Gentech-Pflanzen erfüllen Erwartungen nicht
Zehn Jahre sind vergangen seit der Zulassung des ersten genmanipulierten Lebensmittels, der so genannten Antimatschtomate. Seither hat die Agro-Gentechnik einen anscheinend beispielhaften Triumphzug hinter sich. Die weltweite Anbaufläche gentechnisch manipulierter Pflanzen ist mittlerweile auf die doppelte Größe Deutschlands, knapp 70 Millionen Hektar, angewachsen.
Dass Gentechnik das beste Instrument zur Bekämpfung des Welthungers sei und die Erträge mit ihrer Hilfe gesteigert werden könnten, wird aufgrund jahrelanger Propaganda der Gentechnikindustrie nur von wenigen hinterfragt. Kein Wunder, wird diese doch von Marketingspezialisten wie der PR-Agentur Burson-Marsteller unterstützt, einer Firma, die unter anderem für das Pentagon Methoden zur psychologischen Kriegsführung entwickelt und Großkonzernen bei der Vertuschung von Umweltkatastrophen hilfreich zur Seite steht (z.B. dem Exxon-Konzern bei der Ölkatastrophe der Exxon Valdez oder Union Carbide beim Giftgasunfall in Bhopal).
Wenn man jedoch die Thesen, mit denen Konzerne und Politik seit Jahren um gesellschaftliche Akzeptanz buhlen, auf ihre wissenschaftliche Haltbarkeit prüft, bleibt vom schönen Schein nicht viel übrig.
1. Gentechnik auf dem Acker reduziert den Einsatz von Pestiziden
Entgegen allen Versprechungen führt der Anbau von Gen-Pflanzen nicht zu einer Verminderung des Einsatzes umweltschädlicher Pestizide. Rückgänge sind, wenn überhaupt, nur für die Dauer weniger Jahre zu belegen. Nach dieser Zeit steigt die Menge der eingesetzten Pestizide deutlich an. In den USA werden – nach lediglich sechs Jahren Anbau – auf den Gen-Feldern bereits 13 Prozent mehr Pestizide versprüht als auf konventionellen Äckern, mit stark zunehmender Tendenz.2 Auch die Verwendung des insektenresistenten Bt-Mais (mit einem Bakteriengen, das ein Insektengift produziert), führt nicht zu einem geringeren Einsatz umweltschädlicher Pestizide3. Hauptgrund für diesen Anstieg ist die zunehmende Resistenz der Ackerkräuter gegen die eingesetzten Herbizide.
Zu einem hartnäckigen Unkraut ist jedoch vor allem herbizidresistenter Gen-Raps geworden: Gen-Rapssorten, die jeweils gegen verschiedene Herbizide resistent waren, haben sich untereinander gekreuzt und sind nun gegen alle eingesetzten Totalherbizide resistent („gene stacking“). Raps-Samen können darüber hinaus mehr als 15 Jahre keimfähig im Boden überdauern. Da viele der winzigen Samen bei der Ernte auf dem Feld bleiben, dauert es bis zu zehn Jahren, bis gentechnikfreier Raps auf einem Acker angebaut werden könnte, auf dem einmal Gen-Raps gewachsen ist. Um der Plage Herr zu werden, werden in Nordamerika deshalb zunehmend hochgiftige, alte Pestizide oder Pestizid-Cocktails eingesetzt. Argentinien hat dasselbe Problem mit Gen-Soja. Bei etlichen Sorten führt die Genmanipulation zusätzlich zu einer erhöhten Anfälligkeit der Pflanzen gegenüber anderen Schädlingen oder Krankheiten. Diese müssen dann wiederum mit Gift bekämpft werden. Und selbst in Fällen, in denen kurzzeitige Rückgänge der Pestizidmenge festgestellt werden, handelt es sich um Strohfeuer. Laut Aussagen chinesischer Forscher wird der Schädling, dem mit Gen-Baumwolle der Garaus gemacht werden soll, in wenigen Jahren resistent gegen das Gift der Gen-Pflanzen sein.
2. Der Anbau transgener Pflanzen schont die Umwelt
Dass der zunehmende Einsatz von Pestiziden nicht zu einer Entlastung der Umwelt beiträgt, liegt auf der Hand. Totalherbizide haben zudem ein sehr breites Wirkungsspektrum: Sie vernichten alles pflanzliche Leben, nur die Gen-Pflanzen überleben. Doch viele Ackerkräuter bieten auch Nahrung für Insekten, diese wiederum für Vögel und andere Säugetiere. Das lange Jahre als umweltschonend angepriesene Totalherbizid Roundup der Firma Monsanto ist zudem krebserregend und hoch giftig für Fische und Insekten.6 Und so wurden auch in der bislang größten Langzeitstudie über die Auswirkung von GVO auf Fauna und Flora massive negative Folgen für die biologische Vielfalt festgestellt:
• 24 Prozent weniger Schmetterlinge in herbizidresistentem Raps,
• bei Gen-Raps 44 Prozent, bei Gen-Zuckerrüben 34 Prozent weniger Blütenpflanzen.
Innerhalb von zwanzig Jahren, so eine Modellrechnung, würde der Anbau von Gen-Zuckerrüben zum Aussterben der Feldlerche führen: Durch die Totalherbizide würde ihre Hauptfutterpflanze verschwinden. |