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Nahe dran |
Beitrag Kennung: 46190
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Nahe dran
Ich stehe in einem kleinen Saal am Rande neben den Zuschauerreihen. Auf der Bühne eine Musikgruppe von drei - oder vier? - Leuten. Sie spielen und singen ein Lied. Ein herrliches Lied: wundervolle Melodie, mitreißender Rhythmus, aber das Faszinierendste der Text. So klar, so einleuchtend, Jedem in wenigen Versen erklärend, wie Alle leben könnten, wenn sie sich richtig verhielten. Und noch besser ist die einfache Erklärung dieses Verhaltens. Und die Melodie und der Rhythmus unterstreichen, betonen und schmücken jedes dieser Worte.
Ich weiß: Dieses Lied ist es. Jeder, der es hört, wird nie mehr falsch handeln können. Er wird selbst wollen, daß er wie alle Anderen das glückliche Leben aus dem Lied führen. Das ist ja auch so einfach. Wer sollte dieses Lied nicht verstehen?
Jetzt muß ich nur noch aufwachen und das Lied aufschreiben. Daß ich mir nicht klarwerden kann, ob nun drei oder vier Musiker spielen, ist ein untrügliches Zeichen, daß ich träume. Auch der Text des Liedes ändert sich, wird mal besser, mal schlechter. Warum wache ich nicht auf, ehe es weg ist? Los doch, das ist ein Traum, ich muß aufwachen, das Lied retten.
Na bitte, geht doch. Endlich wach. Licht an, Zettel, Stift und Kassettenrecorder geholt, Text und Rhythmus notiert, soweit im Halbschlaf möglich, schnell aufgenommen. Mann, bin ich müde. Aber froh. Wird das ein Durchbruch! Nur noch etwas schlafen, morgen gibt es viel zu tun, da muß ich ausgeschlafen sein. Die Verbreitung dieses Liedes duldet keinen Aufschub. Jede Stunde seiner Verbreitung wird unnötiges Unheil abwenden. Nun aber Augen zu. Zurück in die Traumwelt.
Ich erwache früh. Es dämmert gerade. Bloß gut, das Lied ist aufgeschrieben und aufgenommen. Mir fällt nichts davon mehr ein. Ich schaue neben das Bett. Zettel, Stift und Recorder sind weg. Ich hatte sie doch hier? Oder war das in der Stube? Im Aufstehen fällt mir ein: Den Recorder habe ich vor Jahren meiner Cousine geschenkt ...
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