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Orka was du hier treibst ist unter aller Sau!
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Herumrechnen an den Opfer-Zahlen
Am anderen Ende der Leitung meldet sich Natascha. „Meine Schwiegereltern, Anuschka“, sagt sie. Sie spricht Anka Teßmer immer in der Koseform an. Ihre Schwiegereltern lebten in Tschernigow, einer Kleinstadt etwa 70 Kilometer von Tschernobyl. Acht Monate nach dem Super-Gau, im Dezember 1986, starb die Schwiegermutter an Nierenkrebs, der Schwiegervater folgte im Juni 1987: Diagnose Gehirntumor. Die beiden gehören zu jenen Menschen, die keine Opferstatistik erfasst. Man kann sich als Angehöriger seine Gedanken machen, es gibt keine Beweise. 20 Jahre nach der Mega-Katastrophe, zu einem Zeitpunkt, wo man meint, alles müsste restlos aufgeklärt sein, liegen die Folgen des Atomunfalls tief im Unschärfebereich. Vielleicht ist das gewollt.
Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) habe eine Kampagne gestartet, die der Atomkraft einen zweiten Frühling bescheren soll. Sie rede mit Rückendeckung der Uno die Folgen des Tschernobyl-Gaus klein, urteilt die Vereinigung der internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW). Kurz: „Die IAEO lügt.“ Unter Federführung der IAEO (gegründet, um Entwicklung und Anwendung der Atomenergie für friedliche Zwecke weltweit zu ermutigen, zu fördern und zu koordinieren) wurde am 6. September 2005 in Wien der Bericht des Tschernobyl-Forums der Vereinten Nationen vorgestellt, in dem ausgewählte Experten zu dem Schluss kamen, 56 Tote seien bislang zu beklagen aufgrund von Strahlungsfolgen. Und weitere 4000 bis 9000 Menschen würden aufgrund des Reaktorunfalls in Zukunft früher dahinscheiden, als es ohne ihn notwendig gewesen wäre.
Zahlen also, die sich nach einem der üblichen größeren Betriebsunfälle anhören, die in regelmäßigen Abständen unseren Planeten heimsuchen.
Um den explodierten und munter strahlenden Reaktor von Tschernobyl abzudichten und Bevölkerung sowie Vieh zu evakuieren, waren 600 000 bis 800 000 so genannte Liquidatoren im Einsatz: Rekruten, Bauarbeiter, Ingenieure, hauptsächlich junges Volk. Bis 1999 seien etwa 50 000 dieser Liquidatoren gestorben. Zu dieser Zahl kommt Edmund Lengfelder, Professor für Strahlenbiologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Der Greenpeace-Experte Thomas Breuer zitiert Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften, die für Weißrussland, die Ukraine und Russland allein auf 270 000 zusätzliche Krebserkrankungen kämen, „von denen 93 000 tödlich enden werden.“ Und dem ukrainischen Gesundheitsministerium zufolge sind inzwischen 92,7 Prozent der Liquidatoren krank. „Viele waren bereits ein paar Jahre nach dem Einsatz Vollinvaliden – zum Teil schon im Alter von 25 Jahren. Bei über 40 Prozent waren auch Herz-Kreislaufprobleme der Grund für die Frühverrentung“, heißt es in einer IPPNW-Broschüre zum 20. Jahrestag der Katastrophe. Solche Bilanzen hören sich weniger schnuckelig an als die IAEO-Zahlen.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Moon: 28.04.2016 16:58.
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