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Mit UNICEF im Kosovo: Steffen Seibert
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ClaudiaPoser
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Wohnort: Gera
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02.10.2007 ~ 19:40 Uhr ~ ClaudiaPoser schreibt:
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im Forum Thüringen seit: 29.08.2007
3 erhaltene Danksagungen
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Mit UNICEF im Kosovo: Steffen Seibert |
Beitrag Kennung: 67472
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Mit UNICEF im Kosovo:
ZDF-"heute"-Moderator Steffen Seibert
Tagebuch der Reise vom 24.-27. September 2007
Vom 24. bis 27. September 2007 ist der ZDF-„heute“-Moderator Steffen Seibert für UNICEF im Kosovo unterwegs, um sich ein Bild von der Lage der Kinder dort zu machen. Die Situation von Roma-Kindern steht dabei im Mittelpunkt.
Vor der Entscheidung über den Status der Balkanprovinz spitzt sich die soziale und politische Lage im Kosovo immer weiter zu. Nach dem Bürgerkrieg von 1998 und 1999 leben im Kosovo bis heute Zehntausende Flüchtlinge in Lagern.
Reisetagebuch 1. Tag
Reisetagebuch Steffen Seibert:
Für UNICEF unterwegs im Kosovo
Tag 1: Montag, 24.9.2007 - Pristina
Wir fliegen über Wien nach Pristina, das Flugzeug ist voller KFOR-Soldaten – Dänen und Niederländer, die Truppen, die den Status Quo des Kosovo aufrechterhalten. Aber lange werden sie womöglich nicht mehr zuständig sein, und was dann? Die Frage wird uns die nächsten Tage begleiten. Der Kosovo aus der Luft: das sind Gehöfte, Felder und Bergketten - unvorstellbar, dass das die Landschaft ist, in der der letzte europäische Krieg geschlagen wurde.
Pristina ist auf den ersten und alle weiteren Blicke keine schöne Stadt. Nichts mit malerischer Altstadt oder bedeutenden Sehenswürdigkeiten. Sozialistische Wohnblöcke aus Titos Zeit und die wild sprießenden Neubauten der Jahre seit dem Krieg bestimmen das Bild. Aber jung ist es, für uns, die wir aus einem alternden Land kommen, geradezu unfassbar jung. Es ist doch etwas anderes, vorher gelesen zu haben, dass 50 % der Bevölkerung unter 25 Jahren alt sind, und dann diese Horden junger Leute an jeder Straßenecke zu sehen. Eine sehr lebendige und schöne Stimmung.
Gut gesichert wie eine Stadt in der Stadt liegt das Hauptquartier der UNMIK da, der United Nations Mission in Kosovo, in einer ehemaligen Kaserne der jugoslawischen Armee. Schräg gegenüber zeigt man uns ein mehrstöckiges Gebäude – es steht leer, seit es 1999 von einer NATO-Bombe getroffen wurde.
Der stellvertretende UNMIK-Chef, ein Inder, empfängt uns zusammen mit zwei Mitarbeitern, einem Russen und einem Kroaten. „Man kommt hierher und denkt, man würde es verstehen. Und je länger du bleibst, desto verwirrter wirst du.“ Der Satz bleibt bei mir hängen. Tatsächlich wird mir schnell klar, so ein paar angelesene Wahrheiten über den Kosovo und seine Minderheiten führen hier nicht weiter, auf winziger Fläche leben gleich mehrere ethnische Gruppen nebeneinander und dieses Nebeneinanderleben hatte durchaus seine friedlichen Phasen. In Krisenzeiten aber hat es ungeheure Explosionen von Wut, Frustration und Gewalt gegeben, und die wirken nach.
Es war das besondere Schicksal der Roma, hier zwischen die Fronten zu geraten. Den Albanern galten sie als Verbündete der serbischen Unterdrücker, und das ließ man sie büßen. In Mitrovica wurde das gesamte Viertel der Roma, „Roma Mahalla“, geplündert und niedergebrannt. Zehntausende flohen von dort, wurden im eigenen Land vertrieben, oder retteten sich in die Nachbarstaaten. Viele sind auch bei uns in Deutschland gelandet.
UNMIK und UNICEF bemühen sich nun, den Roma eine Rückkehr in ein sicheres Umfeld zu ermöglichen. Sascha, der kroatische Koordinator der Roma-Projekte, gibt uns einen Eindruck von den ungeheuren Schwierigkeiten und den Rückschlägen, die es bei dieser Aufgabe in den letzten Jahren zu bewältigen gab.
Die UNMIK-Leute müssen diplomatisch vorsichtig formulieren. Aber wir spüren, dass auch sie nicht wissen, wie es hier weitergeht. Jeder weiß, in wenigen Monaten müssen hier große Entscheidungen fallen – die Bevölkerung des Kosovo drängt auf Unabhängigkeit, hat keine Geduld mehr mit dem Status Quo. Aber niemand kann sicher sein, dass es so kommt, und vor allem, dass es friedlich ausgehen wird. Die Sorge, dass der Kosovo der UNMIK unter den Händen explodieren könnte, ist greifbar.
2. - 4. Tag kann hier gelesen werden: http://www.unicef.de/kosovoreise.html
Claudia
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