und dann schlagen wir zurück.
Auf dem Weg wurden alle Objekte die wir vermuteten angegriffen ohne dass die Polizei eingriff.
Am Connewitzer Kreuz gab's die Abschlusskundgebung und die Reihen lichteten sich.
In der Heinze wurden zwei Feuer entzündet, die als Barrikaden bezeichnet wurden. Da muss ich auch einmal was dazu schreiben, weil dieser Begriff jetzt immer so verwendet wird. Eine Barrikade dient der Verteidigung, dass da niemand mehr lang kommt. Das gestern waren keine Barrikaden sondern einfach nur zwei Feuer an denen man ohne Probleme hin und her kam.
Das war dann der Zeitpunkt wo man zeigen konnte, was man so drauf hat. Das Equipment stand bereit und es interessierte nicht mehr, wer friedlich ist und wer nicht. Connewitz wurde zum wiederholten Mal zum Schauplatz des so von konservativen Kräften gehassten Viertels. Jede:r der dort egal warum unterwegs war wurde zum Spielball der Polizist:innen.
Es begann ein Katz und Maus Spiel. Wasserwerfer und Polizist:innen wurden von vorn und hinten angegriffen.
Naja und wir mittendrin. Solidarität zeigten Anwohner:innen indem sie ihre Haustüren offen gelassen haben. Das verhalf uns auch dazu, dass zumindest wir trocken blieben.
Als sich alles beruhigt hatte, gingen wir dann die Heinze zum Schwan um noch ein Bierchen zu trinken. Die Feuerchen waren zu diesem Zeitpunkt längst gelöscht und es befanden sich nur noch Menschen in der Straße, die einfach nur etwas essen oder trinken wollten. Naja und dann kam das Sinnloseste was die sich leisten konnten. Der Räumpanzer rückte an, obwohl Menschen schon vorher die etwas größeren Teile der gelöschten Feuer an den Rand geräumt hatten. Hinter dem Räumpanzer zwei Wasserwerfer und Zack die Durchsage, dass man sich entfernen soll. Der Räumpanzer wurde anscheinend vom Praktikanten gefahren, denn erst verreckte ihm das Teil und dann schaffte er es doch glatt die minimalen Reste komplett in die Breite der Straße zu verteilen. Dann stürmten die Cops wieder in die Straße und holten Menschen recht unsanft aus Geschäften, pfefferten sinnlos rum und schlugen völlig Unbeteiligte sogar so, dass jemand die Hälfte eines Zahns verlor. Nach diesem ganzen Scheiß, ließen wir dann den Abend noch in Ruhe in der Heinze mit nem Bier, das wir dann mal ohne gestört zu werden trinken konnten, ausklingen.
Unser lustiges Erlebnis gestern war der Tatort Sparkasse. Wenn das Geld fürs Absperrband nicht reicht, dann sichern vier Polizist:innen so, dass Jede:r durchlaufen kann und die Spuren dadurch völlig unbrauchbar sein werden. Den Spott darüber konnte sich Keine:r verkneifen. Machen konnten sie nichts dagegen, denn sie waren nur zu viert und mussten ja ihren Tatort sichern.
So und nun noch zu diesen ganzen Diskussionen, die jetzt wieder aufflammen. Wer ernsthaft glaubt, dass diese Demo jetzt das Bild, dass konservative Bürgis von linken Gruppen haben geändert hätte, wenn sie friedlich geblieben wäre und dass man da mehr erreicht hätte, liegt meiner Meinung nach falsch.
Wo genau sind denn diese ganzen ach so friedlich sein Liebenden montags? Da ist immer friedlicher Protest und trotzdem wird er von denen nicht unterstützt.
Fakt ist, dass ich mir auch gewünscht habe, dass die Demo friedlich bleibt, mir aber bewusst war, dass es nicht so sein wird und mich trotzdem beteiligt habe. Solidarität ist das was uns stark macht und die zeige ich auch weiterhin, daran ändern ein paar Steinewerfer:innen so rein gar nichts. Meine Soli geht raus an Alle die gestern Repressionen erfahren mussten.
#freelina
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