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Noch keine Pflegeeltern für Geraer Vierlinge |
Beitrag Kennung: 40140
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"Die Vierlinge haben sich sehr gut entwickelt und große Fortschritte gemacht, besser als vorher in der Familie", sagt Sozialdezernentin Christiane Neudert (PDS) mit einem Lächeln. Den Dreieinhalbjährigen fehle es an nichts. Bislang aber sei es noch nicht gelungen, Pflegeeltern für die zwei Jungen und zwei Mädchen zu finden, bedauert Neudert.
Die Geraer Vierlinge leben seit September 2005 im Kinderheim Ernsee. Dort haben sie ihr eigenes Reich und Erzieher, die die Rolle der Eltern übernehmen. Per Richterspruch im November vorigen Jahres dürfen sie ihre Kinder nicht mehr behalten. Seitdem ist das Geraer Jugendamt auf der Suche nach passenden Pflegestellen. Viele Familien hätten sich gemeldet und wollten die Kinder aufnehmen, erzählt Jugendamtsleiter Dirk Fehrensen. "Doch wir können nur auf bereits geprüfte Pflegestellen zurückgreifen", erklärt er. Was sonst diskutiert wird, hat man längst bei Pflege- und Adoptiveltern, einen "Elternführerschein" mit belegten Fähigkeiten zu Erziehung und Betreuung.
Das Geraer Jugendamt habe bundesweit nach Pflegeeltern gesucht, berichtet Fehrensen. Dabei hätten sich zunächst auch vier Familien herauskristallisiert. Doch am Ende entschieden sich die Geraer gegen diese Variante. Die Kinder wären dann im Westen Deutschlands getrennt voneinander untergebracht worden, weit weg von den Geschwistern. Der Kontakt zwischen den Vierlingen wäre schwierig geworden, die Eltern hätten die An- und Abreise beim Besuch der Kinder gar nicht bewältigen können und letztlich sei auch der Kontakt des Jugendamtes zu den kleinen Geraern nur mit enormen zusätzlichen Aufwendungen möglich gewesen, erklärt Fehrensen. Man habe sich wieder auf Ostthüringen konzentriert. Zwei wohnortnahe Pflegestellen hätte er im Auge, verrät der Jugendamtsleiter. Gegenwärtig werde das aber noch geprüft.
Eine Trennung der Kinder steht weiter an, aber nicht mehr, wie im gerichtlichen Gutachten vorgeschlagen, jedes Kind in eine gesonderte Pflegefamilie. Das Gutachten beziehe sich auf ein früheres Stadium der Kinderentwicklung, die Erfahrung aber zeige, dass eine paarweise Trennung möglich ist, so Sozialdezernentin Neudert. Zwei Kinder hätten sich schneller entwickelt als die anderen beiden, ergänzt Fehrensen ohne Namen nennen zu wollen. Zwar bestünden bei allen immer noch Defizite in der körperlichen und geistigen Entwicklung, doch bei zwei Kindern seien Mimik, Fingergeschicklichkeit, das Reaktionsvermögen oder auch die Bewegungskoordination inzwischen auf einem ihrem Alter entsprechenden Stand. Die guten Ansätze der heilpädagogischen Behandlung will man im Jugendamt nicht aufgeben, auch deshalb die Suche nach wohnortnahen Pflegefamilien. "Die Verantwortung, die wir mit der Geburt der Vierlinge in Gera übernommen haben, wollen wir nicht an ein anderes Jugendamt abgeben", betont der Amtsleiter.
Darüber hinaus soll die Kontaktmöglichkeit der Eltern erhalten bleiben. Jeden Tag sei einer der beiden bei den Kindern, nur wenige Wochen bleiben in der Besucherliste ohne Eintrag. Bei den Besuchen ist ein Betreuer anwesend. Das sei keine Bevormundung, sondern eine Unterstützung, um fehlende Elternkompetenz auszugleichen.
Von einer Adoptionsmöglichkeit der Kinder geht man in Gera nicht aus. Dennoch habe man sich auch bei adoptionswilligen Paaren umgeschaut, die auch für eine Langzeitpflege geeignet seien, so Fehrensen. Wenn die Kinder in Familien gegeben werden, dann soll es für die nächsten Jahre sein. Mit dreieinhalb Jahren bekomme auch ein Kleinkind eine Trennung vom Gewohnten mit, weiß er. Die Entscheidung müsse also wohlüberlegt sein. Wir werden den Teufel tun und nichts überstürzen.
Dirk Fehrensen, Jugendamtsleiter in Gera
Petra Lowe / OTZ-Gera
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