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Mit einer der "aufwendigsten und teuersten" TV-Produktionen erinnert das deutsche Fernsehen an die "größte Schiffskatastrophe der Geschichte". Bei dem Untergang kamen 1945 etwa 9.000 Menschen ums Leben. Ihr Schiff, die NS-"Gustloff", wurde in der Ostsee von sowjetischen Torpedos getroffen. Der TV-Mehrteiler läuft in den kommenden Tagen zur Prime-Time und wird bundesweit auf großformatigen Plakatflächen beworben. Beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) erhofft man sich mit dem historisierenden Spielfilm Spitzenquoten. Für die Großproduktion wurde die Rolle eines "Verräters" erfunden, der als Funker Sabotage begeht und die 9.000 Passagiere dem Tod ausliefert - im Auftrag "von kommunistischen Emigranten". Wie der ZDF-Fachberater vermutet, hat das "Nationalkomitee Freies Deutschland" das Massensterben verursacht. Die TV-Kolportage entstand bei der Auftragsfirma UFA, deren gleichnamiger NS-Vorläufer die Ausrottung von "Juden und Bolschewisten" propagierte.
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Die historischen Stereotype vermischen slawophobe Ressentiments mit antikommunistischen Zerrbildern. So fliehen in dem "Gustloff"-Streifen "Massen von Menschen" (...), um sich vor dem russischen Heer zu retten". In dem "russischen Kessel" laufen die deutschen Verteidiger zu wahrer Größe auf: Eine "(a)ufopfernde Marinehelferin" in NS-Uniform, die "trotz Schicksalsschlägen stark und menschlich" bleibt, findet ihre Liebe in einem "Kapitän mit Gewissen". Beiden stellt sich ein "(i)gnoranter Ortsgruppenleiter" in den Weg, dem das Leid deutscher Frauen gleichgültig ist: Marianne, "von der Flucht" vor den heranstürmenden Russen "schwer mitgenommen", ist "in Sorge um den Vater ihres ungeborenen Kindes, ihren Verlobten Werner, der im Krieg verschollen ist." Der Verschollene dürfte ein Wehrmachtssoldat in der Blutspur der NS-Massenverbrechen sein - hier wird er zum unbekannten (und unbescholtenen) Toten.
(Quelle - German-Foreign-Policy-Com)
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Käptn Blaubär: 01.03.2008 09:28.
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