gastli
|
FT-Nutzer
32.255 geschriebene Beiträge
|
|
Wohnort: terrigenus
|
30.06.2015 ~ 16:04 Uhr ~ gastli schreibt:
|
|
|
|
im Forum Thüringen seit: 03.12.2005
2268 erhaltene Danksagungen
|
|
|
RE: Obama hilft nicht im Wahlkampf |
Beitrag Kennung: 771932
|
|
|
|
Update zu: in Buchenwald landeten nicht nur Funktionäre der NSDAP, SS-Angehörige und Belastete Bürger
Zitat: |
Historiker kritisieren Umgang mit Speziallagern in Thüringen
„Die Fakten über die Entnazifizierungslager werden von der Politik ignoriert und die Insassen pauschal zu Opfern erklärt“, sagte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, Günther Morsch, bei einer Fachtagung im Goethe-Nationalmuseum in Weimar.
In der öffentlichen Auseinandersetzung würden die Lager fälschlicherweise allein als Ins-trumente der Durchsetzung stalinistischer Herrschaft in Ostdeutschland instrumentalisiert und mit den Konzentrationslagern der Nazis gleichgesetzt. „Der Anteil von Systemgegnern der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR war aber nur sehr gering“, sagte Morsch. Der Historiker kritisierte Forderungen nach Namenstafeln für alle Internierten in den Gedenkstätten. „Auf diesen Tafeln würden die Namen vieler NS-Verbrecher und Mörder stehen, die nach 1945 interniert worden waren“, so Morsch.
Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätte in Buchenwald, wo seit der Wende auch an das sowjetische Speziallager Nr. 2 erinnert wird, mahnte zur Geduld. „Besonders in den Lagern mit doppelter Geschichte dürfen wir nicht aufhören, immer wieder an die Entstehung der Nachkriegslager als Folge des verbrecherischen Krieges zu erinnern, selbst wenn wir dafür geprügelt werden“, sagte der Historiker. So habe in Buchenwald auch der Bundespräsident Joachim Gauck davon überzeugt werden können, dass eine Gleichsetzung der Opfer vor und nach 1945 unangemessen wäre. Anfang des Jahres provozierte die Thüringer AfD mit dem Vorhaben, am Holocaust-Gedenktag auch der Toten im sowjetischen Speziallager zu gedenken.
Bei der Tagung wurden Parallelen der sowjetischen Nachkriegslager zum Gulag gezogen. Sie als rein stalinistische Herrschaftsinstrumente zu klassifizieren, lasse sich mit den historischen Fakten aber nicht rechtfertigen. Auch in den Internierungslagern der westlichen Besatzungszonen lagen den Verhaftungen Absprachen der Alliierten über eine Entnazifizierung Deutschlands und die Überprüfung belasteter NS-Vertreter zugrunde. Nach ihrer Auflösung verschwanden die Lager hüben wie drüben aus der öffentlichen Wahrnehmung. Dies erschwere die differenzierte Aufarbeitung bis heute.
Für Vereinfachungen und Gleichsetzungen in der Öffentlichkeit machte der australische Historiker Andrew Beattie auch die Wissenschaft selbst verantwortlich. „Wie sollen Öffentlichkeit und Politik zu einem einheitlichen und differenzierten Blick kommen, wenn sich nicht einmal die Historiker einig sind.“
Gefordert wurden weitere Forschungen zu den Insassen der Lager und zu den Motivationen der Alliierten zu ihrer Verhaftung. Dafür sollten auch Erinnerungsberichte der Internierten weiter ausgewertet werden. |
[Quelle: http://weimar.thueringer-allgemeine.de/w...ngen-1759488165]
Da kann man ja wirklich aufatmen, wenn Historiker sich der Realitätsferne der Demagogen entziehen und auch noch den Mut aufbringen, das öffentlich zu sagen.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|