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Mutationen in der mitochondrialen DNA von Arktisbewohnern erhöhen die Wärmeproduktion
Der Körper von Bewohnern kalter Klimazonen kann mehr Wärme produzieren als der von Menschen aus den Tropen. Dieser Unterschied beruht auf Veränderungen in der Erbsubstanz der Mitochondrien, die sich im Lauf der menschlichen Evolution als vorteilhaft in kalten Gebieten herausgestellt haben und sich so ausbreiten konnten. Diesen Zusammenhang beschreiben amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 303, S. 223).
Die kleinen "Kraftwerke der Zelle", die so genannten Mitochondrien, gewinnen aus den Nährstoffen im letzten Schritt des Stoffwechsels Energie. Ein Teil dieser Energie entsteht als Wärme und der Rest wird in Form des Stoffes ATP im Körper gespeichert. Das ATP bildet den Energievorrat der Zelle, den sie für die Herstellung von Eiweißen oder die Produktion anderer wichtiger Stoffe benötigt. Wieviel Energie der Körper in Wärme und wieviel er in ATP überführt, scheint sich im Lauf der menschlichen Entwicklung an das Klima des jeweiligen Lebensraums angepasst zu haben, entdeckten Eduardo Ruiz-Pesini und seine Kollegen von der Universität von Kalifornien in Irvine.
Die Forscher hatten die mitochondriale Erbsubstanz von Menschen untersucht, die in tropischen, gemäßigten und arktischen Klimazonen leben. Dabei stellten sie fest, dass bestimmte Veränderungen des Erbguts der Mitochondrien bei den Bewohnern kalter Regionen ungewöhnlich weit verbreitet waren. Diese Mutation bewirkt, dass die Zellkraftwerke der Arktisbewohner mehr Wärme und weniger APT produzieren als die von Bewohnern wärmerer Klimazonen.
Aus Sicht der Evolution muss diese höhere Wärmezufuhr in kalten Gebieten ein großer Vorteil gewesen sein: Sie hat sich durchgesetzt, obwohl die Menschen durch die Veränderung anfälliger für bestimmte Energiemangelkrankheiten wurden. Möglicherweise gab es jedoch auch positive Auswirkungen, vermuten die Forscher. So scheint die Produktion der gefährlichen Sauerstoffradikale in den Mitochondrien ebenfalls vermindert zu sein, was zu weniger Zellschädigungen führen kann.
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Eisbär: 21.10.2006 01:48.
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