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Zum Ende der Seite springen U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System
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Bernhard P.   Bernhard P. ist männlich Zeige Bernhard P. auf Karte Nutzer ist im Jahr 2015 verstorben
64.196 geschriebene Beiträge
Wohnort: Erfurt



26.02.2010 ~ 06:39 Uhr ~ Bernhard P. schreibt:
images/avatars/avatar-1861.jpg im Forum Thüringen seit: 19.08.2007
510 erhaltene Danksagungen
U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System Beitrag Kennung: 383898
gelesener Beitrag - ID 383898


U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System


24.02.10 - Jeden Tag neue Hiobsbotschaften: nicht nur beim Kölner U-Bahn-Bau und beim Bau der ICE-Hochgeschwindigkeits-Strecke München-Nürnberg - jetzt auch beim Bau der Düsseldorfer U-Bahn werden schwerwiegende Versäumnisse bei der Bauqualität und gefälschte Bauprotokolle aufgedeckt. Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor einem Jahr mit zwei Toten und Millionenschäden hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ursache darin, dass in manchen Bauabschnitten 84 Prozent der notwendigen Sicherungseisen fehlten. Kaum ein Mensch wagt mehr zu behaupten, dass hier ein paar Bauarbeiter oder Poliere einen Deal mit Schrotthändlern machten, um die "Kaffeekasse" aufzufüllen, wie es der Chef des verantwortlichen Baukonzerns Bilfinger Berger, Herbert Bodner, noch vor wenigen Tagen äußerte.

Mittlerweile erklärte Bodner seinen Rückzug. Bilfinger Berger ist keine Klitsche, sondern der zweitgrößte deutsche Baukonzern überhaupt. Überflügelt wird das in Mannheim ansässige Unternehmen mit seinen 61.000 Beschäftigten nur vom Bauriesen Hochtief mit 65.000 Beschäftigten. Weit abgeschlagen liegt Konkurrent Strabag mit seiner Tochter Züblin. 2008 konnte Bilfinger Berger seinen Umsatz von 8,6 auf 9,75 Milliarden Euro steigern und den ausgewiesenen Profit von 134 auf 200 Millionen Euro. Der größte inländische Konkurrent Hochtief steigerte in diesem Zeitraum seinen Umsatz von 16,4 auf 19,1 Milliarden.

Wie alle internationalen Baukonzerne mussten im Krisenjahr 2009 auch die deutschen Bauriesen deutliche Einbrüche hinnehmen – die genauen Zahlen liegen bisher nicht vor. Dabei war Bilfinger Berger von zu hoch gepokerten, spekulativen Gewinnaussichten bei internationalen Bauprojekten in Australien, Norwegen und Katar besonders betroffen. Hochtief hatte sich mit riesigen Bauprojekten für RTL in Köln und für die Elbphilharmonie in Hamburg ebenfalls verspekuliert und muss nun mit hohen Konventionalstrafen rechnen.

Es ist die mörderische internationale Konkurrenz, die zu solchen kriminellen Praktiken treibt. Mit allen Mitteln werden Konkurrenten in Angebotsverfahren ausgebootet, Zulieferfirmen und Subunternehmen mit Dumpingpreisen erpresst, Qualitätsstandards unterlaufen – oder die Angaben dazu gefälscht. "Die kriminelle Energie auf den Baustellen hat zugenommen", bestätigt auch Klaus Wiesehügel, der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BAU. Er verweist auf (oft staatliche) Auftraggeber, "die nur auf den Preis achten und so das Qualitätsniveau senken".

Diese kriminelle Energie hat in den Chefetagen ihren Ausgangspunkt. Das gleiche Prinzip verwirklichte Toyota, indem jahrelang der Einbau störanfälliger Gaspedale fortgesetzt wurde, allen bekannten Todesopfern zum Trotz. In Berlin manipulierten die verantwortlichen S-Bahn-Betreiber unter den Augen des noch-staatlichen Mutterkonzerns Deutsche Bahn ein Jahrzehnt lang die Prüfberichte. Sie verlängerten die Wartungsintervalle, entließen zigtausende Kolleginnen und Kollegen, um den Betrieb für die geplante Privatisierung zu "verschlanken" - bis die ersten Züge entgleisten.

Es ist das kapitalistische Gesellschaftssystem, das nur die Steigerung des Maximalprofits im Visier hat und dafür mit Millionen Steuergeldern pokert und auch hier bereit ist, über Leichen zu gehen. Dieses System selber ist der wirkliche Pfusch.

Quelle: rf-news


Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Bernhard P.: 26.02.2010 06:42.



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Adeodatus
Benutzerkonto wurde gelöscht



26.02.2010 ~ 07:36 Uhr ~ Adeodatus schreibt:
RE: U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System Beitrag Kennung: 383906
gelesener Beitrag - ID 383906


Das ist nichts weiter wie das Resultat der "Geiz ist Geil" Mentalität der öffentlichen Hand, wer sich ein klein wenig mit öffentlichen Ausschreibungen beschäftigt wird feststellen das sich die Bieterunternehmen gegenseitig unterbieten bis die Schwarte kracht – um aus solchen Aufträgen wenigstens mit einer schwarzen Null herauszugehen müssen die Fehlbeträge dann in der Unternehmensbilanz ausgeglichen werden und das was in Köln lief ist eine Möglichkeit die andere ist das minderwertige Materialien verwendet werden als vorgeschrieben!



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RudiRatlos
Benutzerkonto wurde gelöscht



26.02.2010 ~ 09:11 Uhr ~ RudiRatlos schreibt:
RE: U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System Beitrag Kennung: 383952
gelesener Beitrag - ID 383952


Das ändert aber nichts an der Tatsache das, in Köln, wichtige Bauelemente beim Schrotthändler landeten. Hier sind andere Kriminelle am Werk gewesen.



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Adeodatus
Benutzerkonto wurde gelöscht



08.03.2010 ~ 11:24 Uhr ~ Adeodatus schreibt:
RE: U-Bahn-Bau: Der Pfusch ist das System Beitrag Kennung: 387908
gelesener Beitrag - ID 387908


Im Spiegel kann man heute einen Artikel zum Thema lesen - in dem auch seitens der Bauindustrie auf die Geiz ist Geil Situation bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen eingegangen wird die ich oben schon erwähnt hatte - das was dort geschildert wird ist schon seit mehr als 15 Jahren die Regel in Deutschland!

Zitat:

Baugewerbe beklagt Preisdruck-Politik

Das Baugewerbe gibt der Politik eine Mitschuld an Pfuschereien wie sie gerade in Köln und Düsseldorf publik wurden. Der Staat sei als Auftraggeber dafür verantwortlich, dass Facharbeiter kaum noch zu bezahlen seien. Nur durch Dumpinglöhne könne man im harten Preiswettbewerb bestehen.

Köln/Landau - Nach der Aufdeckung eklatanter Pfuschereien beim Bau der U-Bahnen in Köln und Düsseldorf gibt das Baugewerbe der Politik eine Mitschuld. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Hans-Hartwig Loewenstein, sagte der Zeitung "Rheinpfalz am Sonntag": "Der Staat hat als öffentlicher Bauherr maßgeblichen Anteil am sinkenden Qualifikationsniveau auf den Baustellen."

So sei die Zahl der Fachwerker wie auch der Facharbeiter in den vergangenen Jahren um jeweils 37 Prozent zurückgegangen. Einen der entscheidenden Gründe dafür sieht das Baugewerbe in dem harten Preiswettbewerb. Die Personalkosten hätten in einem Maße sinken müssen, wie es nur mit Subunternehmen und Dumpinglöhnen möglich gewesen sei. Fachpersonal sei kaum noch zu bezahlen. Nach den Bestimmungen für die Auftragsvergabe müsse das wirtschaftlichste, aber nicht das billigste Angebot von Unternehmen genommen werden.

Wer glaube, mit immer mehr gering- oder unzureichend qualifizierten Mitarbeitern mehr Qualität erreichen zu können, der irre, betonte Loewenstein. Auch die Änderung an der Handwerksordnung habe dazu geführt, dass zu großen Teilen aus Osteuropa stammende, weitgehend unqualifizierte Bauarbeiter als Scheinselbständige auf den Baustellen tätig seien.

Loewenstein erklärte, die Verbände hätten früh auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht, doch die damalige rot-grüne Bundesregierung habe die Warnungen in den Wind geschlagen. Deshalb dürfe man sich nicht wundern, "wenn der Pfusch allgegenwärtig wird". Mit Strafverschärfung lasse sich allerdings nur wenig bewirken. Bauarbeiter räumt falsche Angaben ein Im Fall der Düsseldorfer U-Bahn hat ein

Bauarbeiter einem Bericht zufolge Manipulationen bei den Protokollen zugegeben. Der mittlerweile suspendierte Mitarbeiter der Firma Bilfinger Berger habe angegeben, die für die Vermessung der Schlitzwände notwendigen Gerätschaften seien gelegentlich ausgefallen, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger".

In diesen Fällen seien die fehlenden Daten per Hand ergänzt und somit frei erfunden worden, um pünktlich Feierabend zu haben und nicht noch Überstunden machen zu müssen. Der Zeitung zufolge bestätigte ein Sprecher der am Bau der Kölner U-Bahn beteiligten Unternehmen, die teilweise auch in Düsseldorf tätig sind, das Geständnis des Bauarbeiters.

Die erfundenen Daten jedoch seien "in dem Bewusstsein nachgetragen worden, dass die Schlitzwände korrekt gesetzt wurden". ore/apn

Quelle: SpOn




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