Adeodatus Benutzerkonto wurde gelöscht
22.08.2012 ~ 15:13 Uhr ~ Adeodatus schreibt:
|
|
|
|
|
|
|
Interview mit @ Felix Kaiser |
Beitrag Kennung: 579561
|
|
|
|
Zitat: |
Gera liebenswert:
Der 27-jährige Felix Kaiser sieht die Stadt gern von oben. Sein schönster Aussichtspunkt ist die Lasur.
Gera-Zwötzen. Felix Kaiser kommt mit der Straßenbahn. Dann geht es zu Fuß weiter, zu einer der schönsten Aussichten Geras, wie er meint. Ein Auto, da ist sich der junge Geraer sicher, braucht man nur für den Großeinkauf oder wenn es weiter weg gehen soll.
Um auf die Lasur zu steigen, braucht man jedenfalls keines. Aber feste Schuhe und ein bisschen Puste sind erforderlich. Ein Blick für das Schöne kann auch nicht schaden: am Wegesrand stehen Erdbeeren, Johanniskraut, Wolfsmilch, Karthäusernelke. Den steilen Trampelpfad nimmt der 27-Jährige mit schnellen Schritten und spricht dabei mit ebenso schneller Zunge. In einer E-Mail hatte er zuvor an die Zeitung geschrieben, das Thema "Gera liebenswert" sei schwierig. Aber nicht, weil Gera keine schönen Ecken haben, sondern so viele.
Einer der schönsten Punkte ist die Lasur. Für die kleine Anstrengung entschädigt der Ausblick über das südliche Gera: Lusan, Zwötzen, das Elstertal. "Gera ist eine grüne Stadt", sagt Felix Kaiser. Besonders zwischen den Lusaner Plattenbauten sticht das Grün hervor. "Davon können sie in Jena-Lobeda nur träumen."
Der Softwareentwickler muss es wissen. Er arbeitet in Jena und pendelt. Auf Arbeit haben die Kollegen gefragt, warum er in Gera lebt. Er fragt: warum nicht? Der beengte Wohnraum, die hohen Mieten in Jena bleibe doch kaum Geld zum Leben und zum Lebengenießen, meint der junge Mann, der aus Harpersdorf stammt. Ganz bewusst ist er Anfang 2009 nach Gera gezogen: ein gutes Wohnungsangebot in ruhigen Lagen, eine grüne Stadt, den Nahverkehr vor der Haustür, kurze Wege. Das überzeugte ihn. Heute würde er sich selbst als Geraer bezeichnen, aber eigentlich ist ihm das zu eng gefasst. "Es geht um die ganze Region. Durch die Reußen und den Bergbau sind wir verbunden."
Der junge Mann hat zu erstaunlichen vielen Themen eine Meinung. Die Ostthüringer Zeitung hält ihn auf dem Laufenden, auf der OTZ-Homepage kommentiert er regelmäßig Beiträge. Studentenförderung, Straßenbahn, Radrennbahn: Felix redet mit. Beim Thema Kunsthaus mischt er auch mit. Er ist Mitglied im Förderverein, glaubt an das Projekt. "Was wäre die Alternative?" Das Haus sei ein Blickfan. In Untermhaus seien Kunst und Kultur überall. Er wundert sich, wo die Begeisterung der Geraer geblieben ist, die das ehemalige Bankgebäude zum ersten Tag der offenen Tür in Strömen besucht hatten. Solange es nun aber in Gera mit dem Museum nicht weitergeht, bleibe nur eins: "Chemnitz freut sich".
Doch zunächst freuen sich Felix Kaiser und seine Freundin Maria Jahn über den Ausblick. Die 22-Jährige stammt aus Schwarzburg im Schwarzatal, die Berge dort sind imposanter als die Lasur. Doch immer wieder zieht es beide hier hoch. Meist ist es ruhig, man begegnet nicht vielen anderen Spaziergängern und kann bei einem Picknick die Aussicht über eine grüne Stadt genießen.
Bisher nur Lob über Gera, gibt es auch etwas, was den jungen Mann stört? "Schwierige Frage", sagt er und überlegt. Es sei erstaunlich, sagt er schließlich, dass Gäste und Touristen oft von Gera schwärmen, die Geraer aber selten. Ein bisschen mehr Begeisterungsfähigkeit und der Wille an einem Strang zu ziehen das fehle.
Katja Schmidtke / 17.08.12 / OTZ
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| |