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RE: Harz-4 Betroffene. |
Beitrag Kennung: 736818
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Einzelkämpfer, ganz unten – so lautet der Titel eines Artikels in der jungen Welt. Zusammenhalt geht nicht, zu gering sind die Chancen und Mittel dafür – bei denen, die Hartz IV ausgesetzt sind. Dass es kaum Proteste gibt, muss nicht verwundern – nach 10 Jahren Hartz IV sind die damit Gequälten fertig – gesundheitlich und auch sonst.
Doch, nichts da – beklagt wird sich nicht. Allzeit bereit für die nächste Maßnahme, für den nächsten Unfug den sich das Jobcenter hat einfallen lassen, – einen Erwerbslosen erschüttert fast nichts mehr. Das Einzige, was noch bewegt: Das Warten auf den nächsten Schlag – auf die nächste Diskriminierung – auf die nächste Sanktion – die nächste Forderung. Dies alles kommt in schöner Unregelmäßigkeit so sicher, wie das Amen in den Kirchen.
Die Hoffnung darauf, dass sich etwas zum Besseren ändern könnte, ist längst begraben. Während sich Frau Bundeskanzlerin Merkel vor Protestierenden in die Brust wirft, und diese anblafft, dass sie noch nie etwas für dieses Land (Deutschland) getan hätten, haben diese teilweise in der Vergangenheit mehr gearbeitet, als sich das Frau Merkel je vorstellen könnte. Sie diskriminiert öffentlich Menschen, die sie gar nicht kennt. Was also haben von Hartz IV Geplagte schon zu erwarten von solchen Regierenden?
Die anderen Parteien starten als Tiger, und landen als Bettvorleger. Frau Nahles SPD ist das beste Beispiel dafür. Während sich unsere Politiker ihre Einkünfte selber verpassen und erhöhen können, bestehen sie gegenüber den Hartz IV Unterworfenen darauf, dass diese weiterhin bestraft werden. Denn, sie sollen erzogen werden ! Das ist eigentlich nicht Aufgabe des Staates, und auch nicht die Aufgabe einer Einrichtung wie BA und Jobcenter, aber die Tribunale dafür machen sich so gut – helfen einsparen. Wer sich nicht mindestens mental in Topform präsentiert – dabei bereit, jeden Mist mitzumachen, der jenen, die im Speck sitzen so einfällt, ist selber schuld.
Wer nicht mitmachen will hat mindestens kämpferisch zu sein, und das auch allen anderen abzufordern. Nur ja keine Schwäche zeigen, – ja nicht müde, erschöpft wirken. Erholung ist nur für die, welche sich als Leistungsträger bezeichnen, alle anderen haben sich gefälligst zu bewegen – so, oder so, und egal ob es weiter bringt, oder auch nicht.
Die Hilfseinrichtungen sind genauso gestimmt. Allerdings kommt hier die Variante der Dankbarkeit hinzu, die so ein Hartz IV Geknechteter aufzubringen hat. Glänzende Augen sollten es mindestens sein, oder eine zerdrückte Träne. Und, bitte, weiterhin kämpferisch sich aufraffend,- siegesgewiss: „Ha! – Wieder ein Tag bezwungen!“ Und das, wenn dieser Tag mit Mühe und Not überstanden wurde, vielleicht sogar hungernd. Die „Kollateralschäden“ nimmt unsere wohlversorgte Politikergilde in Kauf. Was können sie denn dafür, dass Mensch nicht alles aushält, was ihnen so einfällt?
Aber nicht nur den Eliten und Politikern gegenüber hat der Hartz IV Zögling sich entsprechend zu präsentieren, sondern auch seinen Mitmenschen. Keiner von den anderen allen will von „so einem“ heruntergezogen werden. Niemand will wissen, wie krank das Hartz IV System macht. Es interressiert nicht, wie es den von Hartz IV Gebeutelten ergeht. Auch die Helfer nicht – viele davon gerade nicht. Schließlich wollen diese darin bestätigt sein, dass sie gebraucht werden, dass sie sinnvoll sind,- irgendwie,- dass sie Gutes tun. Das war schon immer so, und ohne diesen Aspekt würden wohl die Wenigsten helfen wollen. Viele dieser Helfer werden zynisch, wenn sie merken, dass ihre Hilfe auch nur ein momentaner Tropfen auf einen heissen Stein ist, der das Elend nicht von jetzt auf gleich behebt. Sie wollen nicht wahrhaben, dass eine momentane Hilfe nichts herausreißt aus dem Gesamtsystem. Wenn so ein kleiner Höhenflug ermöglicht wird, ist der Rückfall ins übliche Elend doppelt brutal.
Doch die Meinung ist auch häufig, dass die Hartz IV Geschändeten es nicht anders wollen. Die Erziehung brauchen sie,- sie müssen an Tagesstrukturen gewöhnt werden, auch dann, wenn sie Frühaufsteher sind, und diese Strukturen schon selber drauf haben. Irgendwie sind es immer die falschen Strukturen, wenn sie schon da sind, muss wieder flexibilisiert werden. Und immer fröhlich und aufgeschlossen mitmachen, sonst wird sanktioniert. Befindlichkeiten interressieren nicht, Behinderungen nur dann, wenn es gerade passt.
Manche von Hartz IV Gequälte isolieren sich dann selber. Sie mauern sich in sich selber ein, werden bockig. Die psyschischen Schieflagen die entstehen sind höchstens ein Fall für einen Psychologen, nach langer Wartezeit auf einen Termin, und wenn nicht vorher aufgegeben wird. Und, fragen wir uns einmal, was dieser Psychologe ändern soll? Die Antwort wäre, dass es den Klienten egal ist, wie sie behandelt werden,- dass sie freudiger in ihre Tage schreiten, trotz allem. Das aber versuchen viele dieser Menschen sowieso.
Wenn also ein Mensch, der Hartz IV erhält – welches die Erfindung eines Kriminellen ist – sich in die Allgemeinheit wagt, steht er vor der Aufgabe, so zu scheinen, wie jene, denen es gut geht. Nach zehn Jahren Hartz IV System ist das nicht mehr so einfach, wie es noch am Anfang zu sein schien. Hinter manchen dieser Menschen liegen mindestens 5 Jahre Isolationshaft – nur unterbrochen von den Momenten, in denen sie ihre Elendsbleibe verlassen, um draussen vor den anderen Leuten den immer noch zuversichtlichen „Winner“ zu geben – den Dankbaren für jeden freundlichen Blick,- den Verzeihenden für jeden unfreundlichen…
Nachdem also dieHartz IV Sündenböcke sowieso an allem selber schuld sein sollen, was sie trifft von Seiten der Jobcenter, – von Seiten der sogenannten Gesellschaft, haben sie nur die Chance des Theaterspielens. Wie gut, oder schlecht es auch sein mag, es wird eingefordert. Die anderen Leute wollen vom Elend nicht belästigt werden. Sie wollen den glücklichen Armen, oder gar keinen.
Hier der Artikel der jungen Welt:
https://www.jungewelt.de/2014/12-22/010.php
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