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Wohnort: Gera
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25.04.2021 ~ 16:43 Uhr ~ Archivar schreibt:
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im Forum Thüringen seit: 03.07.2015
1803 erhaltene Danksagungen
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Bummel durch die Geraer Altstadt, Teil 1 |
Beitrag Kennung: 1026061
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Heute möchte ich euch zu einem Bummel durch die Geraer Altstadt einladen.
Im ersten, vorliegenden Teil beschränke ich mich auf die unmittelbare Umgebung des Marktes.
Auf diesem Stadtplanausschnitt könnt ihr die Standorte der Geschäfte bzw. Häuser hoffentlich einigermaßen nachvollziehen.
Mit Nummer 1 ist die ehemalige Gaststätte "Deininger Bräu" in der Großen Kirchstraße 2 bezeichnet.
Dort befand sich bereits um 1900 das Gasthaus "Angermann-Bräu". Die etwas Älteren hier im Forum kennen das Gasthaus noch unter dem Namen "Alt Gera" zu DDR-Zeiten.
In den 1980er Jahren wurde der Gaststätten-Status aufgehoben, das nunmehr ehemalige Lokal diente dann der Versorgung der Bauarbeiter. Heute gehört das Objekt mit zum Pflegeheim am Markt.
Sicher alle kennen die Brendel`sche Buchhandlung, die seit kurzem von der Tochter der vorherigen Inhaberin, Frau Züge-Gutsche, geführt wird.
Aber am heutigen Standort war sie nicht immer.
Diese Aufnahme, etwa um 1910 entstanden, zeigt den Vorgänger, das Brendel`sche Leseinstitut (was für ein herrlicher Name!), noch auf der anderen Straßenseite und deutlich weiter unten als heute, nämlich im Haus Große Kirchstraße 7.
Wer kennt nicht den "Woll-Reichl" in der Großen Kirchstraße 13?
Die Aufnahme zeigt das noch von einem Vorgänger betriebene Geschäft am angestammten Standort.
Wenden wir uns wieder der anderen Straßenseite zu.
Unmittelbar vor dem Eingang in die Rittergasse betrieb einst der Schneidermeister Klopfer sein Geschäft.Unmittelbar angrenzend befand sich die Bäckerei Lunzenauer.
Im ehemaligen Schneidergeschäft ist heute ein Spielzeuggeschäft ansässig, vor nicht allzu langer Zeit hatte sich der Tabakshop Franz dort eingemietet. (Sollte ich hier etwas durcheinanderbringen, bitte ich um Nachsicht und Korrektur. Heutzutage wechseln ja die Ladenmieter in atemberaubendem Tempo.)
Passieren wir nun die Rittergasse, finden wir gleich an der Ecke die Samen-Handlung von Max Hauschild. Unmittelbar rechts daneben befand sich die Fleischerei von Alfred Senkel.
Sehr praktisch, wie ich finde, Bäckerei und Fleischerei gleich nebeneinander, also auch ohne Supermärkte kurze Wege.
Unter Bildnummer 6 finden wir die Fisch- und Geflügelhandlung von Ernst Weidhase. Sie befand sich in der Spaethe-Passage. Diese gehörte postalisch zur Großen Kirchstraße und besaß keine gesonderten Hausnummern.
So, nach Brot, Wurst und Fisch haben wir Durst bekommen und wollen einkehren. Dazu müssen wir die Passage nicht einmal verlassen.
Das Cafè Passage läd zur Einkehr. Dieses Cafè gab es bereits im 19. Jahrhundert. Eine mir vorliegende Ansichtskarte weist es als "Wiener Cafè Passage aus, diese Karte ist bereits 1895 postalisch gelaufen und gestempelt.
Bis vor wenigen Jahren befand sich darin das Literaturcafè Pegasus und ist sicher allgemein bekannt. Der Wirt musste gesundheitsbedingt aufgeben und heute trägt das Cafè den Namen "Tunnel 2.0"
Der "Tunnel" befand sich vorher im Durchgang vom Kornmarkt zur Stadtgrabentrasse und musste sich ob des ausgelaufenen Mietvertrages ohnehin einen anderen Standort suchen. So bleibt die Tradition in der Passage weiter am Leben.
An dieser Stelle möchte ich einige Worte zur Spaethe-Passage einfügen.
Angelegt wurde sie 1869 vom kunstsinnigen Kaufmann Franz Gustav Spaethe. In den Nischen dieser Passage stellte er Bronzen und Nachbildungen antiker Skulpturen auf, die er während seiner Italien-Reisen zusammengetragen hatte
Dieses sehr zeitige, auf Hartpappe aufgebrachte Foto lässt einiges von der damaligen Pracht nachempfinden.
Nun blicken wir, bereits vom Nikolaiberg aus, auf den Abschluß der Großem Kirchstraße zur Ecke Steinweg.
Im Eckhaus, in dem sich bis vor kurzem das Kabarett "Lachgeschäft" befand, hatte der Kaufmann Gustav Pöhlitz einen Kolonialwarenladen eingerichtet. Seine Spezialität war die Kaffeerösterei.
Ein sehr interessantes Detail dieser Aufnahme finden wir ganz am linken Bildrand. Auf einem Plakat wird dort der Auftritt des bekannten Künstlers Otto Reutter im Residenztheater Gera angekündigt.
Sehr interessant auch diese Aufnahme. Sie stammt vom 31.7.1912. Zu sehen ist ein Pferdewagen mit Steinen, der am Geschäft von Gustav Pöhlitz (hier Blickrichtung aus dem Steinweg heraus zur Großen Kirchstraße) gelandet ist.
Was war geschehen? Am Morgen dieses Tages kam ein Pferdefuhrwerk der Transportfirma Caspari aus Gera den Nikolaiberg herunter. Wie die Geraer Zeitung vom Folgetag schrieb, prallte dieses Fuhrwerk infolge Versagen des Schleifzeuges (ein schönes Wort für Bremse) an das Geschäft. Der Schreiber dieser Karte teilte mit, dass beide Pferde überlebt haben und man am Mittag des gleichen Tages in einem gegenüberliegenden Fotogeschäft (heute Foto-Mocker) Aufnahmen des Unglücks kaufen konnte.
Das alles ohne digitale Hilfe und ähnlichem Zeug!
Schauen wir abschließend kurz in den Steinweg hinein. Hier finden wir im Hause Steinweg 6 das Gasthaus zur Glocke, welches wohl keiner mehr kennt und das evtl. auch nicht sehr lange bestand.
Unser letzter Blick gilt dem Haus Steinweg 5. Hier betrieb über viele Jahre der jüdische Kaufmann August Sandheim ein Kaufhaus.
So, sehr weit sind wir nicht gekommen, im Prinzip nur 150 Meter vom Markt bergan, aber damit soll es für heute genug sein.
Wer noch wanderwillig ist, kann im nächsten Teil gern wieder mitkommen.
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