Gauck wird nicht müde beim Versuch, andere von seinen Idealen zu überzeugen und gegen die Interessenlosigkeit anzukämpfen. Die Menschen müssten aktiviert werden, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen. "Es gibt eine Tendenz, dass man völlig ohne Unterdrücker auf sein Wahlrecht verzichtet", sagt Gauck kopfschüttelnd in Erinnerung an die ersten 50 Jahre seines Lebens, in denen er auf demokratische Errungenschaften verzichten musste. "Ich hatte keine Freiheit, keine Bürgerrechte, keinen Rechtsstaat, auf den ich mich verlassen konnte. Ich konnte nicht frei und ohne Behinderung meinen Glauben leben." Umso dankbarer ist der vierfache Vater und neunfache Großvater, dass er nun schon seit 20 Jahren in einer Gesellschaft mit Bürgerrechten und Pressefreiheit leben kann. Er sieht aber die Gefahr, dass aus Angst vor Terroristen die Sicherheitsbedürfnisse so hoch geschraubt werden, dass die Bürgerrechte leiden "und wir nicht mehr Herr unserer Daten sind". Wenn es Beweise für die Wirksamkeit solcher Maßnahmen gebe, sei das in Ordnung. Aber allein aus Verdacht die Rechte zu beschneiden, sei ein gefährlicher Trend. Da möchte er wachsame Bürger haben. |