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Die Show geht weiter:
In einer Pressekonferenz zur gestern erfolgten Festnahme von 3 mutmasslichen Terrorverdächtigen in Oberschledorn verlautbarte Innenminister Wolfgang Schäuble eine leider in der Berichterstattung bisher unerwähnte Information. Die Gruppe namens "Islamische Jihad Union" (IJU), der die Verdächtigen angehören sollen, soll bei Anschlägen auf Deutsche in Afghanistan beteiligt gewesen sein.
Wörtlich sagte Schäuble in der heutigen Pressekonferenz (es gilt das gesprochene Wort):
"Wir sind, äh, nicht nur in einer abschreckenden Weise Teil des weltweiten Gefährdungsraums, sondern wir sind eben auch konkret durch den internationalen Terrorismus bedroht. Öh, diese..islamische Jihad Union, die ja offensichtlich mit dem Netzwerk von Al Kaida eng zusammenarbeitet (räuspert sich), hat..hat eben Anschläge ni..gegen Deutsche nicht nur in Afghanistan vorbereitet, sondern in unserem Lande schwere Anschläge, nach dem was wir zum Beispiel bisher,äh, über, äh, das Verfahren, dass..dass von der Bundesanwaltschaft geführt worden ist, bekannt geworden ist, wär ja, wenn sich die Planungen, die konkret fortschritten waren, der Täter verwirklicht hätten, die Dimension der Anschläge wirklich erheblich gewesen, um es gar nicht weiter zu dramatisieren."
Aha.
Halten wir also mal fest: die "Islamische Jihad Union" aus Usbekistan ist also angeblich in Pakistan ausgebildet, hat Anschläge in Afghanistan auf Deutsche "VORBEREITET" (wurden da vielleicht sogar welche ausgeführt?), ist laut Generalbundesanwältin Monika Harms irgendwie an militärische Sprengzünder, aber leider nur an 12 Fässer mit 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid ( zum blondieren) als Sprengstoff gekommen, der Zugriff durch die GSG 9 vor Ort erfolgte "spontan", weil die drei Männer "mit dem Bau der Sprengsätze begonnen haben", obwohl der angebliche Sprengstoff zuvor laut Aussage von Frau Harms bereits durch "die Polizei" entschärft worden war, also keinerlei Gefahr bestand.
Eine von vielen anderen Versionen, die sich zwar alle widersprachen, aber keinerlei kluge Fragen bei den unverschämten Pressekonferenzen der Bundesanwaltschaft, BKA, und Innenministerium produzierten:
die Verdächtigen hätten das Haus verlassen, "um woanders weiter zu bauen". Deswegen sei dann der Zugriff "spontan" erfolgt. Diese plötzliche Spontanität nach Monaten gefällt mir. Echt die Bringer die Jungs.
Beim Zugriff geschah dann - laut Aussage von BKA-Chef Ziercke - folgendes:
Die GSG 9 führte den Zugriff durch, eine BKA-Einheit sicherte das Gelände. Einem der Verdächtigen gelingt die Flucht.
Nach 300 Metern wird er von einem EINZELNEN BKA-Beamten gestellt, der aber die eigene Waffe nicht gezogen hat.
Daraufhin entwendet der Verdächtige die Waffe des BKA-Beamten aus dem Holster und schiesst diesen damit an. Der aber schafft es, die Waffe wieder zurückzugewinnen, der Verdächtige erleidet eine Platzwunde am Kopf.
Ziercke merkte dazu an, dass es unterschiedliche Versionen gäbe und die Beteiligten noch befragt würden.
Halten wir fest: ein Beamter der Sicherheitskräfte wird durch einen Schuss aus einer Waffe von Sicherheitskräften verletzt.
Nochmal in Zeitlupe...
Ein Beamter der Sicherheitskräfte...300 Meter vom Zugriffsort gegen drei seit Monaten beobachteten, aber jetzt spontan festgenommenen, "hochprofessionellen" Sprengstoff-Attentäter (mit Wasserstoffperoxid, aber militärischem Sprengzünder) entfernt...wird durch eine Waffe der Sicherheitskräfte angeschossen.
Während der Pressekonferenz von BKA-Chef Jörg Ziercke und Monika Harms änderte sich in der Fragestunde erkennbar der Tonfall, als N24 die Live-Berichterstattung beendete. Dann kamen auch andere Fragen durch, Ziercke plauderte nun eher locker mit den Journalisten.
Zuerst hatte es am Anfang geheissen, die "hochprofessionellen" Attentäter hätten ihre ständigen Wohnungen, Wohnungswechsel, Reisen, Sprengstoff, militärische Zünder und was sonst auch tückische Attentäter an täglicher Nahrungsaufnahme brauchen, durch Hartz IV und Gelegenheitsjob nebenher finanziert.
Am Ende wagte dann eine Journalist tatsächlich die Frage nach dem Geld. Ziercke: wir überprüfen das, das wird man sehen. Von Hartz IV war keine Rede mehr. war hier kurzzeitig ein neuse Jobwunder in Sicht ?
Auch erwähnte Ziercke, dass der Zugriff nun erfolgt sein soll, weil man kein "neues Risiko" mehr eingehen wollte, obwohl doch nie eins bestand. Es hätte die Gefahr bestanden, dass die Gruppe "ausser Kontrolle" gerät.
Zu den Äusserungen von Verteidigungsminister Franz Jung von heute morgen befragt, der mit Detailwissen glänzte, reagierte Generalbundesanwältin Monika Harms erstaunlich: sie wisse auch nicht, inwieweit der Bundesverteidigungsminister in die Sache involviert sei.
Das ist seltsam. Musste sie doch wissen dass diese "IJU" in Anschläge auf Deutsche in Afghanistan verwickelt war. Auch die Frage nach dem Militärischen Abschirmdienst liess die Grande Dame der deutschen Justiz leider unbeantwortet. Dem MAD war ungerechterweise überhaupt nicht gedankt worden, wie sonst eigentlich fast allen.Bitte nachholen das ist ungerecht und verstößt spontan gegen den Gleichheitsgrundsatz.
Wir dürfen gespannt sein wie die Show weitergeht.
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von nameless: 06.09.2007 10:11.
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