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Bernhard P. - Aus meinem Leben geplaudert |
Beitrag Kennung: 630579
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Aus meinem Leben geplaudert
Vorwort:
Ich möchte hier eine Art Mini - Biografie von mir veröffentlichen und überlege noch ob ich nicht mal ein richtiges Buch mit meinen Ideen aus eigenem Erleben schreiben soll. Ist mir noch nicht ganz klar. Also es geht los mit Teil 1 dem noch einige folgen werden.
Ich denke das es nicht schaden kann wenn ich hier mal ein bischen aus dem Leben plaudere. Sicherlich wird dies nicht jeder tun wollen. Ich mache es aber. Es ist vielleicht gut damit man mich als Person besser einschätzen kann. Jeder kennt mich ja hier nur aus dem Internet. Nur Eisbär, Pfiffikus und Rudi Ratlos kennen mich auch persönlich, sowie der gesperrte Ullrich Walluhn.
Kurzer Werdegang:
Geboren wurde ich am 16.08.1954 in Sömmerda/Thüringen. Ich ging dort später zur Schule, von 1961 bis 1963 und von 1963 bis 1971 dann in Worbis. Schloss die zehnte Klasse mit einem Durchschnitt von 1,8 ab. Von 1971 bis 1974 erlernte ich den Beruf eines Funkmechanikers. Die Zulassung dazu musste ich mir damals hart erarbeiten. Von zirka 30 Bewerbern lieferte ich die drittbeste Arbeit ab. Ich war gut vom eigenem Vater darauf vorbereitet wurden. Schon von frühester Kindheit experimentierte ich mit ihm sehr gern auf dem Gebiet der Elektronik und baute mit ihm mein erstes Radio, welches lange Zeit in unserem Kinderzimmer stand. Es war damals noch ein Einkreiser. Schon bald hatte ich herausgefunden das man damit im Umkreis von etwa 100 Meter auch prima den Empfang buchstäblich flach legen kann, indem man einfach die Rückkopplung derart aufdreht das das Gerät zu pfeifen anfängt und so andere Empfänger empfindlich stört. Neben diesen Schwachstellen hatten diese Empfänger aber eine viel zu geringe Trennschärfe und erfüllten eines Tages nicht mehr die technischen Anforderungen an ein modernes Rundfunkgerät und kamen somit, aufgrund des technischen Fortschritts, aus der Mode. Alle diese Basteleien brachten mir bei meinem Vater den Spitznamen „kleiner Edison“ ein. Und wenn öfters mal bei Petris, in der Wohnung, die Sicherung rausflog lag dies zum Großteil an mir und meinen elektronischen Experimenten. Später installierte ich mit meinen Freunden eine eigene Telefonanlage, wo ich als „kleiner Edison“ sehr gefragt war. Das ging runter wie Öl. Insgesamt kann ich sagen das ich eine glückliche Kindheit erlebt habe, woran ich mich sehr gern erinnere. Vergessen sind da auch manchmal Vaters und Mutters Schelte. Vater nahm mich meist in Schutz und sagte: „Der Junge denkt sich was dabei. Er wird seinen Weg machen!“
Von 1974 bis 1984 diente ich in der NVA, Dienstgrad Stabsfeldwebel der Reserve. Schon bald musste ich leider erkennen das ich zum Soldaten nicht geboren war. Oft musste ich mir von den Vorgesetzten den Vorwurf anhören ich sei viel zu gut zu den Soldaten. Ich sei eben viel zu kumpelhaft und könnte mich als Vorgesetzter nicht richtig durchsetzen. Ich sah eben im Unterstellten in erster Linie den Menschen und nicht den Untergebenen. Bei den Soldaten war ich dagegen, auch wegen meiner Kumpelhaftigkeit, sehr beliebt. Ich gründete mit einigen Soldaten eine Rockband. Aber es war meist wilder Sound. Heute würde man vielleicht Ostpunk dazu sagen. Wieder erregte ich einigen Unmut bei den militärischen Vorgesetzten, was schließlich dazu führte das unser Kommandeur damals unsere Band verbot. Da war dann Ende im Gelände. Aber hier begann ich mich ernsthaft mit dem Selbstmusizieren zu beschäftigen und spielte ein wenig Gitarre. 1981 lernte ich auch meine spätere Frau Sylvia kennen. Es funkte zwischen uns und am 7. Mai 1983 haben wir geheiratet. Leider wurde dies von einem sehr tragischem Vorfall überschattet. Schon am 5. Januar 1983 starb mein Vater, Gerhard Petri, an Herzversagen. Er wurde nur 51 Jahre alt. Ich habe das lange nicht verkraftet und habe auch heute noch dran, gerade auch wo ich diese Zeilen schreibe, daran zu knabbern. Der beste Freund war einfach plötzlich nicht mehr da.
Im Jahr 1984, nach dem Ende meiner Armeezeit, ging ich dann nach Erfurt ins damalige Funkwerk und arbeitete dort unter anderem als Einrichter, Schwalllöter und technischer Anlagenwart. Letzteren Job führte ich bis zur Wende 1990 aus. Danach wieder Ende im Gelände. Ich spürte das erste Mal die Kälte des Kapitalismus und wurde arbeitslos. Dann hielt ich mich mit Umschulungen zum Umweltechniker beim TÜV Erfurt und Bürokaufmann bei Grone in Erfurt über Wasser. Nebenbei studierte ich noch an der Axel-Andersson-Akademie in Hamburg Journalistik. Schloss alles mit guten Ergebnissen ab. Aber es nutze alles nichts. Ich war für dieses System einfach nicht geboren und habe bis auf den heutigen Tag keine Arbeit bekommen. Damit möchte ich auch, aus eigener Erfahrung, das Argument einiger hier widerlegen die da meinen, das Derjenige der arbeiten will auch Arbeit bekommt. Jetzt ist der Zug sowieso abgefahren, denn mit fast 59 noch einem Job zu bekommen kommt in etwa der Chance gleich einen Sechser im Lotto zu haben. Außerdem habe ich erhebliche gesundheitliche Probleme und da stellt einen sowieso keiner mehr ein. Kann mich also langsam auf meine Rente vorbereiten.
Mein politischer Werdegang:
Schon von früher Kindheit wurde meine politische Erziehung in großem Maße von meinem Vater geprägt. In der Schule arbeitete ich gerne in der Pionierorganisation
„Ernst Thälmann“ und später auch in der FDJ mit. Als Auszeichnung durfte ich die Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“ besuchen und war Teilnehmer der X. Weltfestspiele 1973 in Berlin. Das waren für mich unvergessliche Tage, welche wesentlich mein Leben prägten. Politisch brachte ich mich schon als Kind als Pionierkorrespondent und später als Volkskorrespondent bei der Zeitung „Das Volk“ der heutigen Thüringer Allgemeinen“ ein. Dies tat ich auch noch nach der Wende. Aber im Gegensatz zum Volk zahlte die Allgemeine kein Honorar mehr, so das ich meine Umkosten nicht mehr decken konnte. Da war dann bei mir Ende im Gelände und aus Protest habe ich bei dieser Gelegenheit die „Thüringer Allgemeine“ dann gleich noch abbestellt.
Im Jahre 1973 trat ich in die SED ein. Am Anfang habe ich viel Gutes darin gesehen. Aber die Wende, die ich zunächst für gut hielt, hat mich nachdenklich gemacht das wohl doch nicht alles so gut und richtig war. Da warf ich 1989 wütend das Parteibuch auf den Tisch und sagte zu meinem Parteisekretär: „Das ist nicht mehr Marx was ihr hier macht.“ Meine Einstellung zu Karl Marx änderte sich dadurch jedoch nicht. Er ist für mich eines der größten Genies das je gelebt hat. Ende der neunziger Jahre schloss ich mich der Marxistisch - Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) an. Lernte den Parteichef, Stefan Engel, persönlich kennen und habe ihm viel zu verdanken. Letztendlich auch die Erkenntnis das da auch nicht alles richtig ist. Mit Marx/Engels/Lenin konnte ich mich ja noch anfreunden. Aber die Ideen von Stalin und Mao Tse Tung begeisterten mich nicht so richtig. Ich trat aus der MLPD wieder aus. Doch Stalin und Mao auf eine Stufe mit Hitler zu stellen halte ich doch für unkorrekt. Hitler war und bleibt für mich der größte Verbrecher, der die Schandtaten eines Caesars weit übertraf.
Der nächste tiefere Einschnitt im Leben war die Zeit um 2007, als es darum ging buchstäblich den Erfurter Wiesenhügel abzureißen. Mehr als 1000 Wohnungen sollten damals abgerissen werden. Wenigstens 500 davon konnten wir damals retten mit unseren Protestaktionen. Zu dieser Zeit lag ich damals das erste mal im Krankenhaus. Ich war kaum raus aus dem Krankenhaus, da rief mich ein gewisser Ullrich Walluhn an und informierte mich im etwa so: „Bernhard, du bist doch politisch ein sehr gebildeter Mensch, hilf uns bitte das es hier nicht zum Abriss kommt.“
Ich hielt dies für eine gute Sache und sagte meine Unterstützung zu. Leider hielt sich die Unterstützung in Grenzen von den etablierten Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP. Auch die Linke, die damals noch PDS hieß, hielt sich zunächst zurück. Da sprang plötzlich, für uns alle unerwartet, die NPD in die Bresche. Sie stellte uns Propagandamaterial und Lautsprecheranlage zur Verfügung. Da begann ich nachzudenken: „Wieso unterstützen die gerade uns?“ Aber Walluhn und ich nahmen die Hilfe an, weil sie von anderen eben vorerst nicht kam, oder im Falle der PDS nur ungenügend und keinesfalls ausreichend. Im Gegenzug lud uns die NPD zu ihren Veranstaltungen ein in denen Walluhn und ich als Gastredner auftraten. Ich hielt unter anderen einen Beitrag über Marxismus und erntete Beifallstürme am Fischmarkt, während die Gegendemonstranten am Rathaus uns niederschrien. Das Video befand sich auf youtube sogar im Internet. Für die Presse war das natürlich „gefundenes Fressen“. Ein gewisser fk von der TLZ schrieb Artikel im B..d - Niveau das unser gegründeter Bürgerrat in den Fängen der NPD gelandet sei. Da begann ich nachzudenken. Da kann doch was nicht stimmen, denn eigentlich arbeitet die NPD doch im Interesse dieses Systems und jetzt verurteilen sie unser Handeln? Ich brach darauf sämtliche Kontakte zu Walluhn und der NPD ab. Mit Walluhn hatte es sogar noch ein gerichtliches Nachspiel und eine Vorladung zur Kripo im Erfurt. Zum Glück entschied das Gericht zu meinen Gunsten, wohl weil ich Einsicht gezeigt hatte und die Anzeige, die Walluhn gegen mich inzwischen erstattet hatte, wurde verworfen. So erlebte ich das erste Mal in diesem System, wohl aus politischer Weitsicht, Gerechtigkeit. Danach begann ich mich verstärkt für die PDS zu interessieren, forderte von der Bundestagsfraktion der PDS Unterlagen an und wollte Mitglied der PDS werden. Das wurde aber von der Kreisvorsitzenden der PDS, Karola Stange, abgelehnt, eben weil ich vorher Kontakte zur NPD hatte. Es nützte nichts das ich mich längst davon getrennt hatte. Das hatten die Genossen mir wohl nicht verziehen. Da fasste ich auch den Beschluss: „Na gut, wenn ihr mich nicht haben wollt dann kriegt mich eben keine Partei!“ Ich verabschiedete mich auch von der Donnerstagsdemo in Erfurt, wo ich sowieso nicht mehr reden durfte. Längst war auch diese Veranstaltung zu einer Pflichtvorstellung mit schlechten Schauspielern mutiert. Wohl ganz im Sinne des kapitalistischen Systems mit Nullchance auf Erfolg. Ein erfahrener Kommunist nahm mich in dieser Zeit zu einem Treff mit Sahra Wagenknecht in Jena mit und baute mich wieder auf und half mir aufs richtige Gleis zurück. Auch Sahra habe ich einiges davon erzählt und sie sagte mir damals: „Bernhard du musst aufpassen das du nicht aufs falsche Pferd setzt!“
Mahnende Worte, die ich mir sehr zu Herzen nahm.
Aber meine Irrungen hatten auch was Gutes. Sie hatten in Erfurt eine Lawine ins Rollen gebracht die nicht mehr aufzuhalten war. Plötzlich durfte ich sogar persönlich mit dem OB A. Bausewein sprechen. Ich halte ihm zu gute das er mich in vielen Punkten verstand, selbst meine Fehler. Letztendlich drückten SPD und PDS im Stadtrat, durch die Mehrheit in Erfurt, durch das nur 500 der ursprünglich geplanten 1000 Wohnungen abgerissen wurden.
Ein gewisser .., auch Mitglied im Forum, sollte mir dankbar sein das ich mich damals für den Wiesenhügel engagiert habe, denn letztendlich hat er es auch ein bischen mir zu verdanken das er heute noch dort wohnen darf. Wäre es nach den bürgerlichen Parteien gegangen wären dort heute im wahrsten Sinne des Wortes „Kohls blühende Landschaften“(Löwenzahn, Kamille, Unkraut etc.)
So ist mein politischer Werdegang gewesen, welcher der Wahrheit entspricht. Ich war ehrlich genug auch meine Verfehlungen zuzugeben. ...
Hier endet der 1. Teil.
Der zweite folgt in Kürze.
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