|
RE: Afghanistan - Erfahrungen; Erkenntnisse + Schlußfolgerungen der Politik |
Beitrag Kennung: 1041106
|
|
|
|
Fortschritt im Rückschritt
Soll man sich jetzt darüber freuen, dass Frauen in Afghanistan weiter an privaten Hochschulen studieren dürfen?
Die ach so fortschrittlichen Taliban haben die Niqab-Pflicht für Frauen an Hochschulen erlassen.
Seit 2001 ist die Zahl der Frauen, die in Afghanistan studieren stark gestiegen.
Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban herrschte große Unsicherheit, ob es den Frauen weiter gestattet sein wird sich zu bilden.
Die Taliban haben sich in den vergangenen 20 Jahren enorm weiterentwickelt, das muss man ihnen ja lassen.
Jetzt erlauben sie den Frauen tatsächlich weiter an den privaten Hochschulen zu studieren.
Dabei stellen sie jedoch Regeln auf, die kaum eine Hochschule bewältigen kann.
Die Frauen sind gezwungen ein Niqab zu tragen und damit ihr Gesicht zu verhüllen, eine Burka wird nicht verlangt.
Weiterhin müssen sie von den Männern getrennt unterrichtet werden.
Ist dieses nicht möglich, muss mindestens ein Vorhang die Geschlechter trennen.
Auch dürfen die Frauen nur von Frauen unterrichtet werden. Auch hier gibt es eine Sonderregelung, wenn dies nicht möglich ist. Der Unterricht darf in Ausnahmefällen von einem „alten Mann mit gutem Charakter“ durchgeführt werden.
Da stellt sich doch schnell die Frage, wer hier den guten Charakter beurteilt?
Das heißt dann, dass Mullah XY den Unterricht übernimmt, natürlich nicht im planmäßigen Unterrichtsfach sondern im religiösen Sinne.
Zusätzlich dürfen die Frauen die Hochschulen nicht zur gleichen Zeit verlassen wie die Männer. Sie müssen die Räume vor den Männern verlassen, um dann in einem separaten Raum zu warten, bis alle Männer das Gebäude verlassen haben.
Universitätsprofessoren werten es als positiven Schritt, dass man Mädchen und Frauen die Bildung nicht wieder verweigert.
Ich werte es als Abkehr von der Bildung für Frauen, da es derzeit kaum weibliche Professoren in Afghanistan gibt.
Ich höre schon die Stimmen die jetzt sagen: Ist doch alles nicht so schlimm in Afghanistan, die Taliban sind doch viel gemäßigter als früher!
Den Frauen wird die Bildung doch nicht mehr verwehrt!
Aber zu welchem Preis?
Wenn die Bedingungen, an die Bildung geknüpft werden, schon mit einem ABER beginnt …
Es ist bitter, wenn man im Rückschritt einen Fortschritt sieht und sich damit tröstet, dass es hätte schlimmer kommen können.
Man muss sich halt die ganze Misere nur schön reden!
Ebenfalls wird berichtet: „Flüchtlinge, die aus westlichen Ländern nach Afghanistan abgeschoben würden, weil sie ein Verbrechen begangen haben, könnte dort allerdings eine Strafe nach dem islamischen Recht drohen:
"Ihr Fall wird geprüft werden, und wenn sie mit ihren Verbrechen gegen islamisches Recht verstoßen haben und wir sie bestrafen sollen, dann kommen sie vor Gericht", sagte Mudschahid.“
Zunächst hört sich das fair an, es ist aber zu befürchten, dass die Taliban nicht darauf schauen werden welches Verbrechen jemand begangen hat, sondern es als Verbrechen werten werden, dass jemand das Land verlassen hat.
Vergessen wir aber nicht, dass das „Islamische Recht“ ein anderes ist als wir es aus unserem Rechtsstaat kennen und gewohnt sind.
Wie die Taliban in Zukunft das ,,islamische Recht,, auslegen bleibt abzuwarten, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Taliban der hanafitischen Lehre folgen mit ihrem Rechts und Ehrenkodex Paschtunwali, der wenig mit dem üblichen Koran zu tun hat.
Da könnte das nicht korrekte tragen eines Niqab schon eine empfindliche Strafe bedeuten. Gewalt gegen Frauen wird wahlweise nicht geahndet oder der Frau angelastet.
Die angeblich gemäßigte Haltung der Taliban ist vorgeschobene Augenwischerei und wird sich schon bald selber entlarven.
Die Taliban sind nicht gemäßigt sondern entstammen einer rechtsextremen Auslegung des Koran, was mit dem eigentlichen Koran nichts mehr zu tun hat.
|
|
|
|
|
|
|