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Facebook- Welche politischen Absichten stecken dahinter? |
Beitrag Kennung: 651854
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Klinkt euch bei Facebook aus!
Aus der Roten Fahne Nr.: 25/2013 vom 20.06.2013:
In der letzten Woche machten der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und zwei der größten Zeitungen der Welt, die „Washington Post“ und der englische „Guardian“, bekannt, was viele Fachleute schon wussten oder zumindest ahnten: US-amerikanische Geheimdienste wie die NSA haben direkte Schnittstellen zu weltweiten Internetplattformen wie Facebook, Google, Skype und anderen. Darüber greifen sie ständig Daten der Millionen Benutzer ab – wühlen in den intimsten Details.
Friedensnobelpreisträger und US-Präsident Barack Obama verteidigt dieses Programm, genannt PRISM, mit nicht mehr sehr überraschenden Worten: Das seien angeblich notwendige und erfolgreiche Maßnahmen gegen „Terrorismus“.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg fand die Presseberichte „abscheulich“. In nahezu gleichlautenden Stellungnahmen sagten er und Google-Chef Larry Page, sie hätten noch nie etwas von einem Geheimdienstprogramm namens PRISM gehört (1). Und sie würden keinen Direktzugriff für Geheimdienste zur Verfügung stellen. Das sagt aber nur, dass sie den Namen nicht kannten und diese Schnittstellen nicht selbst programmiert haben. Der Reporter Michael Liedtke kommentiert treffend: „Wenn die Firma sagt, man erlaube keinen Zugriff durch die Hintertür, dann kann sie trotzdem den Zugang durch die Vordertür frei geben.“ (2)
Ursprünglich war Facebook nichts anderes als eines von vielen Studenten-Netzwerken. Das änderte sich, als Investmentfirmen auf den Plan traten und Facebook mit großen Mengen an Dollars weiterentwickeln ließen. Weltweit über ständige Pressepräsenz bekannt gemacht, wurde es zum allseits bekannten Netzwerk Nummer eins. In dem Geflecht von Firmen, denen Facebook gehört, befindet sich neben der US-Armee-Behörde DARPA auch die Firma In-Q-Tel, die zu 100 Prozent dem amerikanischen Geheimdienst CIA gehört. Das heißt, die US-Geheimdienste brauchen gar keine externen Schnittstellen zu den Facebook-Daten, sie sind in Wirklichkeit mitten drin, weil ihnen Facebook selbst gehört!
Der damalige CIA-Direktor Michael Hayden plauderte 2008 offen: „Geheime Informationen sind nicht alles in unserem Beruf, und es macht wirklich Spaß, Probleme mit Hilfe von Informationen zu lösen, die Leute so dumm waren, offen ins Netz zu stellen.“ (3)
Manche(r) Facebook-Nutzer oder -Nutzerin wird sich fragen: Was soll für Geheimdienste daran interessant sein, wenn ich per Facebook meine Freunde auf ein Rockkonzert aufmerksam mache oder wenn ich meinen Freundinnen meine neue Frisur mit einem Facebook-Foto zeige?
Tatsächlich interessieren sich CIA und NSA weniger für die Aber-Millionen von belanglosen Einzelfakten in Facebook. Darüber freuen sich vor allem Marketing-Strategen und Firmen, die einen fortan mit Werbemails überschwemmen.
Was die Geheimdienste vor allem interessiert, ist, wer mit wem Kontakt hat und welche Stimmungen sich unter den Völkern verbreiten. So wollen sie rechtzeitig erkennen, wo sich organisierter Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse entwickelt – sei es gegen Arbeitslosigkeit, gegen die Zerstörung der natürlichen Umwelt, gegen Angriffskriege oder gegen offene diktatorische Unterdrückung. Die Herrschenden wissen genau, dass immer mehr Menschen es nicht mehr hinnehmen wollen, dass das allein herrschende internationale Finanzkapital ihnen ihr Leben und die Welt zunehmend kaputt macht. Deshalb nutzen immer mehr auch das Internet, um sich über gesellschaftliche Alternativen auszutauschen und sich zu organisieren.
Dabei werden nicht nur einzelne unliebsame Meinungen unterdrückt, wie durch die Verhaftung von Regimekritikern in arabischen Staaten aufgrund kritischer Beiträge in Facebook oder die Löschung einer Facebook-Gruppe von Arbeitern gegen „Stuttgart 21“.
Die NSA, die US Behörde, die auf Telefon- und Internet-Überwachungstechniken spezialisiert ist, verwendet Software Techniken, die man als „Data-Mining“ bezeichnet – auch bei PRISM. Dabei wird nicht mehr jedes Facebook-Posting einzeln von einem Überwacher gelesen und beurteilt. Die „Data Mining“-Programme durchsuchen vielmehr selbstständig kontinuierlich die Daten und halten automatisch fest, wer mit wem wie oft Kontakt hat usw. Und sie können Inhalte von Postings darauf analysieren, welche hauptsächlichen Ansichten wie oft von wem ausgedrückt werden. Dabei spielt der „Gefällt mir“-Button eine zentrale Rolle, um Stimmungen im Massenumfang zu erfassen.
Die bürgerliche Presse sorgt dafür, dass Facebook in aller Munde ist. Von der Tageszeitung bis zum Musiksender wird man ständig angehalten ,Facebook zu nutzen. Man soll allmählich den Eindruck bekommen, ohne Facebook geht nichts mehr in dieser Welt. Hast du kein Facebook-Profil, bist du angeblich abgehängt. Keine Demonstration oder Hilfsaktion könnte man demnach mehr ohne Facebook organisieren.
Ja selbst die derzeitige Flutkatastrophe soll dazu herhalten, indem Radiosender erzählen, Facebook helfe den betroffenen Menschen – obwohl Betroffene kritisierten, dass über Facebook organisierte Hilfe viel chaotischer ablaufe, als über die dazu eingerichteten Websites.
Die „Rote Fahne“ sprach dazu mit Peter Bäuerle. Der 61-jährige Diplom-Mathematiker und Software-Entwickler ist Experte, was die Kritik an Facebook und Co angeht. Er ist Direktkandidat der MLPD zu den Bundestagswahlen in Böblingen/Sindelfingen und berichtet:
„Der ,Gefällt mir‘-Button spielt eine zentrale Rolle. Er ist inzwischen fast auf jeder größeren Website zu finden. Wenn genügend Klicks darauf zu einem Thema erfolgen, wird in Facebook automatisch eine Interessen-Gruppe dazu angelegt. So gibt es solchen Interessengruppen auch zu Artikeln über die MLPD. Obwohl die MLPD nichts dazu getan hat und gar nicht auf Facebook repräsentiert sein möchte.
Die Kapitalisten gehen inzwischen noch einen Schritt weiter: Am 23. 5. 2011 erklärte der Personalchef eines US-Konzerns auf Phönix, dass Bewerber, die kein Facebook-Profil haben, in seiner Firma gar nicht mehr berücksichtigt werden.“
Peter Bäuerle erzählt, dass es auch immer wieder Vorschläge gibt, Facebook zu nutzen, um die MLPD-Politik bekannter zu machen. „Oft wird dann auf den ersten Wahlkampf von Barak Obama verwiesen. Die Presse erwähnt ständig, dass etwa die arabischen Völker ihren Kampf gegen Diktaturen angeblich hauptsächlich über Facebook und ähnliches organisiert hätten.
Wir haben diese angeblich riesigen Möglichkeiten in mehreren Wahlkämpfen untersucht und erprobt. Dabei sind wir aber zu dem Schluss gekommen, Facebook nicht mehr zu nutzen. Wir empfehlen auch anderen fortschrittlichen, politisch aktiven Menschen und Organisationen, die Finger davon zu lassen. Die MLPD hat dazu inzwischen auch eine Grundsatzentscheidung getroffen.
Der Verfassungsschutz würde sich freuen, wenn alle Freunde ihre Sympathie für die MLPD mit einem ,Gefällt mir‘ Klick dokumentieren.“
Peter Bäuerle stimmt WikiLeaks-Gründer Julian Assange voll und ganz zu, der sagte: „Wenn jemand bei Facebook einen Freund hinzufügt, dann arbeitet er auch gleichzeitig kostenlos für die CIA.“ (4)
„Wir setzen stattdessen auf andere Mittel im Internet“, so Peter Bäuerle am Schluss. „Wenn man genau hinschaut, erfährt man über andere Websites weitaus mehr als über Facebook.“
Quelle: Junge Welt, Rote-Fahne, rf-news
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