|
RE: Neue Bahnen des GVB mit Namen |
Beitrag Kennung: 116242
|
|
|
|
Heute kam dazu auch ein Pressemitteilung:
Beim GVB ist wieder eine der neuen Straßenbahnen angekommen. Sie geht morgen in den Linienbetrieb. Clemens Weisker heißt sie, die vierte Bahn mit dem Namen eines Geraers.
Weisker (1863 - 1919) war praktischer Arzt in Gera-Untermhaus und ein sehr engagierter Sozialpolitiker. Auf seine Initiative geht der Bau der Siedlung Heinrichgrün und der früheren Milbitzer Heilanstalten zurück.
Zu Weiskers Zeiten gehörte Gera zu den wohlhabenden Städten Deutschlands, sichtbar noch an den vielen herrlichen Fabrikantenvillen dieser Jahre. Gleichzeitig lebten die Arbeiter in überfüllten, erbärmlichen Unterkünften, die Krankheiten, eine geringe Lebenserwartung und hohe Kindersterblichkeit begünstigten. Weisker, als Arzt mit diesem Elend täglich konfrontiert, schaffte es, einige der reichen Fabrikanten zur Unterstützung von Projekten für die Gesundheit der Geraer zu gewinnen.
So veranlasste er das Fabrikantenehepaar Schlutter, dessen Kinder an Tuberkulose gestorben waren, die Mittel für den Bau der Milbitzer Heilanstalten - ursprünglich eine Lungenheilanstalt - zu stiften. Er selbst arbeitete an der Projektierung und am Bau mit und war kurze Zeit Direktor des Sanatoriums. Später wurden die Gebäude als Lazarett und von 1945 - 1990 als russisches Standortkrankenhaus genutzt, heute sind sie weitgehend verfallen.
Gut erhalten hingegen ist die Siedlung Heinrichsgrün zwischen Weißer Elster und Hainberg. Sie entstand ab 1912 und war die erste Gartenstadt Thüringens, eine Siedlung für Arbeiter und kinderreiche Familien. Die Gartenstadtbewegung war in England entstanden, eine Reaktion auf die elenden Wohnverhältnisse der Arbeiter in den schnell wachsenden Industriestädten. Motto: Jedem sein Haus, Licht, Luft und Land. Weisker, der hierzulande der geistige Vater dieser Bewegung war, wurde Mitbegründer des "gemeinnützigen Bauvereins für Reuß j. L.", der die Siedlung Heinrichsgrün mit Reihenhäusern und Gärten errichtete. Mit unermüdlicher Energie warb er dafür bei den Geraer Fabrikanten um Kapital zu niedrigen Zinssätzen. Auf dem Spielplatz an der Ecke Heinrich-Schütz-Straße/Lortzingstraße steht ein schlichter Gedenkstein, der an Weiskers Bemühungen um bessere Lebensbedingungen erinnert. Und diese Erinnerung soll jetzt auch auf Geras Straßenbahnlinien die Bahn mit seinem Namen wach halten.
Der GVB dankt Frau Friedemann, Stadtarchiv Gera, für ihre Informationen.
|
|
|
|
|
|
|