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Aus für Sozialarbeit an Schulen droht: Wegbrechen ein "verheerendes Signal" |
Beitrag Kennung: 31281
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Erfurt. (tlz) Viele Sonntagsreden habe es gegeben nach dem Massaker am Gutenberg-Gymnasium, empört sich Christoph Feest, Geschäftsführer des MitMenschen e.V. - die Realität allerdings sehe anders aus: Zum Jahresende droht das Aus für die Schulsozialarbeit an den berufsbildenden Schulen, deren Träger der Verein ist, warnt Feest. Er tut dies zufällig, aber ausgerechnet an dem Tag, an dem in Emsdetten ein 18-Jähriger auf dem Schulhof wild um sich schießt und anschließend selbst tötet. Obwohl Parteien und Oberbürgermeister Andreas Bausewein erklärt hätten, die Schulsozialarbeit müsse weiter ausgebaut werden, fehlen nach gestrigem Stand ab 2007 für die Finanzierung der fünf Sozialarbeitern an den Berufsbildenden Schulen 2, 4, 5 und 7 mindestens 150000 Euro. Die 100000 Euro, die wenigstens im städtischen Haushalt eingeplant sein sollen - Finanzbeigeordnete Karola Pablich bestätigte der TLZ diese Zahl - würden nur für vier Monate reichen oder die Stellenreduzierung von fünf auf zwei erfordern.
Gewalt sei alltägliche Praxis an den Schulen, mehr oder weniger offen werde auch mit Drogen gedealt, so Feest. "Sozialarbeiter werden dringend gebraucht", sagt er. Nicht fünf insgesamt - an jeder Berufsbildenden Schule müssten es so viele Sozialarbeiter sein. Und um Problemfälle bereits früher angehen zu können, die wie eine Bug-Welle über die Berufsschulen schwappen, plädiert Feest auch für Sozialarbeiter bereits an Regelschulen.
Die Kosten eines Sozialarbeiters seien schnell "eingespielt": Schon wenn nur eine stationäre Betreuung eines Jugendlichen verhindert werden könne, rechneten sich die 250000 Euro für eine Stelle. Nicht noch einmal könne der MitMenschen-Verein in Vorleistung gehen wie Anfang 2006: Monatelang hatte der Verein die Sozialarbeiter beschäftigt, ohne Gewissheit, dass die Stadt die Mittel dafür bereitstellen würde. Nun hänge alles an einer Entscheidung des Jugendhilfeausschusses - der tagt am Dienstag, 12. Dezember, und wird sich wohl mit Protesten von Jugendlichen konfrontiert sehen. Die warben gestern für den Erhalt der Schulsozialarbeit: "Wohin sollen wir denn sonst gehen?", fragten sie in die Runde. Nicht allein Förderschüler, auch Gymnasiasten etwa der Walter-Gropius-Schule fänden in den Schulsozialarbeitern einen Ansprechpartner und Ratgeber. Gehofft habe der MitMenschen e.V. auf einen Bundes-Fördertopf zur weiteren Finanzierung der Sozialarbeiter - doch der Antrag platzte.
Schulamtsleiter Wolfram Abbé sieht die Entwicklung mit Sorge. Seine Worte seien verhallt, als er in der letzten Jugendhilfeausschuss-Sitzung auf das drohende Aus hingewiesen habe. "Sozialarbeiter gehören dorthin, wo wir die Jugendlichen erreichen", so Abbé. Fünf Sozialarbeiter seien das untere Limit. Wenn deren Arbeit wegbreche, sei dies ein "verheerendes Signal" - besonders aus Erfurt.
quelle: tlz |
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