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RE: BRD-Pharmakonzerne experimentierten mit DDR-Patienten |
Beitrag Kennung: 604009
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In dem zugrundliegenden Artikels des Tagesspiegels heißt es
"Das neue Arzneimittelgesetz verpflichtete die Pharmafirmen ab 1978 erstmals zu umfangreichen Tests ihrer Präparate an großen Patientengruppen, bevor sie sie auf den westdeutschen Markt bringen durften. Die Suche nach bereitwilligen Probanden und Ärzten in Westdeutschland gestaltete sich allerdings schwierig. Daher schauten sich die Pharmakonzerne im Ausland nach alternativen Testmöglichkeiten um. In der finanziell klammen DDR wurden sie fündig."
Es ging hier offenbar schon um die Zulassung von Medikamenten für den westlichen Markt. Klinische Tests waren als Folge des Contergan-Skandal gesetzlich vorgeschrieben worden.
weiter heißt es
"Der frühere DDR-Mediziner Jürgen Kleditzsch, in der Übergangsphase 1990 Gesundheitsminister, glaubt dennoch nicht an eine systematische Täuschung der Patienten. „Bei uns wurden die Studienteilnehmer grundsätzlich und umfassend aufgeklärt, wir haben alles besprochen und es gab schriftliche Einwilligungen“, sagt der Arzt, der von 1974 bis 1989 an der Medizinischen Akademie in Dresden tätig war."
und
"Sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik schrieben die Arzneimittelgesetze die Aufklärung und die schriftliche Einwilligung der Teilnehmer an Medikamentenstudien vor. Wie Akten aus dem DDR-Gesundheitsministerium belegen, haben manche der westlichen Pharmaunternehmen in den Verträgen mit der DDR darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten seien"
Ich bezweifle gar nicht, dass es Fälle von Nichtaufklärung gab - aber ich stelle die Systematik und Systembedingheit dieser Nichtaufklärung in Frage. Das Nichteinhalten von gesetzlich vorgeschriebenen Aufklärungspflichten ist nicht nur ein Problem der damaligen Zeit, sondern ist auch heute allgegenwärtig.
Zitat: |
RudiRatlos schrieb
Zum Teil schon. Aber du siehts nur den Test, notwendig ohne Frage. Und dann schreibst du das die Medikamente nicht für den DDR-Bürger bestimmt waren, aber auch von riesiger Chance. Widersprüchlich wie ich meine. |
Mit nicht für DDR-Bürger bestimmt wollte ich sagen: Die Pharmafirmen ließen diese klinischen Studien durchführen um eine Zulassung der Medikamente für den westlichen Markt zu bekommen. Die Studien müssen dann aber auch dem westlichen Standards entsprechen, denn sonst sind sie wertlos. Mit anderen Worten: Die an DDR-Patienten durchgeführten Test hätten auch in gleicher Art problemlos in westlichen Kliniken an BRD-Patienten durchgeführt werden können. In der Vorgehensweise ist nichts Ungewöhnliches.
Eine riesen Chance für DDR-Patienten deshalb - der große technologische Vorsprung des Westens hatte natürlich keinen Bogen um die Medizin gemacht. Die betroffenen Patienten sind einfach in den Genuss von viel moderner und besserer Medizin gekommen (so denn der Test erfolgreich verlief). Was ist daran schlecht. (Zu DDR-Zeiten sind jährlich tausende Patienten zu "Kuren" z.B. in die Schweiz geschickt worden, damit man ihnen dort hilft - ich kenne selbst zwei solche Fälle - und das waren auch keine Parteibonzen, sondern einfach nur kranke Menschen, die gesund wiederkamen)
Devisengier ??? - Jede Klinik läßt sich das durchführen von solchen Studien gut bezahlen. Was ist daran unüblich.
Das eine Firma versucht Kosten zu sparen - ist das heute anders??? Was ist daran verwerflich???
Wenn etwas in der DDR nicht in Ordnung war, dann soll man das auch aussprechen. Aber dieses ewige alles in der DDR=schwarz ist einfach nervig.
In diesem Artikel wird sachlich gesehen, außer der nicht vollständigen Aufklärung, ein ganz normales Vorgehen der Medikamentenzulassung beschrieben - einschließlich des Geldflußes.
Und nur weil es sich um einen Vorgang in der DDR handelt, wird es hier zu einer kriminellen Handlung stilisiert.
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