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Pläne für Eisenbahnwelt in Gera sind nicht einmalig
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quelle:otz
In England seit 25 Jahren an Railworld gebastelt
Die Eisenbahnerlebniswelt "Railworld" hatten die Geraer Stadtväter zu Jahresbeginn politisch auf die Schiene gehoben. Der amtierende Oberbürgermeister Ralf Rauch (parteilos) und der Stadtrat schienen sich übertreffen zu wollen, wer denn als erster die gigantische Vision unters Volk bringen wollte, die Gera einen einzigartigen Erlebnispark eröffnen sollte. Wer daran Zweifel hegte, dass bis zum Jahre 2009 immerhin 230 Millionen Euro zu investieren seien, hielt erst einmal den Mund. Wer wollte schon als Miesmacher gebrandmarkt sein, wenn es darum ging, neue Horizonte nach der Bundesgartenschau 2007 zu erschließen. Und das vor einer Oberbürgermeister-Wahl. Selbst der kecke CDU-Sprecher und Bewahrer der deutschen Sprache Stephan Brandner wurde von seiner Partei zurückgepfiffen, nur weil er den englischen Namen, der für die Bahnerlebniswelt ersonnen wurde, geißelte.
Jetzt ist es ruhig geworden um Railworld. Neues wissen selbst Wohlgesonnene nicht, die das Projekt bislang begleiteten. Das jüngste Lebenszeichen, das der Förderverein im Internet gesendet hat, ist nun auch schon dreieinhalb Monate alt. Und nach wie vor kämpft der schon vor einem halben Jahr gegründete Verein damit, wenigstens die steuerliche Abzugsfähigkeit von Spenden in die Wege zu leiten.
Einzigartig soll sie sein und Touristen über die Landesgrenzen hinaus magisch anziehen: die Welt der Eisenbahnen, die in Gera unter dem Namen Railworld wachsen soll.
Doch so einzigartig, wie es die Visionäre gern schildern, ist die Idee einer Eisenbahnwelt nicht. Auf die Zugkraft einer Railworld setzt zum Beispiel auch die englische Stadt Peterborough. Die Idee, Eisenbahnfans in ein Museum unter freiem Himmel zu locken, wurde hier bereits 1981 geboren, denn Peterborough verfügt als ehemalige Bergbaustadt über ein dichtes Schienennetz und wohl manch altes Dampfross. Doch das Beispiel der Stadt zeigt: Der Weg zu einem Touristenmagneten ist weit und ohne straffes Konzept und solide Finanzierung wohl gar nicht zu haben.
Als eingetragener Verein, der von Spenden und viel Freiwilligenarbeit lebt, kam Railworld nur langsam in Fahrt. Ein geplanter Museumsbau wurde mangels Geldes und wohl auch attraktiver Ausstellungsstücke nie eröffnet. In den 90-er Jahren zogen die Verwalter die Notbremse und entschieden sich für einen Imagewechsel: vom nostalgischen Rückblick zur Gegenwart. Ein Erlebnis- und Ausstellungszentrum über umweltfreundliche Verkehrslösungen, für die der Transport auf der Schiene schließlich steht, sollte wachsen. Das bisherige Museum, nicht mehr als ein paar alte Loks auf Gleisen, trat in den Hintergrund. Doch offensichtlich fehlte Geld, die Schau wurde in einer Holzbaracke untergebracht. Auch wenn es auf der Homepage heißt, dass Railworld Stück für Stück wuchs (www.railworld.net).
2002 setzt der Stadtrat von Peterborough sogar die Schließung aufs Spiel, als er vom Verein jene 100 000 Pfund (plus 25 000 Pfund Zinsen) zurückforderte, die er ihm 1988 für den Landerwerb geliehen hatte. Offensichtlich fürchtete man um den völligen Verlust der Steuergelder. Nur weil ein ehemaliger Aufbauhelfer den Verein in seinem letzten Willen bedachte, kam Railworld aus der Klemme, wie in der Tageszeitung Peterborough Today nachzulesen ist. Nach dem Retter wurde übrigens eine Brücke quer durchs Areal benannt.
Das eigentliche Problem war damit aber nicht gelöst. Nicht mehr als 3000 Besucher kamen im Jahr. Einer davon lästert noch 2005 im Internet über die vermeintliche Attraktion, die aussah, als sei sie schon ewig geschlossen und für die sich der Besucher am Ende weigerte, Eintritt zu zahlen (www.Citynoise.org/article/2026) Eine richtige Zugnummer wurde Railworld nicht.
Neuen Schub erhielt das Projekt erst in den vergangenen zwei Jahren. Peterborough ist eine von vier ausgezeichneten umweltfreundlichen Städten Englands. Damit erhält auch Railworld im öffentlichen Bewusstsein neues Gewicht. Und 2005 wurde mit einem Immobilienunternehmen, das in den kommunalen Wohnungsmarkt eingestiegen war, erstmals ein größerer Investor gefunden.
Geplant ist nun eine moderne große Ausstellungshalle, die von der Geschichte des Transports bis zu dessen Zukunft berichtet. Gerüstet werden soll der Neubau mit neuen Medien, Bibliothek und Archiv sowie Konferenzmöglichkeiten. Denn neben den Einrittsgeldern erhofft man sich Einnahmen aus der Nutzung von Railworld für Großveranstaltungen der Industrie, die Railway Industry Assiocation soll bereits Interesse signalisiert haben. In einem zweiten Teil, der vor allem für Schulklassen konzipiert ist, stehen Umweltschutz und Klimawandel im Mittelpunkt. In einem Phantasiegarten soll das Thema nachwachsende Rohstoffe transportiert werden. Am Ende soll mit 50 000 Besuchern im Jahr der englischen Stadt der Sprung in die Touristenführer gelingen; das Konzept der Ideengeber der Railworld Gera spricht im ersten Bauabschnitt 2009 von jährlich mehr als zwei Millionen Besuchern - in einer ersten Euphorie war sogar von fünf Millionen die Rede.
Für das Vorhaben in England gibt es - wie übrigens auch bei den Railworld-Anfängen in Gera - staatliche Unterstützung durch Beschäftigungsprojekte für Arbeitslose.
Über die Höhe der nun angekündigten Investition in Peterborough wird jedoch derzeit genauso wenig verraten wie über die endgültige Fertigstellung. Im Internet ist die Halle aber schon mal zu sehen - als Fotomontage (www.railworld.net)
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as65
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