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RE: Ausbildung - Botengänge für den Chef |
Beitrag Kennung: 160062
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
Berlin (ddp). Der Frust sitzt bei Jana (Name geändert) tief. «Eigentlich hatte ich gehofft, wirklich einen Einblick in das Berufsbild Hotelfachfrau erhaschen zu können, stattdessen bin ich eigentlich nur als Putzfrau tätig und erledige Arbeiten, die nicht zur Ausbildung gehören», schrieb die Auszubildende im Februar an den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Dass das Mädchen kein Einzelfall ist, zeigt der Ausbildungsreport 2008, den der DGB am Mittwoch in Berlin vorstellte. |
Jetzt bin ich nicht hundertprozentig über das Berufsbild einer Hotelfachfrau im Bilde. Aber die Reinigung von Hotelzimmern sollte durchaus zu den üblichen Aufgaben einer Hotelfachfrau zählen. Insbesondere in der Anfangszeit der Lehre dürfte Jana kaum erwarten, ihre Arbeitszeit hinter dem Thresen der Rezeption abzusitzen.
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
Rund drei Viertel der befragten Auszubildenden geben darin an, zumindest ab und zu ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten zu müssen. |
Ich denke, in ziemlich jedem Unternehmen fallen hin und wieder Tätigkeiten an, für die es kein extra Berufsbild gibt, für die nicht extra eine Arbeitskraft mit diesem Beruf eingestellt werden kann oder eine Fremdfirma in Anspruch genommen werden kann.
Es ist nur eine Frage des Maßes. Selbstverständlich darf diese berufsfremde Arbeit nicht überwiegen.
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
So gibt knapp ein Drittel der Befragten an, dass ihnen nur manchmal, selten oder nie Aufgaben erklärt würden. |
Wenn man eine Umfrage unter Auszubildenden macht, kommt schon mal sowas raus. Macht man eine Umfrage unter Ausbildern, kann man sicher auch eine hohe Anzahl von Aussagen der Art hören: "Das hab ich dem schon hundertmal erklärt, er kann es immer noch nicht...!" Es kommt eben darauf an, wen man gerade fragt.
Ich schätze, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Und sowohl in Hotels, als auch in den meisten anderen Unternehmen kann ich mir mangelnde Einweisung schwer vorstellen, denn der Ausbilder riskiert ja schließlich Kosten für Ausschuss, beschädigte Maschinen und Werkzeuge, Regressforderungen von Kunden sowie verlorene Arbeitszeit. Also werden die Ausbilder schon aus Eigeninteresse versuchen, angemessen einzuweisen.
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
Nach einer qualifizierten Ausbildung klingt das kaum. Diese sei jedoch unbedingt notwendig, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, moniert Christian Beck, Bundesjugendsekretär der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock will deshalb Ausbildungsbetriebe verstärkt überprüfen lassen. «Wir wollen, dass die Kammern mit deutlich mehr Personal ausgestattet werden, damit Ausbildungsberater auch unangemeldet im Betrieb auftauchen», sagt sie. Bislang würden die Kammern erst tätig, wenn es bereits Klagen gebe. |
Stützen sich diese Aussagen tatsächlich ausschließlich auf Aussagen der Auszubildenden oder wurden sie sinnentstellt zitiert?
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
Und geklagt wird unter anderem über Überstunden. 40 Prozent der Befragten geben im Ausbildungsreport an, regelmäßig Mehrarbeit zu leisten. |
Das deckt sich mit meinen Beobachtungen, trifft jedoch sowohl auf Auszubildende, als auch auf Fachkräfte zu. Aber wenn die Kontrollen sowas unter die Lupe nehmen, kann das nur gut sein.
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Frosch hat am 03. September 2008 um 16:05 Uhr folgendes geschrieben:
Doch nicht nur für die Zufriedenheit spiele die Übernahme eine wichtige Rolle, sagt Sehrbrock. Wer nicht übernommen werde, habe es auch bei Bewerbungen in anderen Betrieben schwerer. Selbst bei glänzenden Referenzen werde sich jeder potenzielle Arbeitgeber fragen, warum der Bewerber nicht von seinem Ausbildungsbetrieb festangestellt worden sei, ist sich die DGB-Vize sicher. |
In manchen Fällen ist das überhaupt kein Problem und kann mit dem Hinweis gekontert werden: "Die haben noch nie einen übernommen, sondern stellen lieber wieder neue Lehrlinge ein."
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spidy hat am 04. September 2008 um 17:17 Uhr folgendes geschrieben:
Sie waren auch nicht zum Reinigen von Werkzeugen und der Baustelle (Schutt und Müll beräumen) eingeteilt. Die Lehrlinge sollen lernen und nicht den Hans Wurst spielen. |
Wirklich? Die Reinhaltung des eigenen Arbeitsplatzes ist eine Arbeit, die einerseits in ziemlich jedem Unternehmen anfällt und zweitens überall zulässig und zumutbar sein dürfte. Naja, eventuell nicht für Azubis im Bankgewerbe?
Zur Arbeit einer Floristin gehört es eben nicht nur, die Blumen hübsch zu binden. Vielmehr ist in jedem größeren Blumenladen auch täglich die Kundentoilette zu reinigen. Meinst du, das macht die Ausbilderin selber?
Ja und wenn eure Baustellen besenrein zu verlassen waren, dann hat lieber der Meister selber gekehrt? Damit die Lehrlinge gezeigt bekommen, wie das geht?
Wie erwähnt kommt es auf das Ausmaß der Tätigkeiten an. Und die Auszubildenden haben ein Berichtsheft zu führen, in dem die Art und Dauer der ausgeführten Tätigkeiten zu dokumentiert werden. Dies muss der Ausbilder durch Unterschrift bestätigen. Die Alarmglocken müssen läuten, wenn vom Azubi verlangt wird, im Berichtsheft zu lügen.
Die oben erwähnte Jana muss eben geduldig die Hotelzimmer herrichten und dies ordnungsgemäß im Berichtsheft vermerken. Wenn später mal eine Kontrolle der Kammer stattfindet, kann so geprüft werden, ob alle Tätigkeiten, die im berufsspezifischen Ausbildungsprogramm stehen, ausgebildet worden sind. Spätestens vor der Zwischenprüfung wird (zum Beispiel anhand des Berichtsheftes) zu klären sein, ob Jana auch gekellnert hat, an der Rezeption tätig war und diverse Büroarbeiten ausgeführt hat. Wenn nicht, muss sich das ausbildende Hotel unangenehme Fragen gefallen lassen. Im allerschlimmsten Falle greift §33 BBiG.
Mir persönlich ist der Fall eines Maurerlehrlings bekannt. Die praktische Prüfung hat er nicht bestanden. Er hatte dafür eine sehr plausible Begründung: "Ich musste ja immer nur Sand sieben! Wie man eine Ecke mauert, haben die mir nie gezeigt."
Inzwischen weiß ich, weshalb man den lieber nur Sand sieben ließ.
Berichtsheft hatte er nicht geführt. Doch ein solches hätte seine Haut gerettet, wenn da jede Woche nur drin stehen würde:
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Montag Sand sieben 8 Stunden,
Dienstag Sand sieben 8 Stunden,
Mittwoch Sand sieben 8 Stunden,
Donnerstag Sand sieben 8 Stunden,
Freitag Sand sieben 8 Stunden.
Unterschrift: Max Lehrling
Unterschrift: Anton Ausbilder |
Pfiffikus,
der meint, dass in der Meldung, die Frosch zitiert hat, ein wenig dramatisiert worden ist
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